Symbolbild: Foto eines Atombombentests
China simuliert dreifachen Nuklearschlag auf selbes Ziel
Chinesische Wissenschafter wollen untersuchen, was passieren würde, wenn man auf dasselbe Ziel schnell hintereinander mehrfach Atomschläge ausführt. Eine entsprechende Studie wurde in der Fachzeitschrift „Explosion and Shock Waves“ veröffentlicht, wie die SCMP berichtet.
Die Studie beschreibt die Entwicklung des weltweit ersten Laborsystems, das die Auswirkungen von Mehrpunkt-Atomexplosionen mit hoher Sprengkraft simulieren kann. Möglich wird das durch ein neuartiges Testsystem, das auf einer Vakuumkammer basiert.
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Kernstück des Systems ist eine 2-stufige Hochdruckgaskanone. Diese feuert kleine Projektile auf unter Druck stehende Glaskugeln mit Sprenggas ab. Dadurch wird die schnelle Energiefreisetzung einer nuklearen Detonation auf kontrollierbare und wiederholbare Weise simuliert. Anhand der Prinzipien der Ähnlichkeitstheorie reduziert das System massive Atomexplosionen auf kleine, kontrollierte Experimente.
3 Atombomben hintereinander
Entscheidend ist, dass das System die nahezu perfekt synchrone Auslösung mehrerer Sprengstoffquellen ermöglicht. Die Studie berichtet von einer zeitlichen Diskrepanz von nur 0,8 Millisekunden zwischen den Detonationen. Das wäre in der Praxis vernachlässigbar.
Konkret soll simuliert werden, was passiert, wenn 3 nukleare Sprengköpfe in schneller Folge beim selben Ziel detonieren. Dieses Ziel könnte etwa die Zerstörung tief vergrabener, unterirdischer Anlagen sein. Der US-Stützpunkt Cheyenne Mountain Complex befindet sich etwa 610 Meter unter Granit.
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Bomben bereits in Arsenalen
Die chinesischen Forscher argumentieren, dass neue präzisionsgelenkte, in den Boden eindringende Atomwaffen mit geringer Sprengkraft bereits in US-amerikanischen und russischen Arsenalen sind. Diese könnten so programmiert werden, dass mehrere Detonationen kurz hintereinander erfolgen. Die Zerstörungswirkung könnte so massiv gesteigert werden.
Solche Mehrpunkt-Atomangriffe existierten derzeit jedoch nur in der Theorie. Kein Land verfügte bisher über eine zuverlässige Möglichkeit, die kombinierten Effekte mehrerer gleichzeitiger oder nahezu gleichzeitiger unterirdischer Atomexplosionen physikalisch zu simulieren oder zu testen.
Neuer Kommandokomplex
Derzeit baut China einen riesigen unterirdischen Kommandokomplex in der Nähe von Peking. Mit 1.500 Hektar soll die Anlage 10-mal größer sein als das US-amerikanische Verteidigungsministerium Pentagon. Die Anlage verfügt über tiefe Löcher, die in den Boden gegraben wurden, um Bunker zu bauen, die einem Nuklearschlag standhalten können.
Zudem ist China laut Informationen der Arms Control Association dabei, sein Arsenal an Nuklearwaffen stark auszubauen. Mitte 2024 soll China über rund 600 atomare Sprengköpfe verfügt haben. Bis 2030 könnten es über 1.000 sein.
China als Atommacht
China wurde zur Atommacht, indem es ab den 1950er Jahren heimlich ein eigenes Atomwaffenprogramm aufbaute. Am 16. Oktober 1964 führte China seinen ersten erfolgreichen Atomtest auf dem Testgelände Lop Nor durch und wurde damit der 5. Nuklearwaffenstaat weltweit. Neben China verfügten damals nur die USA, die Sowjetunion, Großbritannien und Frankreich über Atomwaffen.
Obwohl der erste Test mit einer vergleichsweise kleiner Sprengkraft stattfand, gelang es China bereits 1967, eine Wasserstoffbombe mit deutlich höherer Sprengkraft zu zünden.
Nach dem erfolgreichen Test der Wasserstoffbombe 1967 baute China sein Atomwaffenprogramm kontinuierlich aus und modernisierte es. Im Gegensatz zu den USA und der Sowjetunion setzte China zunächst vor allem auf landgestützte ballistische Raketen als Trägersysteme.
In den 1980er- und 1990er-Jahren begann China, seegestützte atomare Systeme (nuklearbestückte U-Boote) zu entwickeln. Seit den 2000er-Jahren modernisiert und erweitert China sein Arsenal massiv, unter anderem durch neue Langstreckenraketen, Mehrfachsprengköpfe, und moderne Trägersysteme.
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