BRP Miguel Malvar

BRP Miguel Malvar

© Philippine Navy

Militärtechnik

Kriegsschiff sinkt von allein, bevor es beschossen werden kann

Die Philippinen wollten am 5. Mai, im Rahmen der Übung MARSTRIKE, ein Schiff versenken. Das wurde aber abgesagt. Denn das Schiff ist kurz vor dem Start der Übung von allein gesunken.

Dabei handelte es sich um die BRP Miguel Malvar. Das ist eine Korvette aus dem Zweiten Weltkrieg. Mit 914 Tonnen Verdrängung und 56 Metern Länge ist sie ein eher kleines Ziel für solche Beschussübungen, die im Fachjargon SINKEX genannt werden. Laut den philippinischen Streitkräften würde aber die Größe immer noch der von Patrouillenbooten und kleineren Korvetten entsprechen, die Seestreitkräfte in diesen Gewässern nutzen.

Die Miguel Malvar (mittig im Bild mit der Hüllennummer 19) bei einer Übung im Jahr 2012

Die Miguel Malvar (mittig im Bild mit der Hüllennummer 19) bei einer Übung im Jahr 2012

Eine Nachricht an China

Gemeint ist damit China. Zwischen Schiffen von China und den Philippinen kommt es immer wieder zu Konflikten, auch zivile Boote sind öfter involviert. Eine erfolgreiche SINKEX hätte ein Signal an China sein können, dass die philippinische Marine bereit ist, sich in einer bewaffneten Auseinandersetzung zu verteidigen.

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China hat aktuell über 70 Korvetten. Die meisten davon sind Type 056A. Diese Schiffe sind mit 1.500 Tonnen Verdrängung und 90 Metern Länge aber deutlich größer als die Miguel Malvar.

Miguel Malvar hat bewegte Vergangenheit

Laut den Philippinen sei das Schiff nicht beschädigt worden, als es ins Zielgebiet geschleppt wurde. Das Wetter und der heftige Seegang sollen schuld am frühzeitigen Untergang gewesen sein. Das Schiff lief mit Wasser voll, bis es gesunken ist.

Die Miguel Malvar wurde 1944 in Dienst gestellt. Zu diesem Zeitpunkt hieß sie USS Brattleboro und war ein Patrouillenschiff der US Navy. Sie diente im Atlantik und im Pazifik. Während den Schlachten rund um die Philippinen und Okinawa war sie als U-Boot-Jäger unterwegs.

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Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde sie zu einem Testschiff, um neue Infrarotsysteme, Kommunikationstechnologien und Sonare zu erproben. 1965 schied sie aus der US Navy aus und wurde an die südvietnamesische Marine übergeben, wo sie als RVN Ngọc Hồi diente.

RVN Ngọc Hồi

RVN Ngọc Hồi

Als Saigon 1975 gefallen ist, flüchtete die Besatzung mit dem Schiff in die Philippinen. Dort wurde sie überarbeitet, neu bewaffnet und trat 1977 ihren Dienst als Miguel Malvar an. 2021 wurde sie endgültig ausgemustert.

SINKEX: Selten, aber spektakulär

Wie genau die Miguel Malvar versenkt hätte werden sollen, ist nicht bekannt. Es wurde lediglich gesagt, dass der Beschuss aus der Luft und von Schiffen aus geplant war.

An MARSTRIKE sind auch Streitkräfte der USA und Australien beteiligt. Es ist die erste internationale Übung, bei der NMESIS der US Marines teilnimmt. Dabei handelt es sich um ein ferngesteuertes Antischiff-Raketensystem. Dies wurde aber außerhalb seiner Reichweite zur Miguel Malvar positioniert. Es war also vermutlich nicht vorgesehen, dass NMESIS die Miguel Malvar beschießt.

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SINKEX werden von fast allen großen Streitkräften ausgeführt. Sie sind dennoch immer etwas Besonderes, da sie nur selten stattfinden. Denn alte Schiffe werden bevorzugt ausgeschlachtet oder verkauft. Erst wenn das nicht mehr möglich ist, werden sie SINKEX-Kandidaten.

Die Schiffe müssen oft monate- oder sogar jahrelang dafür vorbereitet werden. Alle Schadstoffe müssen entfernt werden, was nicht nur Zeit, sondern auch Geld kostet. Erst dann darf das Schiff versenkt werden, weil es sonst Umweltschäden verursachen könnte.

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Üblicherweise sind die Schiffe bei SINKEX-Übungen statisch. Sie werden mit allem beschossen, wofür gerade Daten gesammelt werden müssen – von Antischiffsraketen bis zu Bomben. Kürzlich hat Frankreich ein Kamikazeboot bei einer SINKEX getestet.

In einigen Fällen werden die Schiffe gezogen, damit sie ein bewegliches Ziel sind. Dies ist etwa nötig, wenn Torpedos getestet werden, die ihr Ziel anhand des Kielwassers aufspüren und verfolgen.

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Gregor Gruber

Testet am liebsten Videospiele und Hardware, vom Kopfhörer über Smartphones und Kameras bis zum 8K-TV.

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