Courier mit Schmel-Raketenwerfern
Russischer Robo-Panzer hat jetzt 10 thermobare Raketenwerfer
Neben Drohnen kommen in der Ukraine auch ferngesteuerte Bodenfahrzeuge zum Einsatz. Vor 2 Jahren haben die Ukraine und Russland solche UGVs (Unmanned Ground Vehicle – unbemannte Bodenfahrzeuge) noch improvisiert, etwa zum Auslegen von Minen oder als Kamikaze-Vehikel.
Eines der neueren UGVs, die für den Fronteinsatz gebaut wurden, ist der russische Courier. Der Roboter-Panzer ist ursprünglich gedacht, um Material, wie etwa Munition und Versorgungsgüter, zu Soldaten in umkämpften Stellungen zu bringen. Daher auch sein Name: Kurier.
Jetzt sind in den russischen Medien Videos aufgetaucht, die ihn mit spezieller Bewaffnung zeigen. Auf einer Lafette sind 10 thermobare Raketenwerfer auf dem Robo-Panzer angebracht.
Raketenwerfer Schmel
Dabei handelt es sich um Schmel. Normalerweise werden diese Raketenwerfer von Soldaten getragen und von der Schulter abgefeuert.
Auf dem Courier ist die Schmel-Variante RPO-A angebracht. Die neuere Version ist RPO-M. Je nach Modell liegt die effektive Reichweite bei 600 oder 1.700 Meter. Die Sprengkraft von RPO-M ist zudem um gut 50 Prozent größer. Das Gewicht des Gefechtskopfs wurde von 2,1 auf 3,2 kg erhöht, das der Startröhre konnte aber reduziert werden.
Ausgestellter RPO-M Shmel
© Mike1979 Russia / Wikimedia Common
Was sind thermobare Waffen?
Beide Schmel-Versionen nutzen thermobare Ladungen. Solche Waffen sind auch als Aerosolbomben und Vakuumbomben bekannt. Bei der Detonation werden Aerosole freigesetzt, die sich in der Folge entzünden. Zudem breitet sich eine Druckwelle aus. Anschließend entsteht ein Unterdruck, der die Luft um den Explosionsherd herum wieder in dessen Zentrum zurückzieht. Das sorgt unter anderem für Sauerstoffverlust und ist auch für Menschen und Tiere tödlich, die eigentlich vor der Explosion geschützt waren.
Eine thermobare Waffe kann also Menschen auf 3 Arten töten: Verbrennen, durch die Schockwelle und ersticken, bzw. an den Spätfolgen der angerichteten Lungenschäden. Das macht sie zu besonders gefürchteten Waffen am Schlachtfeld.
Aus dem Schmel abgefeuert sollen damit leicht gepanzerte Fahrzeuge und befestigte Stellungen bekämpft werden, also etwa Soldaten, die sich in Häusern, Bunkern oder Tunneln und Gräben verschanzen. Hier haben thermobare Waffen den Vorteil, dass die Druckwelle sich weiter ausbreitet, weil sie von Wänden abprallt und der Sauerstoff auch aus Räumen gesaugt werden kann, die den Beschuss eines normalen Raketenwerfers standgehalten hätten.
RPO-A Shmel
© US Navy
Mini-Variante des TOS-1A
Da der Courier gleich 10 Schmels hat, kann er diese als Salve abfeuern. Dadurch ist es möglich ein größeres Gebiet unter Feuer zu nehmen. Der Courier wird dadurch zu einer Mini-Variante des schweren Flammenwerfer-Panzers TOS-1A.
➤ Mehr lesen: Gefürchteter Flammenwerfer-Panzer: Russland bekommt neue TOS-1A
Dieser hat 24 Stück thermobare Raketen und kann damit eine Fläche von 400 x 200 Metern eindecken. Seine thermobaren Ladungen haben das Kaliber 220 mm, wodurch sie deutlich mehr Zerstörungskraft als die RPO-A-Raketen (93 mm) haben. Auch die Reichweite ist mit 10 km größer.
Dafür ist der TOS-1A, der die Wanne des Kampfpanzers T-72 nutzt, aber ein größeres Ziel. Weil er keine Sekundärbewaffnung hat und die Raketen nicht für den Direktbeschuss gedacht sind, ist er leichte Beute für Angriffe mit Panzerabwehrwaffen und Drohnen.
Der Courier ist kleiner und damit weniger auffällig. Er kann dadurch näher an die feindlichen Stellungen herankommen, um seine Raketen abzufeuern. Er könnte auch genutzt werden, um Hinterhalte zu legen, falls damit gerechnet wird, dass ein Korridor bald von feindlicher Infanterie genutzt wird. Der Operator des Roboter-Panzers kann mit der Fernsteuerung in sicherer Distanz warten, bis die Soldaten auftauchen.
Improvisierte Lafette
Ausgereift wirkt der Schmel-Courier nicht. In dem Video sind etliche Kabel und Schläuche zu sehen, die offen liegen. Auch die Lafette selbst schaut improvisiert geschweißt aus. Bei dem UGV könnte es sich womöglich um ein Einzelstück handeln, das die russischen Truppen vor Ort zusammengeschustert haben.
Unklar ist zudem, ob, wie von russischen Bloggern behauptet, in den Videos tatsächlich ukrainische Stellungen beschossen werden. Hierbei könnte es sich nur um Testschüsse gehandelt haben, um auszuprobieren, ob das Konstrukt überhaupt funktioniert.
➤ Mehr lesen: Warum Russland jetzt Wasserbombenwerfer auf seine Panzer montiert
Je nachdem wie die Tests laufen, ist zumindest nicht auszuschließen, dass es künftig ein Schmel-Paket für den Courier geben wird. Offiziell testet Russland derzeit 2 schwere Waffenstationen für Courier. Eine ist für das Maschinengewehr Kord im Kaliber 12,7x108 mm (effektive Reichweite ca. 2 km) und die andere für den automatischen Granatwerfer AG-30M (30 mm, ca. 2,1 km effektive Reichweite).
Kommentare