B-2 Stealth-Bomber im Flug bei Sonnenuntergang mit ausgefahrenem Fahrwerk.

Ein B2-Bomber im Flug (Symbolbild)

© US Air Force

Militärtechnik

Mit Klebeband reparierter B-2 Stealth-Bomber spart Air Force 52 Millionen Dollar

Am 14. September 2021 landete ein B-2 Stealth-Bomber nach einem Trainingsflug. Dabei kollabierte das linke Fahrwerk der „Spirit of Georgia“. Der linke Flügel schliff über die Piste und die B-2 rutschte ins Gras ab. 

Ein B-2 Tarnkappenbomber steht auf einem Flugfeld.

Auch wenn die Fotos der verunfallten Maschine vergleichsweise harmlos aussehen, kann das eine jahrelange und sündhaft teure Reparatur nach sich ziehen. Denn ist die Form der B-2 verzogen und die spezielle Beschichtung beschädigt, verliert sie ihre Stealth-Eigenschaften – und die sind der einzige Grund, warum es die B-2 überhaupt gibt.

Es hat 4 Jahre gedauert, um die Spirit of Georgia wieder flottzumachen. Seit 6. November 2025 ist sie wieder im Einsatz, berichtet die Air Force. Dazu hat sie jetzt auch verraten, wie die Reparatur abgelaufen ist und wie dabei über 50 Millionen US-Dollar eingespart werden konnten.

B-2 Stealth-Bomber Spirit of Georgia bei Nacht auf dem Rollfeld mit sichtbarem Fahrwerk.

Das Foto vom 6. November zeigt den Rückkehr der Spirit of Georgia in den aktiven Dienst

Eine B-2 kostet über 4 Milliarden US-Dollar

Dass die B-2 überhaupt repariert wurde, obwohl absehbar war, dass die Kosten dafür hoch sind, liegt an der geringen Stückzahl der Maschine. Mit der Spirit of Georgia hat die Air Force aktuell nur 19 einsatzbereite B-2. Und werden die gesamten Kosten für das B-2-Programm berechnet und an die Inflation angepasst, kostet eine der Maschinen ungefähr 4,17 Milliarden US-Dollar. Ein Aufgeben und Ausschlachten der beschädigten Spirit of Georgia wurde deshalb schon kurz nach dem Unfall ausgeschlossen.

Gleich zu Beginn der geplanten Reparatur, gab es die ersten Probleme: Wie bekommt man die B-2 vom Luftwaffenstützpunkt Whiteman AFB zurück ins Werk des Herstellers Northrop Grumman in Palmdale, Kalifornien? Mit dem Auto sind es 24 Stunden, aber ein Schwertransport per Lkw ist ausgeschlossen. Denn die B-2 ist 21 Meter lang und 52 Meter breit. Einfach mal die Flügel des Nurflüglers abschneiden und später wieder dranschweißen, ist nicht möglich.

Größenvergleich: Die B-2 führt die Formation an, neben ihr die Bomber B-52 und B-1. Seitlich die Kampfflugzeuge F-16, A-10, F-22 und F-15.

Größenvergleich: Die B-2 führt die Formation an, neben ihr die Bomber B-52 und B-1. Seitlich die Kampfflugzeuge F-16, A-10, F-22 und F-15.

Der Lufttransport, etwa mit einem Lasthubschrauber, wäre aufgrund der Größe ebenso riskant. Abgesehen davon wiegt die B-2 leer über 71 Tonnen. Der stärkste Helikopter der Welt, der russische Mi-26, kann 20 Tonnen extern anheben. Das amerikanische Gegenstück CH-53K King Stallion schafft 16,3 Tonnen.

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Die Lösung für fast alles: Klebeband

Die Spirit of Georgia musste also aus eigener Kraft fliegen. Die Arbeiten daran haben begonnen, indem die Maschine mit Luftpolstern angehoben wurde. So konnte das kollabierte Fahrwerk manuell ausgeklappt werden. Die B-2 wurde danach in den Hangar gezogen.

Mittels Lasermessung wurde festgestellt, dass sich die kritischen Komponenten im Toleranzbereich befinden, also nicht verzogen oder beschädigt wurden. Danach wurden Analysen angestellt, ob die B-2 einem Flug standhalten kann. Knapp ein Jahr danach wurde das OK für den Transferflug gegeben.

Am 22. September 2022 kam die Spirit of Georgia in Palmdale an. Auf Bildern des Fotografen Tom Jordan ist zu sehen, dass an der Unterseite des linken Flügels ein Teil der radarstrahl-absorbierenden Oberfläche fehlt. Viel auffälliger ist aber, dass eine beachtliche Menge an Klebeband verwendet wurde. Dabei handelt es sich um Speed Tape. Dieses spezielle Klebeband hält hohe Geschwindigkeiten, Temperaturen und Druckverhältnisse aus, weshalb es in der militärischen und zivilen Luftfahrt und im Motorsport für schnelle Reparaturen genutzt wird.

52 Millionen US-Dollar gespart

Laut der Air Force hat die Klebeband-Aktion massiv die Kosten reduziert. Dadurch, dass der Flug ins Werk stattfinden konnte und keine aufwändigen Vorort-Reparaturen nötig waren, konnten 52 Millionen US-Dollar gespart werden. Die gesamten Reparaturkosten für die Spirit of Georgia sanken dadurch auf 23,7 Millionen US-Dollar. Außerdem sei die Reparaturzeit so um 9 Monate kürzer gewesen.

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Für eine B-2-Reparatur ist das geradezu ein Schnäppchen. Die Spirit of Washington wurde 2010 in Guam durch ein Feuer beschädigt. Die Vor-Ort-Reparatur, um sie ins Werk fliegen zu können, kostete damals 68 Millionen US-Dollar und dauerte 18 Monate. Die Reparatur bei Northrop kostete dann nochmals 37,2 Millionen US-Dollar.

Symbolbild: Eine B-2 im Hangar

Symbolbild: Eine B-2 im Hangar

Hauttransplantation von Test Article 0998

Dass man bei der Spirit of Georgia relativ günstig davongekommen ist, liegt laut der Air Force auch an einer „innovativen Lösung“. Dafür wurde eine Hauttransplantation durchgeführt. Test Article 0998, ein nicht-flugfähiger B-2-Bomber für System- und Materialtests, spendete ein 2,5 x 1,3 Meter großes Stück der Komposithaut.

Test Article 0998: Nicht-flugfähiger B-2-Bomber steht am Boden

B-2 Test Article 0998

Für die Operation mussten bei Northrop eigene Hitzegeräte gebaut werden. Die Hitze ist nötig, damit die reparierten Teile korrekt aushärten können. Die Hitze darf sich nicht zu stark ausbreiten, weil das sonst die Struktur anderer Teile gefährden würde.

Neues Harz half bei der Reparatur

Eine andere Schwierigkeit sei gewesen, die Klebestellen der Kompositoberflächen sauber zu bekommen und zu halten, damit die Verbindung wunschgemäß hält. Denn gerade im Bereich der Treibstofftanks sei eine große Kontamination mit Kohlenwasserstuff und Silikon üblich. Das Team von Northrop soll nahezu Laborreinheit erreicht zu haben, bevor die Reparaturschichten aufgetragen wurden.

Bei den Reparaturen sei außerdem erstmals bei der B-2 ein neues Kompositharz verwendet worden. Dies war nötig, weil, wie bei solchen Reparaturen üblich, aufgrund der Größe kein Autoklav für die thermischen Behandlungen genutzt werden konnte. Durch den Einsatz des Harzes habe man mehrere Monate Zeit bei der Reparatur einsparen können.

Durch die Erfahrungen, die bei der Reparatur der Spirit of Georgia gemacht wurden, könne man zukünftig die anderen B-2-Bomber ebenfalls günstiger und schneller reparieren und warten. Die Air Force geht davon aus, dass so auch die Lebensdauer der Flotte erhöht werden kann.

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Nachfolger B-21 steht in den Startlöchern

Die Air Force plant, dass die B-2 noch bis 2040 aktiv bleibt. Bis dahin soll sie von der B-21 Raider abgelöst werden. Die wird gerade gebaut und erprobt. 3 Stück wurden laut Northrop bislang hergestellt, 2 davon waren bei Testflügen zu sehen.

Die B-21 ist mit einer Flügelspannweite von 40 Metern kleiner als die B-2. Sie hat weniger Waffenlast, aber dafür eine etwas höhere Reichweite.

Sie soll deutlich günstiger werden als die B-2. Die Air Force geht von einem Stückpreis von 700 Millionen US-Dollar aus. Allerdings gilt das nur, wenn wie geplant 100 Stück oder mehr gekauft werden. Reduziert die Air Force ihre Bestellung, womit Militärexperten derzeit rechnen, steigt der reale Stückpreis, weil die Entwicklungskosten für das B-21-Programm dann auf weniger Flugzeuge aufgeteilt werden.

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Gregor Gruber

Testet am liebsten Videospiele und Hardware, vom Kopfhörer über Smartphones und Kameras bis zum 8K-TV.

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Gregor Gruber

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