Gadgets zum Autos stehlen werden für Zehntausende Euro verkauft
Einsteigen und losfahren, ohne dazu den Schlüssel aus der Tasche zu nehmen, ist bei Autos eine praktische Sache. Darum setzen sehr viele Hersteller auf sogenannte Keyless-Systeme, bei denen genau das funktioniert. Die Technik hat aber den Nachteil, dass sie umgangen werden kann.
Autodiebe nutzen zunehmend hochspezialisierte elektronische Geräte, um Fahrzeuge mit schlüssellosem Zugangssystem zu stehlen. Die BBC hat online Preislisten für solche Werkzeuge gefunden, die für bis zu 23.000 Euro verkauft werden.
Auch eine Recherche der futurezone zeigt, dass zahlreiche Online-Shops diese Gerätschaften anbieten, zu Preisen von wenigen hundert bis über 30.000 Euro. Die Shops sind dabei in der Regel in Staaten des ehemaligen Ostblocks angesiedelt.
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Die Geräte ermöglichen es Kriminellen, das Signal des Autoschlüssels aus dem Inneren eines Hauses abzufangen und an das Fahrzeug weiterzuleiten, sodass dieses geöffnet und gestartet werden kann. Es handelt sich dabei also um eine Art Signalverstärker.
Teilweise haben die Geräte Zusatzfunktionen, die beim Diebstahl helfen sollen. So können manche davon GPS-Signale jammen. Damit soll verhindert werden, dass das gestohlene Auto getrackt wird.
Geräte sind legal
Rein rechtlich ist der Handel mit derartigen Geräten in den meisten Ländern legal. Das soll sich zumindest in Großbritannien bald ändern.
Laut Daten des britischen Office for National Statistics wurden 2024 mehr als 100.000 Fahrzeuge gestohlen. Die Versicherung Admiral Insurance gibt an, dass zwischen 60 und 70 Prozent der Diebstähle im vergangenen Jahr Autos mit Keyless Entry System betrafen.
Hochpreisige Autos
Besonders betroffen sind hochpreisige Marken wie Lamborghini und Maserati, für deren Fahrzeuge spezialisierte Werkzeuge angeboten werden. Ein Beispielfall aus Wolverhampton zeigt die Geschwindigkeit der Methode: Diebe brauchten nur 2 Minuten, um das Signal abzufangen und ein Auto zu stehlen, während die Besitzer schliefen.
Experten warnen vor der zunehmenden Professionalisierung der Kriminalität in diesem Bereich. Neil Thomas, ein Spezialist für Fahrzeugortung, erklärt, dass organisierte Banden auch die teuren Geräte gegen hohe Gebühren verleihen. Die Investition rentiert sich für die Täter schnell, da sie bis zu 10 Autos pro Woche stehlen können.
Gefahr nicht neu
Untersuchungen haben bereits mehrfach auf die Gefahren durch Keyless hingewiesen. Auch gab es entsprechende Tests.
➤ Mehr lesen: In Sekunden geklaut: Fast alle Keyless-Autos gefährdet
Der ADAC hat 2022 in einer Untersuchung 500 Autos mit Keyless-Schließsystemen getestet und kam zu einem alarmierenden Ergebnis: Lediglich 5 Prozent der Fahrzeuge waren ausreichend vor Diebstahl geschützt. Betroffen sind nahezu alle Hersteller, darunter Audi, Renault und Volkswagen.
Sicherheitsmaßnahmen
Die Technologie, um ein Keyless-Auto sicherer zu gestalten, gibt es bereits. Ultra-Wideband-Technik (UWB) in Schlüsseln macht einen Diebstahl auf diese Art und Weise deutlich schwieriger. Denn mit dieser Funktechnik kann das Auto präzise erkennen, wie weit der Schlüssel entfernt ist. Sind das mehrere Meter, entriegelt sich das Fahrzeug nicht bzw. lässt sich nicht starten, auch, wenn das Funksignal verlängert wird.
Welche Automodelle mit einem Keyless-System mit UWB ausgestattet sind, findet man in diesem PDF des ADAC. Absolute Sicherheit bietet aber auch das nicht, wie Sicherheitsforscher 2024 anhand eines Tesla Model 3 demonstrierten.
Es gibt noch andere Möglichkeiten, derartige Diebstähle zu erschweren. So kann man den Autoschlüssel in abgeschirmten Faraday-Hüllen aufbewahren. Diese blockieren das Signal und es kann somit auch nicht verlängert werden. Viele Autos bieten Einstellungen, mit denen die schlüssellose Zugangsfunktion deaktiviert werden kann.
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