MiG-29 mit der neuen Luft-Luft-Rakete

Nordkoreanische MiG-29 mit der neuen Luft-Luft-Rakete

© KCNA

Militärtechnik

Nordkorea kopiert jetzt die deutsche Luft-Luft-Rakete Iris-T

Nordkorea orientiert sich bei seiner Aufrüstung an Designs von bewährten Waffen anderer Nationen. Die neueste Konstruktion ist eine Luft-Luft-Rakete, die der deutschen Iris-T nachempfunden ist.

Die Rakete war jetzt erstmals bei einer Zeremonie anlässlich des 80-jährigen Bestehens der nordkoreanischen Luftstreitkräfte zu sehen. Auf einem Foto der nordkoreanischen Nachrichtenagentur KCNA ist sie vor einer Mig-29 auf einem Ladegestell zu sehen, sowie montiert auf einer Mig-29 und Su-25.

Zeremonie zum 80-jährigen Bestehen der nordkoreanischen Luftwaffe

Zeremonie zum 80-jährigen Bestehen der nordkoreanischen Luftwaffe

Ähnliche Raketen in Japan und China

Optisch erinnert die nordkoreanische Rakete auf den ersten Blick stark an die Iris-T. Allerdings ist der Rumpf zwischen den Stabilisierungsflügeln und der Steuereinheit etwas länger. Das erinnert an die japanische Type 04 und chinesische PL-10.

Japanische Luft-Luft-Rakete Type 04

Japanische Luft-Luft-Rakete Type 04

Beide haben aber Steuereinheiten am Ende der Rakete, die anders aussehen. Die der nordkoreanischen scheint stark inspiriert von der markanten Steuereinheit der Iris-T zu sein.

Luft-Luft-Rakete Iris-T

Luft-Luft-Rakete Iris-T

Iris-T auch in der Ukraine im Einsatz

Die Iris-T wurde 2005 bei der deutschen Luftwaffe in Dienst gestellt. Sie gilt als Gegenstück zur amerikanischen AIM-9 Sidewinder und nutzt ebenso einen Infrarotsuchkopf. Solche Suchköpfe erkennen die Wärmeabstrahlung des Ziels. Bei der Iris-T ist eine Bildverarbeitung eingebaut, die Infrarot-Täuschkörper (Flares) erkennt und ignoriert.

Die Iris-T wiegt 88 kg. Die Reichweite beträgt bis zu 25 km. Mit der Iris-T SLS gibt es eine Variante, die sich vom Boden starten lässt. Die Iris-T SLM wird ebenfalls vom Boden gestartet, hat aber mit 40 km eine höhere Reichweite.

Die Ukraine hat von Deutschland SLS- und SLM-Systeme erhalten. In den ersten 12 Monaten seit der Nutzung hat die Ukraine damit mehr als 100 Abschüsse erzielt, berichtete der Hersteller Diehl Defence. In einem Video der ukrainischen Streitkräfte waren auf einer Iris-T-Batterie zahlreiche Kill-Marks zu sehen. Die meisten davon stellten Marschflugkörper dar.

Kill-Marks auf einer Iris-T-Batterie

Kill-Marks auf einer Iris-T-Batterie

Das zeigt, dass die Ukraine Iris-T hauptsächlich gegen Ziele mit höherer Priorität einsetzt – was Sinn macht, da eine SLM-Rakete laut Schätzungen zwischen 450.000 und 600.000 Euro kostet. Eine Shahed-Drohne, die sich auch mit günstigeren Mitteln, wie etwa dem Flakpanzer Gepard, abfangen lässt, kostet Russland lediglich zwischen 30.000 und 75.000 Euro, schätzen Militärexperten.

Technische Hilfe für Nordkoreas Rüstungsindustrie

Die Type 04 wurde bei den japanischen Streitkräften 2004 eingeführt. Sie ist mit 95 kg etwas schwerer, soll dafür aber auch bis zu 35 km Reichweite haben. Chinas Gegenstück, die PL-10, ist seit 2015 im Einsatz. Mit einem Gewicht von 89 kg und 20 km Reichweite, hat sie ähnliche Leistungsparameter wie die Iris-T. Mit bis zu Mach 4 (4.939 km/h) ist ihre Geschwindigkeit aber höher (Iris-T: Mach 3).

Anhand der vergleichbaren Größe und Steuereinheit, kann man davon ausgehen, dass Nordkoreas Luft-Luft-Rakete ähnliche Leistungsmerkmale wie die Iris-T und PL-10 hat. Der Ursprung von Nordkoreas neuer Rakete ist nicht bekannt. Wie bei vielen anderen, neuen Waffensystemen des Landes, wird vermutet, dass Russland und/oder China geholfen haben. Möglicherweise hat Russland in der Ukraine Iris-T-Raketen oder Komponenten davon erbeutet und an Nordkorea weitergegeben, damit diese sie nachbauen können – quasi als Dankeschön für die militärische Unterstützung.

China könnte einen Teil der Technologie der PL-10 verkauft haben, hat aber womöglich die Steuereinheit zurückgehalten, weil diese als zu relevant zur Weitergabe eingestuft wurde. Das wäre zumindest eine Erklärung dafür, warum Nordkoreas neue Rakete wie eine Mischung aus Iris-T und PL-10 aussieht.

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Auch US-Rakete AIM-120 kopiert

Erst im Mai 2025 hatte Nordkorea eine andere Luft-Luft-Rakete gezeigt, bei der man sich Inspiration geholt hat. Eine MiG-29 hat bei einem Test ein Luftziel mit einer Rakete abgeschossen, die verdächtig der amerikanischen AIM-120 und chinesischen PL-12 ähnelt.

Test der nordkoreanischen AIM-120-Kopie

Test der nordkoreanischen AIM-120-Kopie

Bei beiden handelt es sich um Raketen mit Radarsuchkopf für mittlerweile Reichweiten. Bei der AIM-120 sind es, je nach Version, 55 bis 180 km. Für die PL-12 werden bis zu 100 km angenommen.

Nordkorea nutzt Jets aus Sowjetzeiten

Während Nordkorea bei der Bewaffnung aufrüstet, stammen die Kampfflugzeuge nach wie vor großteils aus Sowjetbeständen. Die MiG-29 hatte etwa ihren Erstflug in Russland im Jahr 1977.

Nordkorea soll aktuell 18 Stück besitzen. 15 davon wurden 1987 geliefert. Zwischen 1991 und 1992 wurden modernere Varianten des Typs Fulcrum-C in Teilen geliefert. Weil nicht alle versprochenen Teile geliefert wurden, soll Nordkorea nur 3 komplette Flugzeuge damit zusammengebaut haben.

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Auch die Su-25, die bei der Zeremonie ebenfalls mit der Iris-T-Kopie zu sehen war, wurde Ende der 80er-Jahre von Russland geliefert. Sie hatte ebenso ihren Erstflug in Russland im Jahr 1977.

34 Stück Su-25 besitzt Nordkorea. Die Maschine ist ein Erdkampfflugzeug, also für Bodenangriffe entwickelt. Die Luft-Luft-Raketen dienen der Selbstverteidigung, könnten aber auch eingesetzt werden, um etwa Drohnen zu jagen. Für den klassischen Luftkampf ist die Su-25 nicht gut geeignet, da sie im Vergleich zur MiG-29 langsamer und weniger agil ist.

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