Grafische Darstellung der Su-75 Checkmate

Grafische Darstellung der Su-75 Checkmate

© Suchoi

Militärtechnik

Russlands verschollener Stealth-Fighter Su-75 soll 2026 abheben

„Als Vaporware werden Produkte bezeichnet, die der Öffentlichkeit angekündigt, aber nur mit großer Verzögerung oder niemals produziert werden.“ Genau diese Wikipedia-Erklärung trifft auf die Su-75 Checkmate zu.

Russlands Antwort auf die amerikanische F-35 wurde 2021 erstmals präsentiert, danach wurde es sehr ruhig darum – weshalb Rüstungsexperten sie zur Vaporware erklärt haben.

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Jetzt gibt es aber ein Lebenszeichen von der Su-75 und eine überraschend konkrete Ansage: Sie soll Anfang 2026 zum Erstflug abheben.

Erste Su-75 wird schon gebaut

Diese Ankündigung kommt von Sergei Bogdan, Chef-Testpilot von Suchoi. Die Su-75, die zum Testflug abheben soll, befinde sich demnach bereits im Werk und werde derzeit modifiziert. Nach dem erfolgreichen Jungfernflug soll 2026 bereits die Serienproduktion des Kampfjets starten.

Die Aussage wurde im Rahmen der Dubai Airshow 2025 getroffen, die derzeit stattfindet. Dort wurde auch ein Mockup der Su-75 in 1:1-Größe gezeigt, also ein flugunfähiges Modell zu Präsentationszecken.

Su-75 könnte in Belarus gebaut werden

Aleksandr Mikheyev, Chef der Agentur Rosoboronexport, die für russische Rüstungsexporte verantwortlich ist, machte auf der Dubai Airshow eine interessante Aussage. Demnach werde überlegt, die Checkmate zusammen mit Belarus zu bauen.

Das scheint auf den ersten Blick ungewöhnlich. Schließlich gehört der Kampfjet der 5. Generation einst zu den Prestigeprojekten Russlands, um neben der Su-57 einen weiteren Stealth-Fighter am Himmel zu haben. Damit sollte der US-Strategie mit der F-22 und F-35 nachgeifert werden, oder China mit der J-20 und J-35.

Mit dem Angriffskrieg gegen die Ukraine haben sich die Prioritäten aber gewandelt. Auch russische Militäranalysten gehen mittlerweile davon aus, dass die Su-75 nur als Exportprodukt erfolgreich sein kann, weil Russland selbst nicht daran interessiert ist.

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So betrachtet, macht die Kooperation mit Belarus Sinn – vor allem für den Hersteller Suchoi (engl: Sukhoi). Mangels Interesses der russischen Regierung ist das Risiko für den Bau eines neuen Stealth-Fighters sehr hoch. Durch die Auslagerung der Produktion oder eines Teils davon nach Belarus, sowie die Nutzung von in Belarus erzeugten Komponenten, könnten die Kosten gesenkt werden.

Ein weiterer Vorteil könnte sein, dass durch das Abkoppeln von russischen Regierungsaufträgen die Su-75 besser an Kundenwünsche angepasst werden kann. Denn werden etwa Elektronik, Maßnahmen zur elektronischen Kriegsführung und optische Geräte direkt in Belarus gebaut, können so Exportbeschränkungen umgangen werden, die sonst für in Russland hergestellte Komponenten gelten.

Technische Daten zur Su-75

Auf der Dubai Airshow war ein aktuelles Datenblatt für die Su-75 Checkmate zu sehen. Laut diesem beträgt das maximale Startgewicht 26 Tonnen.

Das ist im typischen Bereich für einen Kampfjet der 4. und 5. Generation mit einem Triebwerk. Die Dassault Rafale kommt auf 24,5 Tonnen, der Stealth-Fighter KF-21 auf 25,4 Tonnen. Die F-35A ist der Spitzenreiter mit 31,8 Tonnen.

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Das Gewicht der Checkmate könnte ein Hinweis darauf sein, dass Suchoi auch eine Flugzeugträger-Variante anbieten will. Die Rafale M operiert etwa von Flugzeugträgern aus, ebenso die F-35C. Auch für die KF-21 ist eine Flugzeugträger-Variante geplant.

Laut Datenblatt wird die Su-75 eine Maximalgeschwindigkeit von Mach 1,8 bis 2 haben. Das ist schneller als die F-35A, die offiziell auf Mach 1,6 kommt. Die maximale Reichweite wird mit 2.800 km angegeben, genau wie bei der F-35A.

Dafür ist die maximale Waffenlast mit 7.400 kg (F-35A: 8.200 kg) etwas geringer. Wie bei Stealth-Fightern üblich, werden Raketen und Bomben in einem internen Waffenschacht untergebracht. Das reduziert den Radarquerschnitt und erhöht so die Tarnkappeneigenschaften. Bei Bedarf können Waffen oder Zusatztanks auch unter den Flügeln angebracht werden.

T-75: Eine unbemannte Su-75

Anscheinend will Suchoi die Su-75 auch als Quarterback bewerben. In dieser Rolle kann ein menschlicher Pilot im Cockpit der Checkmate unbemannte Flugzeuge und Drohnen befehligen, die ihn begleiten.

Auf der Dubai Airshow wurde dazu die T-75 als Modell gezeigt – eine unbemannte Variante der Su-75. Diese könnte den Kampfjet als Loyal Wingman begleiten und sowohl Luft- als auch Bodenziele angreifen. Technische Details dazu sind noch nicht bekannt.

Zukunft der Su-75 ist ungewiss

Aber nur, weil Suchoi und Rosoboronexport jetzt die Su-75 Checkmate wieder hervorkramen, heißt es nicht, dass sie wirklich gebaut wird. Es ist denkbar, dass zumindest ein fliegender Prototyp gebaut wird. Aber wenn es keine konkreten Kaufabsichten für den Flieger gibt, hat Suchoi auch keinen Grund, ihn in Serienproduktion zu bauen – unabhängig davon, ob das in Belarus oder Russland stattfindet. Von der MiG 1.44 flog etwa im Jahr 2000 auch ein Prototyp des Stealth-Fighters, das Programm wurde aber eingestellt.

Konkurrenz für die Su-75 gibt es zudem aus eigenem Haus. Bei der Dubai Airshow hat Suchoi die Exportversion der Su-57 beworben. Angeblich werden die ersten 2 Stück der Su-57E noch heuer an Algerien geliefert, eine offizielle Bestätigung von Algerien gibt es dafür aber noch nicht.

Die Su-57 ist ebenfalls ein Stealth-Fighter der 5. Generation. Sie hat 2 Triebwerke und ist damit leistungsstärker als die Su-75. Wie hoch ihr Exportpreis ist, ist nicht bekannt. Russland zahlt angeblich etwa 50 Millionen US-Dollar pro Stück, der Exportpreis könnte demnach bei 60 bis 70 Millionen US-Dollar, oder noch höher, liegen. Zusätzlich kommen Service- und Ersatzteilverträge hinzu, die den tatsächlichen Stückpreis meist nochmal um etliche Millionen Dollar anwachsen lassen.

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Damit die Su-75 attraktiv für potenzielle Kunden ist, müsste sie merkbar billiger sein oder eben in einer Flugzeugträger-Variante kommen. Allerdings ging man in der Vergangenheit davon aus, dass die Checkmate im Export 50 bis 75 Millionen US-Dollar kosten soll. Sofern der Preis für die Su-57E nicht doch deutlich höher ist, würde es für die meisten Staaten kaum Sinn machen, die Su-75 statt einer Su-57E zu nehmen.

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Gregor Gruber

Testet am liebsten Videospiele und Hardware, vom Kopfhörer über Smartphones und Kameras bis zum 8K-TV.

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