
CO2-Entfernung aus Meerwasser soll die Klimakrise ein klein wenig bekämpfen helfen (Symbolbild).
Großbritannien filtert jetzt CO2 aus Meerwasser
In unserer Atmosphäre ist viel zu viel CO2. Um die Klimakrise einzudämmen, ist es deshalb nötig, Treibhausgas-Emissionen drastisch zu reduzieren. Zusätzlich unterstützen könnten Carbon Capture-Technologien, also das Einfangen von bereits freigesetztem CO2.
Genau das macht das Pilotprojekt SeaCURE, das kürzlich in der südenglischen Stadt Weymouth an den Start ging. Beteiligt sind u.a. die University of Exeter und das Plymouth Marine Laboratory, die Finanzierung kommt von der britischen Regierung.

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Günstiger als Direct Air Capture
Meerwasser enthält etwa 150 Mal so viel CO2 wie die Atmosphäre. Deshalb verspricht die bei SeaCURE eingesetzte Technologie effizienter und günstiger zu sein als Direct Air Capture (DAC), wo CO2 direkt aus der Luft gefiltert wird.
Tom Bell vom Plymouth Marine Laboratory vergleicht den Ozean mit einem Schwamm, der CO2 aufsaugt: „Wir wringen diesen Schwamm sozusagen aus, um den Kohlenstoff zu entfernen und ihn dann geologisch zu einzulagern.“
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Derzeit ist die Menge an entzogenem CO2 allerdings so gering, dass sich eine Einlagerung nicht lohnt. Höchstens 100 Tonnen kann die Anlage pro Jahr aus dem Meerwasser filtern. Das ist weniger als ein einziges Flugzeug bei einem Transatlantikflug ausstößt.
Wie ein sprudelndes Getränk am Boden
Die Anlage pumpt Meerwasser – 3000 Liter pro Minute – aus dem Ärmelkanal zunächst in einen großen Edelstahltank. Mit Elektrizität wird dann der pH-Wert des Wassers verringert, es wird also saurer. Dadurch steigt CO2 als Gas auf, ähnlich wie bei einem sprudelnden Getränk: „Es ist ein bisschen, als würden wir ein Getränk auf dem Boden ausschütten, und dem CO2 erlauben, sehr schnell aus dem Meerwasser herauszukommen“, erklärt Bell gegenüber der BBC.
Das aufsteigende CO2 wird dann abgesaugt und konzentriert, bis es einen Reinheitsgrad von 99 Prozent hat. Das übrige, noch immer saure Meerwasser wird dann mit einer Base neutralisiert und in eine Flussmündung gepumpt, damit es zurück ins Meer fließt. Dort nimmt es sofort wieder CO2 auf.
Umweltauswirkungen werden erforscht
Hier stellt sich die Frage, wie sich das kohlenstoffarme Meerwasser auf Lebewesen auswirkt. Im Pilotprojekt sind die Mengen laut Forschungsteam so gering, dass sie nicht ins Gewicht fallen. Doch wenn man in großem Stil CO2 aus Meerwasser herauszieht, könnte das negative Folgen auf unterschiedliche Organismen haben:
„Phytoplankton nutzen Kohlenstoff zur Photosynthese, Muscheln um ihre Schalen aufzubauen“, erklärt Guy Hooper von der University of Exeter. Er erforscht die möglichen Folgen des SeaCURE-Projekts und betont, dass Schäden durchaus abgeschwächt werden könnten. So wäre es denkbar, das kohlenstoffarme Wasser mit unbehandeltem Wasser zu vermischen, also zu verdünnen.
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Offshore-Einsatz in der Zukunft
Der Strom für die Anlage kommt derzeit bereits aus erneuerbaren Quellen. Für den großflächigen Einsatz ist sie allerdings noch nicht reif.
Ist das Pilotprojekt erfolgreich, wäre es denkbar, dessen Ansatz für den Offshore-Einsatz abzuwandeln. Die nötige Energie könnte dann von schwimmenden Solar-Paneelen kommen.
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