J-50

J-50

© Weibo

Militärtechnik

Chinas geheimer Kampfjet J-50 so deutlich wie noch nie zu sehen

Ende 2024 sind gleich 2 neue chinesische Kampfjets aufgetaucht. Soweit bisher bekannt, wird einer von der Shenyang Aircraft Corporation gebaut, der andere von Chengdu.

Offizielle Informationen gibt es nicht – nicht mal den Namen. Anlehnend an die bisherigen Bezeichnungen von chinesischen Kampfjets wurde das Flugzeug von Chengdu von der Internet-Community J-36 genannt. Seit der ersten Sichtung im Dezember 2024 wurde die J-36 bei weiteren Testflügen beobachtet.

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Der Flieger von Shenyang blieb aber seitdem verschollen. Bis jetzt. Von dem vorläufig J-50 genannten Jet ist ein neues Foto aufgetaucht. Dieses gewährt bisher den besten Blick auf den geheimen Stealth-Fighter.

J-50

J-50

Seitliche Waffenschächte für den Luftkampf

Bislang ist noch unklar, ob das Foto von einem neuen Testflug stammt, oder von dem ersten Ende 2024, aber erst jetzt veröffentlicht wurde. Die J-50 scheint, zusätzlich zum Haupt-Waffenschaft an der Unterseite, seitliche Waffenschächte zu haben. Diese kennt man von der amerikanischen F-22 und der chinesischen J-20. Die Seitenschächte werden für Luft-Luft-Raketen genutzt.

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Im Gegensatz zum Hauptschacht lassen sich die Seitenschächte schneller öffnen. Zudem kann die Rakete in Dogfights (Luftkampf im Nahbereich zwischen Flugzeugen) schneller den feindlichen Jet verfolgen, wenn der etwa schnelle Kurven fliegt.

J-20: Die seitlichen Waffenschächte sind bereits geöffnet, während der Hauptwaffenschacht noch geöffnet wird

J-20: Die seitlichen Waffenschächte sind bereits geöffnet, während der Haupt-Waffenschacht noch geöffnet wird

Würde die Luft-Luft-Rakete aus dem Haupt-Waffenschacht starten, müsste sie erst ein paar Meter abgeworfen werden, bevor sie das Triebwerk zündet. Bei der hohen Geschwindigkeit, mit der die Jets unterwegs sind, könnten die paar Sekunden schon ausreichen, dass der Feind die Rakete ausmanövrieren kann.

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Beule für Zielsystem

Unter der Nase befindet sich eine kleine Beule. Diese könnte für ein optisch-elektronisch Sicht- bzw. Zielerfassungssystem gedacht sein, also etwa eine schwenkbare Wärmebildkamera. So ein System findet man ua. auch bei der F-35 und J-20.

Unter der Nase ist die optisch-elektronische Zielvorrichtung zu sehen, bedeckt von einem durchsichtigem Schutzglas

Unter der Nase der F-35 ist die optisch-elektronische Zielvorrichtung zu sehen, bedeckt von einem durchsichtigem Schutzglas

Auch in der neuen Aufnahme ist nicht deutlich sichtbar, wie das Cockpit in die Nase übergeht. Man sieht lediglich eine kleine dunkle Stelle, die womöglich Teil des getönten Cockpit-Glas sein könnte. Aufgrund des nicht sichtbaren Cockpits gab es Spekulationen, ob die J-50 vielleicht ein unbemannter Kampfjet ist. Bisher deutet aber mehr darauf hin, dass es ein bemannter, oder zumindest optional-bemannter, Stealth-Fighter ist.

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Bewegliche Flügelspitzen

Dafür scheint das Foto das ungewöhnlichste Feature der J-50 zu bestätigen: die beweglichen Flügelspitzen. Die rechte Spitze ist gedreht, während die linke anliegt.

J-50: Die rechte Flügelspitze ist gedreht

Vermutlich wurde dieses System gewählt, weil die J-50 „Tailless“ ist – also kein klassisches Leitwerk hat. Dieses Prinzip kennt man etwa von den amerikanischen Stealth-Bombern B-2 und B-21.

B-21

B-21

Das Tailless-Design erhöht die Stealth-Eigenschaften. Weil es weniger abstehende Flächen gibt, werden die Radarstrahlen schlechter zurückgeworfen. Dadurch wird der Radarquerschnitt kleiner. Das Flugzeug ist so schwerer von der Luftüberwachung aufspürbar.

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Der Nachteil von Tailless: Die Beweglichkeit leidet darunter. Bei einem Stealth-Bomber, der nicht für den Luftkampf gedacht ist, ist das zu vernachlässigen – nicht aber bei einem Stealth-Figher wie der J-50. Daher hat sie die beweglichen Flügelspitzen, um im Luftkampf agil zu bleiben.

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Schubvektorsteuerung

Das Foto der J-50 lässt zweidimensionale Düsen für die 2 Triebwerke erkennen. Das deutet darauf hin, dass die Triebwerke über Thrust Vectoring (Schubvektorsteuerung) verfügen. Auch das kennt man von der F-22.

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Beim 2D-Thrust-Vectoring kann mit 2 Klappen der Abgasstrahl des Triebwerks nach oben oder unten umgeleitet werden. Das erhöht die Beweglichkeit.

Beim 3D-Thrust Vectoring kann der Strahl mittels Lamellen in alle richtigen umgeleitet werden, was die Agilität noch weiter erhöht, aber schlechter für die Stealth-Eigenschaften ist, als die 2D-Variante. 3D-Thrust-Vectoring kann zudem für Senkrechtstarts und Starts auf kurzen Pisten genutzt werden, wie etwa von der amerikanischen F-35B.

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Die Su-57 hat in ihrer ursprünglichen Variante 3D-Thrust-Vectoring für die Beweglichkeit. Aktuell wird aber die Umrüstung auf die 2D-Version erprobt.

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Ansonsten gibt es keine im Dienst befindlichen Kampfjets, die echtes 3D-Thrust-Vectoring zur Steigerung der Beweglichkeit nutzen. Bei der russischen Su-30 und Su-35S wird es durch abgewinkelte Düsen emuliert, was einen ähnlichen Effekt erzielt und spektakuläre Flugmanöver erlaubt.

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J-50 ist kleiner als die J-36

Beim neuen Foto der J-50 ist gut sichtbar, dass das Fahrwerk vorne 2 Räder hat, während hinten nur jeweils eines ist. Das bestätigt, dass die J-50 kleiner und leichter als die J-36 ist, die hinten Tandem-Räder hat.

Tandem-Fahrwerk der J-36

Tandem-Räder der J-36

Das lässt die Vermutung zu, dass die J-50 und J-36 keine Konkurrenten sind, sondern Jets für unterschiedliche Einsatzzwecke. Die J-50 könnte als Nachfolger der J-20 gedacht sein, um auch Luftkämpfe zu bestreiten.

Die J-36 scheint hingegen eine Art Bindeglied zwischen Luftüberlegenheitsflieger und Stealth-Bomber zu sein. Sie dürfte aufgrund ihrer 3 Triebwerke mehr Waffenlast und eine höhere Reichweite als die J-50 haben, aber flexibler bei der Wahl der Landebahnen sein, als ein richtiger, größerer Stealth-Bomber, den China derzeit unter dem Namen H-20 entwickelt.

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So könte der H-20 aussehen. In dieser künstlerischen Darstellung wird er von 2 J-20 begleitet

Lufteinlässe der Triebwerke

Auffällig bei der J-50 sind die Lufteinlässe für die Triebwerke. Aus dieser Seitenperspektive sehen sie weniger elegant aus, als auf älteren Fotos, die die J-50 von schräg unten zeigen.

Foto des 2. chinesischen Stealth Jets

J-50

Bei der F-22 ist das ähnlich. Von der Seite betrachtet wirken die Lufteinlässe beinahe so, als wurden sie nachträglich aufgesetzt, während sie sich frontal gesehen scheinbar nahtlos ins Design einfügen.

F-22
F-22

links: © US Air Force

rechts: © US Air Force

Lufteinlässe der F-22: Vorne hui, seitlich meh.

Ebenfalls auffällig im Foto ist die lange Nase der J-50. Dabei dürfte es sich aber um das Resultat einer verzerrten Perspektive handeln. In älteren Fotos aus anderen Winkeln sieht die Nase der J-50 weniger gestreckt aus. Die helle Spitze vorne dürfte eine Sondenlanze sein. Diese hat zusätzliche Sensoren, um Flugdaten zu sammeln.

Amerikas Antwort: F-47

Anhand der aktuellen Hinweise könnte die J-50 der Gegenspieler der amerikanischen F-47 sein, die kürzlich vorgestellt wurde. Spannend daran ist, dass die F-47 aus dem NGAD-Programm hervor gegangen ist.

Das Enthüllungsbild der F-47

Das Enthüllungsbild der F-47

Anhand der ursprünglichen Anforderungen von NGAD hatten Rüstungsexperten vermutet, dass die F-47 eher die Größe bzw. das Format der J-36 haben wird. Jetzt dürfte sie aber eher dem Format der J-50 entsprechen und primär auf Agilität statt hohe Waffenlast und Reichweite ausgelegt sein.

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Womöglich hat China bei seinen Jet-Entwicklungen vergleichbare Erkenntnisse wie die USA gehabt. Während die USA vorerst nur die F-47 gezeigt haben, könnte China die Anforderungen des „eierlegenden Wollmilchsau“-Kampfjets auf die J-36 und J-50 aufgeteilt haben. Diese könnten jeweils eine Aufgabe gut, anstatt mehrere Aufgaben nur mittelmäßig erfüllen, weil Kompromisse zwischen Agilität, Reichweite und Waffenlast eingegangen werden müssten, wenn ein Flieger alles können soll.

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Gregor Gruber

Testet am liebsten Videospiele und Hardware, vom Kopfhörer über Smartphones und Kameras bis zum 8K-TV.

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Gregor Gruber

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