
Das Stück Hendlfleisch, das das Forschungsteam der Universität von Tokio gezüchtet hat, ist etwa so groß wie ein Chicken Nugget (Symbolbild).
Laborfleischstück in Rekordgröße gezüchtet
Ein Team der Universität von Tokio hat ein 7 × 4 Zentimeter großes, 2,25 Zentimeter dickes Stück Hendl gezüchtet. Das ist etwa so groß wie ein Chicken Nugget. Es wiegt 11 Gramm und ist laut Forschungsteam das größte bisher gezüchtete Fleischstück überhaupt.
Möglich wurde dies durch ein neuartiges „Blutgefäß“-System, das Nährstoffe und Sauerstoff im wachsenden Gewebe verteilt. Details dazu wurden kürzlich in einer Studie in der Fachzeitschrift Trends in Biotechnology veröffentlicht.

Das Stück Fleisch aus dem Labor der Universität von Tokio ist 7 × 4 Zentimeter groß.
© Universität von Tokio
Erstmals einzelnes Stück
Laborfleisch ist längst keine Neuigkeit mehr: das Unternehmen Mosa Meat präsentierte 2013 einen in-vitro-Hamburger, koreanische Forscher entwickelten 2024 einen Hybrid aus Reis und Fleisch, und vergangenen Sommer wurde erstmals ein Zulassungsantrag für Laborfleisch, genauer kultivierte Stopfleber, in der EU gestellt. Als Tierfutter ist Laborfleisch in Großbritannien bereits zugelassen.
➤ Mehr lesen: Erstes Land in Europa lässt Laborfleisch als Tierfutter zu
Was das japanische Hendl im Gegensatz von bisherigen Laborfleisch-Versuchen unterscheidet, ist die Tatsache, dass es ein einziges Stück ist. Statt einzelne Fleischzellen auf eine essbare Struktur zu drucken, oder kleinere Stückchen mit essbarem Kleber zusammenzusetzen, ist es zu seiner Form herangewachsen. Damit ähnelt es in seiner Struktur natürlichem Hendlfleisch.
Künstliche „Blutgefäße“ sind nicht essbar
Bei lebendigen Tieren versorgen Blutgefäße das Gewebe mit allem Nötigen. Shoji Takeuchi, Ingenieur an der Universität von Tokio, hat dieses Prinzip mit seinem Team übernommen.
Die Forscherinnen und Forscher ließen ihr künstliches Fleisch um ein gleichmäßiges Netzwerk von halbdurchlässigen hohlen Fasern wachsen. Diese werden sonst in Wasserfiltern oder Dialyse-Maschinen eingesetzt.

Diese winzigen Röhren fungierten im Hendl als "Blutgefäße", indem sie Nährstoffe und Sauerstoff im wachsenden Gewebe verteilten.
© Universität von Tokio
Diese „Blutgefäße“ sind allerdings nicht essbar und müssen händisch aus dem Fleisch gezogen werden. In Zukunft könnte das automatisiert werden. Ebenfalls möglich wäre es, die hohlen Fasern aus einem essbaren Material zu fertigen, etwa Zellulose. Das in der Studie vorgestellte Hendlstück ist auch nach Entfernung der „Blutgefäße“ nicht essbar, weil es nicht mit lebensmittelechten Materialien hergestellt wurde.
Anwendung in der regenerativen Medizin
Bis die Technologie kommerziell genutzt werden kann, muss die Forschung aber noch zusätzliche Hürden überwinden: So seien Geschmack und Textur noch nicht ausgereift, und der Herstellungsprozess noch nicht skalierbar.
➤ Mehr lesen: Pflanzliche "Haut" aus dem 3D-Drucker ersetzt Tierversuche
Laborfleisch, das in einem Stück gezüchtet wird, ist nicht nur als potenzielles Lebensmittel interessant. Auch in der regenerativen Medizin, also z.B. für künstliche Organe, könnte die Technologie angewandt werden. „Die Fähigkeit, dicke Gewebe mit Nährstoffen und Sauerstoff zu versorgen, ist eine grundlegende Herausforderung in beiden Bereichen“, sagt Takeuchi.
Kommentare