Eine B-52H fliegt am Himmel mit ausgefahrenem Fahrwerk und sichtbaren Triebwerken.

B-52H

© US Air Force

Militärtechnik

Bremsfallschirm von B-52 Bomber öffnet sich im Flug

Am 11. Dezember bekam der Luftfahrt-Fotograf Eric Kilpatrick ein ungewöhnliches Motiv vor die Linse. Eine B-52H zog ihren Bremsfallschirm hinter sich her.

Das wäre an sich nichts Ungewöhnliches – wenn es am Boden passiert. In der Luft sollte der Fallschirm aber eigentlich nicht aufgehen.

In dem Video sieht man, wie der Bremsfallschirm abgekoppelt wird und zu Boden gleitet. Laut Eric wurde der Fallschirm direkt über dem Militärflugplatz von Fort Worth abgeworfen. Wahrscheinlich hat der Pilot diesen Ort ausgewählt, damit der Fallschirm nicht über bewohntes Gebiet niedergeht und dort womöglich Schaden anrichtet.

Verletzt wurde laut aktuellem Stand niemand und die B-52H dürfte wohlbehalten zu ihrem Heimatflughafen Barksdale zurückgekehrt sein – zumindest gibt es keine gegenteiligen Berichte.

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Unfälle mit nicht geöffneten Bremsfallschirmen

Ältere Berichte darüber, dass sich bei einer B-52 der Bremsfallschirm in der Luft öffnet, findet man ebenso wenig. Das heißt es nicht, dass es nicht schon mal passiert ist: Aber auf Kamera festgehalten wurde es anscheinend bisher noch nicht. Und wenn, so wie jetzt passiert, der Zwischenfall immer glimpflich ausgeht, wird wohl kein Unfallbericht dazu an die Öffentlichkeit getragen.

Problematisch ist es, wenn es andersherum passiert – also der Fallschirm nicht aufgeht, wenn er sollte. 1972 zündete der Bremsfallschirm bei der Landung mit einem fehlerhaft funktionierenden Triebwerk nicht, weshalb die bewaffnete B-52 über die Landebahn hinausschoss. Der Bomber zerbrach in 2 Hälften, der Schlamm verhinderte aber, dass das Flugzeug explodierte. Die gesamte Crew überlebte.

2016 musste eine B-52 einen Start abbrechen, wegen Verdacht auf Vogelschlag an einem Triebwerk. Der Bremsfallschirm entfaltete sich nicht richtig, der Bomber schoss 91 Meter über die Piste hinaus. Die Crew konnte evakuiert werden und erlitt nur leichte Verletzungen – die B-52 brannte aber vollständig aus. Der Schaden wurde damals mit 112 Millionen US-Dollar (inflationsbereinigt 151 Millionen US-Dollar) berechnet.

Ausgebrannte B-52 nach abgebrochenem Start im Jahr 2016

Ausgebrannte B-52 nach abgebrochenem Start im Jahr 2016

Drag Chute

Bremsfallschirme sind etwas anders gebaut als herkömmliche Fallschirme. Sie sind länglicher. Dadurch reduzieren sie die Geschwindigkeit weniger, können aber bei hohen Geschwindigkeiten ausgelöst werden, ohne zu reißen. Daher trudelte der Schirm auch beim aktuell gefilmten Vorfall anscheinend unbeschädigt zu Boden, obwohl ihn die B-52 im Flug nachgezogen hat.

Bei Flugzeugen wird ein Drag Chute beim Landen üblicherweise geöffnet, um schneller zu bremsen. Dadurch können die Maschinen auf kürzeren Pisten landen, als für die sie eigentlich ausgelegt sind. Bei der B-52 ist der Hauptgrund für den Fallschirm, die eigentlichen Bremsen bei der Landung zu schonen. Dadurch ist weniger Wartung nötig, was die Einsatzbereitschaft (Readiness) erhöht und Kosten für Ersatzteile spart.

Der Bremsfallschirm ist auch wichtig, wenn auf nassen Pisten gelandet wird und weil das Gewicht der B-52, und damit ihr Bremsweg, stark variieren kann. Sie wiegt 120 Tonnen, das maximale Startgewicht beträgt 221 Tonnen. Je nachdem, wie viel Treibstoff beim Landen übrig ist, bzw. wie viel von der Bewaffnung, könnte sie nicht auf allen Flughäfen sicher landen. Daher ist der Bremsfallschirm besonders dann wichtig, wenn kurz nach dem Start ein Defekt bemerkt wird und schnell gelandet werden muss, anstatt das ideale Flugfeld zu suchen.

Die NASA nutzte die B-52 und ihren Drag-Chute-Mechanismus für weniger kriegerische Zwecke. Mit ihr wurden Bremsfallschirme getestet, um das Space Shuttle leichter und sicherer landen zu lassen.

Fetter, hässlicher Bomber

Die B-52 wurde 1955 in Dienst gestellt. Damit ist sie das älteste noch im Dienst befindliche Flugzeug der US Air Force. Der offizielle Beinamen Stratofortress wird innerhalb der Truppen selten genutzt. Dort hat sich BUFF eingebürgert – Big Ugly Fat Fucker.

Derzeit befinden sich 58 der Bomber in der Version B-52H im regulären Dienst. 18 weitere sind bei der Reserve. Etwa 12 Stück sind im Langzeitlager untergebracht.

Geplant ist, dass zumindest einige der B-52H bis in die 2050er-Jahre fliegen. Noch vor 2030 sollen die ersten davon zur B-52J aufgerüstet werden. Dabei erhalten sie neue Triebwerke und ein verbessertes Radar.

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Teil der amerikanischen Nuklearwaffenstrategie

Die B-52H hat eine Flügelspannweite von 56,4 Metern. Die maximale Geschwindigkeit ist 1.050 km/h, die übliche Reisegeschwindigkeit liegt bei 819 km/h. Die Dienstgipfelhöhe beträgt 15.000 Meter. Die Reichweite bei Kampfeinsätzen beträgt bis zu 14.200 Kilometer. Die große Reichweite macht sie zu einem strategischen Langstreckenbomber.

Strategisch heißt, dass sie mit Atomwaffen bestückt werden kann. Die B-52 war von Beginn an dafür vorgesehen, Atombomben auf Russland abzuwerfen. Auch heute ist sie noch Teil der US-Atomwaffenstrategie.

Die bis zu 32.000 kg Waffenlast ermöglichen eine Bestückung mit zahlreichen Waffen, die nukleare oder konventionelle Sprengköpfe haben. So kann sie etwa mit einem Rotary Launcher ausgestattet werden, um bis zu 8 Marschflugkörper aus dem internen Waffenschacht abzuwerfen. Unter den Flügeln können bei Bedarf weitere 12 Marschflugkörper angebracht werden.

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Gregor Gruber

Testet am liebsten Videospiele und Hardware, vom Kopfhörer über Smartphones und Kameras bis zum 8K-TV.

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Gregor Gruber

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