F-47 Konzeptbild und SMO-Aufnäher

F-47 Konzeptbild und SMO-Aufnäher

© US Air Force

Militärtechnik

Die versteckte Symbolik im ersten Abzeichen des „Superfliegers“ F-47

Die F-47 bleibt mysteriös. Seit der Ankündigung des Kampfjets im März, den US-Präsident Trump als das „beste, tödlichste Flugzeug, das jemals gebaut wurde“ bezeichnet hat, gibt es kaum neue Informationen.

Nicht mal bei den Renderbildern wurde nachgelegt. Nach wie vor gibt es nur 2 Stück, bei denen die meisten Designelemente der F-47 verdeckt sind.

2028 soll der Kampfjet der 6. Generation erstmals abheben.

Konzeptbild der F-47

Daher ist jeder Informationsschnipsel zur F-47 willkommen – oder in diesem Fall: Informationsfaden. Auf X wurde vor ein paar Wochen ein Aufnäher gepostet, der die Bezeichnung „F-47“ enthält und voll mit Symbolen und Abkürzungen ist. Die US Air Force hat jetzt gegenüber twz bestätigt, dass der Aufnäher echt ist.

ACC F-47 SMO

Der Aufnäher wurde für das F-47 System Management Office (SMO) gemacht. Dieses gehört zum Air Combat Command (ACC) der Air Force. Das erklärt das „ACC F-47 SMO“ auf der linken Seite des Patches. Das F-47 SMO ist eine von mehreren Abteilungen, die bei der Air Force derzeit mit der Entwicklung und Einführung der F-47 zu tun haben.

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Superamus Perstamus Letamus

Unten am Aufnäher sind die lateinischen Worte „Superamus Perstamus Letamus“ zu lesen. Grob übersetzt heißt das: „Wir überwinden, wir ertragen, wir jubeln.“ Dieses Motto wurde bereits auf Aufnähern verwendet, die mit dem NGAD-Programm zu tun hatten, aus dem schließlich Boeings F-47 als Sieger hervorgegangen ist.

Ein Logo des Agile Development Office, das am NGAD-Programm beteiligt war. Oben der Leitspruch: Superamus Perstamus Letamus

Ein Logo des Agile Development Office, das am NGAD-Programm beteiligt war. Oben der Leitspruch: Superamus Perstamus Letamus

Dreiecke mit Linien

Weniger eindeutig sind die anderen Elemente des Abzeichens. Auf der linken Seite sind 3 Linien mit Dreiecken an der Spitze. Bei der Air Force stehen die Dreiecke oft für Flugzeuge oder Raketen, manchmal aber auch für Unterabteilungen.

Bei der NGAD-Ausschreibung gab es 3 Kandidaten: Boeing, Lockheed Martin und Northrop Grumman. Womöglich stehen die 3 Dreiecke also für die Flugzeug-Designs der 3 Rüstungskonzerne.

Das NGAD-Konzept von Northrop Grumman.

NGAD-Konzept von Northrop Grumman

6 Sterne

Die 6 Sterne stehen bei der Air Force oft für Flugtestzentrum in Groom Lake, Nevada – besser bekannt als Area 51. Diese Symbolik wurde schon auf anderen Aufnähern verwendet, die mit Groom Lake in Verbindung stehen.

Ein Aufnäher des Projekts Desert Prowler. Die Testflüge dafür haben in der Area 51 stattgefunden. Oben sind 5 Sterne, der sechste ist etwas versteckt unten.

Ein Aufnäher des Projekts Desert Prowler, das vermutlich Teil des Drohnen-Projekts RQ-170 war. Die Testflüge dafür haben in der Area 51 stattgefunden. Oben sind 5 Sterne, der sechste ist etwas versteckt unten.

Boeing und Lockheed hatten strenggeheime Prototypen für das NGAD-Programm gebaut, die 2019 und 2022 ihre Erstflüge hatten. Diese und weitere Flüge haben bei Area 51 stattgefunden.

➤ Mehr lesen: Mysteriöses Flugzeug in Area 51 gesichtet

Weiße Linie

Die weiße Linie auf der rechten Seite des Abzeichens dürfte eine schematische Darstellung der Küste Chinas sein. Sie deckt sich grob mit der südöstlichen Küste, die von Zhanjang bis Shanghai verläuft. Etwa mittig vor dieser Küste liegen Taiwan und die Taiwanstraße.

China hat mehrfach angedroht, Taiwan militärisch zu besetzen. Und die USA haben mehrfach zurückgedroht, Taiwan gegen eine chinesische Invasion beizustehen. Die F-47 würde, als modernster Kampfjet der USA, dabei eine wichtige Rolle spielen, um die Luftüberlegenheit über Taiwan, der Taiwanstraße und im Ost- und Südchinesischen Meer zu sichern.

Der am Abzeichen zu sehende Küstenabschnitt verbindet das Ost- und Südchinesische Meer. Im Vergleich zu anderen Abzeichen der Air Force ist diese genähte Drohung fast schon subtil:

Phönix

Das zentrale Element des Aufnähers ist der Feuervogel in der Mitte. Dabei handelt es sich mit großer Wahrscheinlichkeit um den mythischen Vogel Phönix. Laut der Sage verbrennt er am Ende seines Lebenszyklus, nur um aus seiner Asche neu aufzuerstehen. Daher kommt die Redewendung „Wie ein Phönix aus der Asche“.

Das könnte eine Anspielung auf NGAD sein, das 2024 auf der Kippe stand. Der Grund waren die enormen Kosten: Die Air Force rechnete zwischendurch damit, dass ein NGAD-Kampfjet 3-mal so teuer werden könnte, wie der aktuelle Stealth-Fighter F-35. Man rechnete mit einem Stückpreis von bis zu 300 Millionen US-Dollar.

➤ Mehr lesen: Kampfjet der Zukunft: Air Force steht wieder bei Null

Daher war es etwas überraschend, als im März mit der F-47 tatsächlich das Ergebnis von NGAD vorgestellt wurde. Das scheinbar fast gescheiterte Projekt wurde von der Trump-Regierung also „aus der Asche erhoben“.

Die Namensfrage

Im Internet wird spekuliert, der Feuervogel könnte ein Hinweis auf den Namen der F-47 sein. Wie etwa die F-22 Raptor heißt und die F-35 Lightning II, könnte sie die F-47 Phoenix werden. Allerdings gibt es bei der Air Force mit der WC-135 Constant Phoenix schon ein Flugzeug zur Strahlungserkennung.

Phoenix II hat sich die Navy für ihr „Weltuntergangsflugzeug“ E-130J gesichert. Dabei handelt es sich um eine Art fliegende Kommandozentrale und Relay, um im Fall eines Atomkriegs Nachrichten an getauchte Atom-U-Boote zu übermitteln.

➤ Mehr lesen: E-130J: Die fliegende Kommandozentrale der US Navy für den Atomkrieg

Konzeptgrafik für die kommende E-130J

Konzeptgrafik für die kommende E-130J

Dass die F-47 Phoenix III wird, ist eher unwahrscheinlich. Die E-130J könnte noch unbenannt werden, damit Phoenix II für die F-47 frei wird. Das wäre ein weiterer Schlag ins Gesicht der Navy. Denn um die F-47 zu finanzieren, versucht die Trump-Administration das eigene NGAD-Programm der Navy auf Eis zu legen. Wenn der Navy nicht nur ihr Gen-6-Stealth-Fighter vorenthalten, sondern auch noch der Name eines Flugzeugs gestohlen wird, könnte dies das i-Tüpfelchen auf einem ganzen Berg voller Verstimmungen zwischen den 2 Teilstreitkräften sein.

➤ Mehr lesen: So soll der Stealth-Fighter F/A-XX der US Navy gerettet werden

Die F-47 heißt übrigens so, weil Trump gerade der 47. Präsident ist und sich so ein fliegendes Denkmal setzen will. Um diese peinliche Eitelkeit zu kaschieren, hat die Air Force gesagt, die F-47 ist auch eine Hommage an das Gründungsjahr der Air Force (1947) und an die P-47 Thunderbolt, ein Jagdflugzeug aus dem Zweiten Weltkrieg. 1947 wurde die P-47 in F-47 unbenannt.

Der naheliegende Name für die neue F-47 wäre demnach Thunderbolt II. Der ist aber ebenfalls schon besetzt, von der A-10. Die kennt man zwar als A-10 Warthog, doch „Warzenschwein“ ist nur der Spitzname, den sie trägt.

A-10 mit Warzenschwein-Bemalung an der Schnauze

A-10 mit Warzenschwein-Bemalung an der Schnauze

Statt Phoenix könnte die F-47 Firebird genannt werden. Von Northrop Grumman gibt es eine Firebird, ein optional bemanntes Aufklärungsflugzeug.

Das ist aber nicht bei den US-Streitkräften eingeführt, also kein echtes Hindernis für die Nutzung des Namens. Es wäre nur etwas seltsam, den Namen eines Northrop-Flugzeugs zu nehmen und auf den Boeing-Jet zu packen, wenn Northrop in der NGAD-Ausschreibung gegen Boeing verloren hat.

Ein größeres Problem könnte sein, dass es die NATO-Kennzeichnung Firebird gibt. Und die wurde ausgerechnet für einen chinesischen Kampfjet vergeben, die J-10. Im Pazifik könnte also die Firebird gegen die Firebird kämpfen.

FBC

Keinen konkreten Hinweis gibt es darauf, was „FBC“ am Abzeichen bedeutet und wieso diese Buchstaben als einzige auf dem Patch die Farbe Schwarz haben. Will man spekulieren, könnte das F und B davon für Firebird stehen.

Möglicherweise ist mit FBC „Faster, better, cheaper“ gemeint – schneller, besser, billiger. Diese Leitphilosophie rief die NASA 1992 aus. Bei der US-Weltraumbehörde ging es darum Geld zu sparen, indem kleinere, günstigere Missionen geplant wurden. Mit der Hilfe externer, spezialisierter Unternehmen sollten sie schneller verwirklicht werden können, als wenn die NASA sich selbst um Forschung und Entwicklung kümmert.

Der Leitspruch könnte auch auf die F-47 angewandt werden. Sie soll schnell gebaut werden, damit der Erstflug, wie geplant, 2028 erfolgen kann. Das ist nämlich das erklärte Ziel: Sie soll noch in Trumps aktueller Amtszeit abheben, die im Jänner 2029 endet. Die F-47 soll außerdem billiger werden als die befürchteten 300 Millionen US-Dollar. Nachdem die F-47 offiziell angekündigt wurde, sagte die Air Force, sie soll günstiger sein als eine F-22, die durchschnittlich 143 Millionen US-Dollar kostet.

Besser könnte sein, weil man spezialisierten Drittunternehmen mehr Arbeit machen lässt, anstatt zu versuchen, das mit weniger Fachkenntnissen selbst zu machen. Auch die US Army verfolgt diesen Ansatz, etwa für die bevorstehende Ausschreibung des Kampfpanzers M1E3, der später zum M1A3 Abrams werden soll.

➤ Mehr lesen: M1E3 Abrams: Entwicklung von neuem US-Kampfpanzer kommt in die Gänge

„Was wäre, wenn wir die Industrie die Lego-Bausteine richtig zusammenfügen lassen, die dann den M1E3 ergeben, anstatt so zu tun, als wüsste die Regierung als einzige, wie das richtig funktionieren kann?“, sagte Alex Miller, Chief Technology Officer der US Army: „Wir lassen die Industrie ihre eigene Lieferkette aufbauen, anstatt uns einzumischen. Das verbessert deren Stabilität und Flexibilität.“

Was FBC wirklich bedeutet, wird womöglich zu einem späteren Zeitpunkt aufgeklärt. Laut der Air Force wird der Aufnäher noch verfeinert, bevor er offiziell zugelassen wird.

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Gregor Gruber

Testet am liebsten Videospiele und Hardware, vom Kopfhörer über Smartphones und Kameras bis zum 8K-TV.

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Gregor Gruber

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