Satellit (Symbolbild)

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© Getty / yucelyilmaz

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Satelliten-Dogfight: China hat im Weltraum Luftkämpfe geübt

China scheint sich intensiv auf die Kriegsführung im Weltraum vorzubereiten. Davon erzählt die US Space Force bei einer Konferenz in Washington DC.

Die Weltraumstreitkräfte der USA haben von der Erde aus ungewöhnliche Manöver von chinesischen Satelliten beobachtet, berichtet Defense News. „Wir haben 5 verschiedene Objekte beobachtet, die sich im Weltraum angenähert und wieder entfernt und rund um sich kontrolliert manövriert haben“, sagt Michael Guetlein, Vice Chief of Space Operations der US Space Force. „Das nennen wir Dogfighting im Weltraum. Sie üben Taktikten, Techniken und Prozeduren, um im Orbit mit einem Satelliten Missionen an einem anderen Satelliten durchzuführen.“

Michael Guetlein

Michael Guetlein

Das Heck im Visier

Als Dogfight wird auf der Erde der Luftkampf zwischen Flugzeugen beschrieben. Dabei versuchen sie sich gegenseitig auszumanövrieren, um jeweils das Heck des Gegners ins Visier der Bordkanone oder von Kurzstrecken-Luft-Luft-Raketen zu bekommen.

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Bei der Satelliten-Kriegsführung ist das ähnlich. Hier müssen aber die Manöver, Gegenmanöver und wiederum daran angepasste Gegen-Gegenmanöver länger vorausgeplant haben. Das liegt an der hohen Geschwindigkeit der Satelliten, die Verzögerung zwischen Befefehlsübermittlung und -ausführung und die physikalisch eingeschränkte Manövrierfähigkeit im Orbit.

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Zerstörung mittels Energiewaffen möglich

Während ein Dogfight von Kampfjets auf der Erde eher einem Boxkampf gleichkommt, bei dem schnelle Reaktionen wichtig sind, ist es bei Satelliten eher wie bei Schach. Die Bewegungsfähigkeit der Satelliten ist eingeschränkt und man muss deshalb schon mehrere Züge des Gegners voraussehen. Daher gehen Experten davon aus, dass solche Jäger-Satelliten künftig stark auf KI setzen werden, die nach dem Angriffsbefehl autonom ihr Ziel jagen und zerstören.

Wie so eine Zerstörung aussehen könnte, ist aktuell noch ungewiss. Im Weltraum würden sich Energiewaffen anbieten, wie etwa Laser oder Mikrowellen, um feindliche Satelliten oder deren Systeme zu zerstören. Eine weitere Möglichkeit wäre das Absetzen von Mikro-Satelliten, die den feindlichen Satelliten rammen. Alternativ könnte der Jäger-Satellit selbst seine Beute rammen – wodurch er aber natürlich nur einmal nutzbar wäre. Weiters könnte versucht werden, nur in die Nähe der anderen Satelliten zu manövrieren, um die Signale für eine bestimmte Zeit zu stören und ihn damit kurzfristig unbrauchbar zu machen, etwa für die Satellitenkommunikation.

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USA fürchten um ihren Technologie-Vorsprung

Auf Nachfrage erklärte die Space Force auf der Konferenz, dass dieses Dogfight-Training schon 2024 stattgefunden hat. Daran waren 3 experimentelle Shiyan-24C-Satelliten beteiligt, sowie die ebenfalls experimentellen Shijian-605A und B. Bei den 605ern geht man davon aus, dass mit ihnen außerdem erprobt wird, wie Signale von anderen Satelliten abgefangen werden können, um Kommunikation auszuspionieren. Dafür müssten sie möglichst nahe an ihre Ziele heranfliegen.

Für die Space Force ist das jedenfalls beunruhigend. Nationen wie China, aber auch Russland, würden bei ihren Weltraum-Fähigkeiten rapide nachrüsten. Der Technologie-Vorsprung, den die USA haben, würde dadurch schrumpfen. „Die Lücke zwischen den Fähigkeiten dieser Nationen und uns war früher riesig. Jetzt müssen wir die Art, wie wir den Weltraum betrachten, ändern, oder die Fähigkeiten-Lücke wird sich umkehren und nicht mehr zu unseren Gunsten sein,“ sagt Guetlein.

Laut Guetlein dürfte der Weltraum nicht als einzelne Domäne betrachtet werden, die quasi losgelöst von Land, Luft und See ist. Satelliten sind wichtiger Bestandteil der Aufklärung, Navigation und Kommunikation für alle Truppengattungen. „Der Zweck der Space Force ist nicht die Weltraum-Überlegenheit nur wegen des Weltraums zu sichern. Weltraumoperationen garantieren, dass wir in allen anderen Bereichen als eine vereinte Streitkraft auftreten können.“

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