TOS-1A bei einer Militärparade

TOS-1A bei einer Militärparade

© APA/AFP/DIMITAR DILKOFF / DIMITAR DILKOFF

Militärtechnik

Gefürchteter Flammenwerfer-Panzer: Russland bekommt neue TOS-1A

Das Rüstungsunternehmen Uralwagonsawod hat eine neue Ladung TOS-1A an die russische Armee übergeben. TOS steht für „schweres Flammenwerfersystem“. Tatsächlich verschießt der TOS-1A aber keine Flammen, sondern 24 Raketen.

Die Raketen haben thermobare Ladungen. Das macht das TOS-System einzigartig: Kein anderer fahrbarer Mehrfachraketenwerfer der Welt ist speziell für das Abfeuern dieser Waffe gedacht, die auch als Aerosolbombe und Vakuumbombe bekannt ist.

Verbrennen und ersticken

Bei dieser Art von Waffen werden bei der Detonation Aerosole freigesetzt, die sich in der Folge entzünden. Zudem breitet sich eine Druckwelle aus. Anschließend entsteht ein Unterdruck, der die Luft um den Explosionsherd herum wieder in dessen Zentrum zurückzieht. Das sorgt unter anderem für Sauerstoffverlust und ist auch für Menschen und Tiere tödlich, die eigentlich vor der Explosion geschützt waren.

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Eine thermobare Waffe kann also Menschen auf 3 Arten töten: Verbrennen, durch die Schockwelle und ersticken, bzw. an den Spätfolgen der angerichteten Lungenschäden. Das macht sie zu besonders gefürchteten Waffen am Schlachtfeld.

Zerstören von befestigten Stellungen

Durch die 24 Raketen kann der TOS-1A wie eine Raketenartillerie genutzt werden und mit einer vollständigen Salve eine tödliche Wirkung auf einer Fläche von 400 x 200 Metern erzielen. In dieser Rolle wird er aber eher selten eingesetzt, da die maximale Reichweite bei lediglich 10 km liegt. Das ist weit weniger als moderne Artillerie (30 bis 50 km) und Raketenartillerie (je nach Munition 30 bis 150km+). Diese haben aber eben keine thermobaren Ladungen.

Die TOS-Systeme werden stattdessen primär gegen befestigte Stellungen eingesetzt. Hier haben thermobare Waffen den Vorteil, dass die Druckwelle sich in Tunneln und Bunkern weiter ausbreitet, weil sie von Wänden abprallt und der Sauerstoff auch aus Räumen gesaugt werden kann, die etwa dem Beschuss einer regulären 155-mm-Artilleriegranate problemlos standhalten würden.

Hohe Verluste in der Ukraine

Das erzeugt ein „man ist nirgends sicher vor dieser Waffe“-Gefühl, was zusätzlich einen psychologischen Effekt auf den Feind hat. Allerdings ist der TOS-1A selbst nur wenig bedrohlich, wenn man nicht in der Schusslinie ist. Er hat keine Sekundärbewaffnung und die Raketen sind nicht für den Direktbeschuss gedacht.

Er kann sich also nicht selbst gegen Angriffe von Soldaten, Fahrzeugen oder Drohnen verteidigen. Im Angriffskrieg gegen die Ukraine hat Russland deshalb schon 34 TOS-1A verloren. Das sind die durch Bildmaterial bestätigten Verluste – die tatsächlichen Verluste könnten noch höher sein.

Neue TOS-1A mit Drohnenschutz ab Werk

Die neuen TOS-1A, die jetzt ausgeliefert wurden, bekommen ab Werk einen Cope Cage. Die Gitterelemente sollen Schutz vor Kamikazedrohnen bieten, bzw. von Sprengladungen, die von oben von Drohnen abgeworfen werden. Außerdem wurde, zumindest seitlich auf der Wanne des Panzers, Reaktivpanzerung angebracht. Diese explodiert bei Beschuss nach außen hin, um panzerbrechende Geschoße abzuschwächen oder zu zerstören, damit sie nicht die eigentlichen Stahlplatten des Panzers durchschlagen.

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Auf einem der neu ausgelieferten TOS-1A ist auf der rechten Seite des Raketenwerfers kyrillische Schrift zu sehen. Diese heißt übersetzt „für Kirillow!“.

Damit ist Lieutenant General Igor Anatoljewitsch Kirillow gemeint. Er war der Kommandeur der russischen Truppen zur Abwehr radiologischer, chemischer und biologischer Gefahren. Er wurde am 17. Dezember 2024 bei einem Sprengstoffanschlag in Moskau getötet. Der ukrainische Geheimdienst SBU bekannte sich zu dem Attentat. Laut Rostec, der Dachgesellschaft für die russische Rüstungsindustrie, war Kirillow maßgeblich an der Entwicklung, Einführung und Modernisierung des TOS-Systems beteiligt.

2 TOS-Varianten im Einsatz

Derzeit gibt es 2 TOS-Systeme. TOS-1A Solnzepjok (Scorching Sun / Sonnenhitze) nutzt die Wanne des Kampfpanzers T-72. TOS-2 Tosotschka nutzt ein Lkw-Fahrgestell. Der Raketenwerfer hat nur 18 Röhren, dafür soll die eigens dafür entwickelte thermobare Rakete aber eine Reichweite von 15 bis 20 km haben.

Laut Rostec laufen bereits die Tests für eine neue TOS-Variante. Diese soll die Wanne des Kampfpanzers T-80 nutzen. Zudem soll sie mehr Reichweite, eine höhere Genauigkeit und höheres Level an Automation haben. Dies könnte bedeuten, dass die Besatzung von derzeit 3 Mann auf 2 Mann reduziert wird.

TOS-3 ist in Arbeit

Rostec nennt zwar keinen Namen für die neue Variante, es könnte sich aber um TOS-3 handeln. Die Arbeit daran hat Rostec im April 2024 bestätigt. Damals wurde aber nicht der T-80 als Plattform genannt, weshalb es Gerüchte gab, TOS-3 könnte die Wanne des neuesten Kampfpanzers T-14 nutzen. Da der aber anscheinend noch immer nicht voll einsatzbereit ist und bei Truppenversuchen etliche Probleme gemeldet wurden, greift man wohl jetzt auf die bewährte T-80-Wanne zurück.

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Im Juni 2024 wurde schließlich ein Prototyp des TOS-3 Drakon (Drache) bei einer Veranstaltung der russischen Truppen zur Abwehr radiologischer, chemischer und biologischer Gefahren gezeigt. Der Raketenstarter ist deutlich länger als der des TOS-1A, hat aber nur noch 15 Röhren.

Ein TOS-3 Raketenwerfer auf einem Militärstützpunkt wird von Zivilisten besichtigt.

TOS-3

Das deutet auf eine höhere Reichweite für die thermobaren Raketen hin. Außerdem ist ein Cope Cage um den Raketenwerfer montiert. Wann der TOS-3 einsatzbereit sein wird, ist derzeit nicht bekannt.

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Gregor Gruber

Testet am liebsten Videospiele und Hardware, vom Kopfhörer über Smartphones und Kameras bis zum 8K-TV.

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