Iron Beam 450 wurde in der Wüste getestet

Iron Beam 450

© Rafael

Militärtechnik

Israels Laserwaffe Iron Beam wird noch heuer online gehen

2014 wurde Iron Beam erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt. 11 Jahre später soll nun die Laserwaffe in Betrieb gehen.

Daniel Gold, Chef von DDR&D, der Forschungsabteilung der israelischen Streitkräfte, gab dies bei einer Konferenz bekannt: „Die Entwicklung ist abgeschlossen, die Tests haben die Fähigkeiten des Systems bewiesen. Am 30. Dezember 2025 wird Iron Beam der Armee übergeben.“

Initiale Einsatzfähigkeit noch heuer

Ab diesem Stichtag soll Iron Beam bereits den Status Initial Operational Capability (IOC) haben, berichtet Times of Israel. Das heißt er ist einsatzbereit und wird benutzt werden.

IOC bedeutet bei Rüstungsgütern üblicherweise, dass noch nicht alle Systeme der ersten Tranche ausgeliefert wurden. Wie viele der Iron-Beam-Laserwaffen am 30. Dezember in Betrieb genommen werden, wurde nicht genannt.

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Mindestens 15 Stück nötig

Genau wie das raketenbasierte Abwehrsystem Iron Dome soll Iron Beam einen Schutzschirm über Israel legen. Dafür reicht eine Laserwaffe nicht aus. Von Iron Dome sind 10 bis 15 Batterien im Einsatz (genaue Anzahl aus Geheimhaltungsgründen unbekannt), wovon jede 3 bis 4 Raketenstarter mit je 20 Raketen beinhaltet.

Diese Batterien sind so positioniert, dass sie Ballungszentren und wichtige militärische Einrichtungen vor anfliegenden Raketen, Marschflugkörpern und größeren Drohnen beschützen. Iron Beam soll dabei kein Ersatz für Iron Dome sein, sondern eine Ergänzung. Es bildet die unterste Schicht des Schutzschirms, für den Nächstbereich.

Damit sollen tieffliegende und in geringen Abstand zu den Abwehranlagen gestartete Drohnen und Raketen abgefangen werden, die zu klein, zu tief oder zu nah sind, um von Iron Dome erfasst und mit einer Rakete abgeschossen zu werden. Prinzipiell soll Iron Beam aber auch alle Ziele bekämpfen können, die jetzt Iron Dome ins Visier nimmt – solange sie nicht zu weit entfernt sind. Damit kann die Laserwaffe etwa während eines Sättigungsangriffes einspringen und weiterfeuern, während die Raketenstarter der Iron-Dome-Batterie gerade nachgeladen werden.

Damit das Konzept aufgeht, muss mindestens jede Batterie von Iron Dome eine Iron-Beam-Laserwaffe haben. Die Betonung liegt auf mindestens: Iron Beam 450, so der Name des Hauptsystems, ist ein 100-kW-Laser. Laut dem Hersteller Rafael hat er eine Reichweite von bis zu 10 km. Die Reichweite der Iron-Dome-Raketen ist offiziell nicht bekannt, dürfte aber im Bereich von bis zu 20 km liegen. Um dasselbe Gebiet abzudecken, sind also mehr Laserwaffen als Raketenstarter nötig.

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Doppelt hält besser

Zudem sind Laserwaffen wetterabhängig. Wolken, Rauch, Nebel und starker Regen können die Menge an Licht, die am Ziel ankommt, reduzieren. Dadurch sinkt die effektive Reichweite, bzw. wird die Zeit erhöht, die benötigt wird um das Ziel zu zerstören. Je nach Flugrichtung und Geschwindigkeit könnte eine Rakete oder Drohne also Iron Beam passieren, ohne, dass sie stark genug beschädigt wird, um abzustürzen oder zu explodieren.

Um diese Defizite zu kompensieren, könnte jedes Iron-Beam-System aus 2 Laserwaffen bestehen. Zumindest hat Rafael im September 2025 ein Video von Tests des Systems gezeigt, bei dem 2 Laserwaffen auf einem Container montiert waren. Diese haben Raketen, Mörsergranaten und Drohnen zerstört.

Ob die beiden Laser bei Bedarf auch unterschiedliche Ziele angreifen können oder immer nur dasselbe Ziel beschießen, ist nicht bekannt. Die Doppeltaktik ist jedenfalls schon von Iron Dome bekannt. Dieser beschießt jedes Ziel mit 2 Raketen gleichzeitig, um die Chance auf ein erfolgreiches Abfangen zu erhöhen.

Laserschüsse sind viel billiger als Raketen

Jede Rakete kostet 50.000 bis 75.000 US-Dollar – ein Abfangmanöver mit Iron Dome kostet also bis zu 150.000 US-Dollar. Für Boden-Luft-Raketen ist das sogar noch vergleichsweise günstig. Weitreichendere Raketen können mehrere Millionen US-Dollar kosten.

Auch Israels David’s Sling kostet etwa eine Million US-Dollar. Die Rakete hat eine Reichweite von bis zu 300 km und erweitert Israels Schutzschirm quasi nach oben, kommt also zum Einsatz, bevor das Ziel von Iron Dome erfasst wird. David’s Sling ist ua. zum Zerstören von ballistischen Raketen gedacht, die aufgrund ihrer Flugbahn und Geschwindigkeit schwierig abzufangen sind.

Mit solchen Raketen oder dem Iron Dome billige Kamikaze-Drohnen, die unter 1.000 US-Dollar kosten, Mörser-Granaten und ungelenkte Raketen aus Sowjetbeständen oder Shahed-Drohnen (ab 20.000 US-Dollar) zu bekämpfen, ist finanziell gesehen nicht sinnvoll. Ein „Schuss“ mit Iron Beam kostet hingegen nur ein paar Cent oder einige Dollar, je nachdem wie man den Energieverbrauch rechnet.

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„Unendliches Magazin“

Als weiterer Vorteil wird von Rafael genannt, dass Iron Beam ein „unendlich großes Magazin“ hat, also nie nachgeladen werden muss. Das stimmt zwar, suggeriert aber, dass Laser pausenlos feuern können.

Laserwaffen sind aber durch die Effizienz ihrer Kühlung limitiert. Je besser die Kühlung, desto länger können sie schießen, bevor sie eine Pause einlegen müssen. Wie lange Iron Beam ohne Unterbrechung schießen kann und wie lange die Abkühlphase danach dauert, hat Rafael bisher nicht bekannt gegeben.

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Gregor Gruber

Testet am liebsten Videospiele und Hardware, vom Kopfhörer über Smartphones und Kameras bis zum 8K-TV.

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Gregor Gruber

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