F-35A (Symbolbild)
F-35 wirft zum ersten Mal B61-12-Atombomben ab
Neben Interkontinentalraketen, von U-Boot gestarteten Raketen und Marschflugkörpern, haben die USA auch noch klassische Atombomben. Über 400 Stück der Freifallbombe B61 befinden sich in den Arsenalen, die meisten davon in der Ausführung B61-12.
Und diese wurde jetzt von einer F-35A abgeworfen. Es ist das erste Mal, dass der Stealth-Fighter eine reguläre B61-12 aus den vorhandenen Beständen abgeworfen hat, anstatt spezielle Prototypen oder Testvarianten.
Einen nuklearen Sprengkopf trugen die Bomben aber nicht – sie waren stattdessen mit „Inerts“ bestückt, die dasselbe Gewicht wie der Atomsprengkopf haben, aber nicht explodieren.
Die F-35A wird mit 2 B61-12 beladen
© Sandia National Laboratories
Abwurf bei Area 52
Die Tests fanden bereits Ende August statt. Die Sandia National Laboratories haben sie aber erst jetzt publik gemacht. Sandia ist ua. für die Forschung und Entwicklung der nicht-nuklearen Komponenten der Atomwaffen der USA zuständig.
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Insgesamt wurden 3 B61s abgeworfen, bei der Tonopah Test Range, die auch als Area 52 bekannt ist. Die Tests waren laut Sandia erfolgreich und haben bewiesen, dass die B61-12 unter realen Bedingungen so funktioniert, wie sie soll, wenn sie von einer F-35 abgeworfen wird.
B61-12 kurz vor dem Einschlag
© Sandia National Laboratories
Zerstörungskraft der B61-12
Die B61-12 wird seit November 2021 in Serienfertigung produziert. Sie soll dafür sorgen, dass die B61 noch mindestens 20 Jahre im aktiven Einsatz bleibt. Die allererste Variante, B61-0, wurde ab 1968 in Serienfertigung produziert.
Die B61-12 ist eine Lenkbombe mit 3,6 Metern Länge. Sie hat einen Durchmesser von 34 cm und wiegt 370 kg. Der nukleare Sprengkopf kann für die Stärken 0,3, 1,5, 10 und 50 Kilotonnen konfiguriert werden, wodurch die Bombe sowohl taktisch (militärische Ziele oder Infrastruktur) als auch strategisch (große Ziele inkl. Ballungszentren) eingesetzt werden kann.
B61-12 für den Abwurftest
© Sandia National Laboratories
Zum Vergleich: Die Hiroshima-Bombe hatte eine Sprengkraft von 13 kT. Durch den Einsatz wurden bis zu 80.000 Menschen sofort getötet. Schätzungen zufolge sind anhand der Spätfolgen bis 1946 weitere 90.000 bis 160.000 Menschen gestorben.
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Für Kampfjets und Stealth-Bomber vorgesehen
Die B61-12 kann von den US-Kampfjets F-35, F-15E und F-16 abgeworfen werden, sowie von der PA-200 Tornado der deutschen Luftwaffe. Außerdem kann sie von den Stealth-Bombern B-2 und B-21 getragen werden.
Der Bomber B-52 ist nicht für den Abwurf der B61-12 vorgesehen, obwohl er zuvor für ältere B61-Varianten zertifiziert war. Einer der Gründe dafür könnte sein, dass die B-52 weder die Stealth-Eigenschaften der B-2 und B-21 hat, noch die Agilität von Kampfjets. Sie ist also ein leichtes Ziel für die Luftabwehr, die sich seit dem Kalten Krieg rasant weiterentwickelt hat.
Die B-52, die in ihrer ersten Ausführung schon 1955 in Dienst gestellt wurde, ist aber nach wie vor Teil der amerikanischen Nuklearstrategie. Statt Bomben trägt sie Marschflugkörper mit Atomsprengköpfen, wie etwa die AGM-86B. Diese hat eine Reichweite von über 2.000 km. Dadurch kann die B-52 beim Abschuss außerhalb der Reichweite der feindlichen Luftabwehr bleiben. Eine B-52 kann bis zu 20 AGM-86 tragen.
Warum überhaupt noch Bomben?
Da sich Raketen und Marschflugkörper mit hoher Reichweite nuklear bestücken lassen, stellt sich die Frage: Warum überhaupt noch Freifallbomben bauen? Schließlich müssen auch die Stealth-Flugzeuge für den Abwurf, je nach Flughöhe und Geschwindigkeit, wohl näher als 20 km an das Ziel ran. Damit sind sie im Wirkungsbereich von Flugabwehrsystemen, die für mittlere Reichweiten gedacht sind, wie etwa dem russischen BUK und Pantsir.
Ein großer Grund für die B61 ist die Abschreckung. Da die B61-12 von normalen Kampfjets und Stealth-Fightern getragen werden kann, wird jeder dieser Flieger theoretisch zur nuklearen Bedrohung. Und Hunderte Kampfjets, die die USA auch bei Stützpunkten von verbündeten Ländern in Europa und Asien stationiert haben, sind schwieriger zu verfolgen und abzufangen als einige wenige Bomber.
Bei nuklear-bewaffneten Kampfjets kann also das Prinzip des Schwarmangriffs genutzt werden: Irgendeiner wird schon durchkommen. Und wenn eine F-35 2 B61-12s mit je 50 kT Sprengkraft trägt, ist das immer noch eine gewaltige Zerstörungskraft.
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