Ein Rendering des unbemannten X-65 Flugzeugs.
Erstflug verschoben: Revolutionäres Flugzeug X-65 in Schwierigkeiten
Das experimentelle Flugzeug X-65 der US-amerikanischen Defense Advanced Research Project Agency (DARPA) hat Probleme. Es wird voraussichtlich erst Ende 2027 seinen Erstflug absolvieren, mehr als 2 Jahre später als ursprünglich geplant. Das Programm, das dem US-Militär unterstellt ist, wurde nämlich unterbrochen und umstrukturiert.
Steuerung durch Luft
Gebaut wird das unbemannte Flugzeug von Aurora Flight Sciences, einem Tochterunternehmen von Boeing. Beim X-65 soll eine neuartige Flugsteuerung zum Einsatz kommen, das sogenannte AFC (Active Flow Control). Dabei wird verdichtete Luft durch viele Öffnungen an den Enden der diamantförmigen Tragflächen ausgestoßen. Dadurch verändert sich der Luftstrom über der Flugzeugoberfläche. Je nachdem, wo und wie stark die Luft ausgestoßen wird, kann die Maschine die nötigen Bewegungen in 3 Achsen durchführen: Rollen, Gieren und Nicken.
Der Vorteil: Das Flugzeug wird keine mechanischen Klappen und Ruder in den Tragflächen oder im Heck haben. Ohne diese beweglichen Teile ist die mechanische Komplexität von Flugzeugen viel geringer, es kann weniger kaputtgehen und die Wartung ist entsprechend einfacher. Zudem soll das System energieeffizienter sein, die Aerodynamik verbessern und auch das Gewicht des Flugzeugs reduzieren.
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Bau von Prototyp gestoppt
Im Jänner 2023 beauftragte DARPA Aurora Flight Sciences mit dem Design des Flugzeugs und stellte dafür 42 Millionen US-Dollar zur Verfügung. Ende 2023 bestand das Projekt eine kritische Entwurfsprüfung und ist in die dritte Phase übergegangen. In dieser sollte Aurora einen experimentellen Prototyp in Originalgröße bauen, um die Technologie zu testen.
Anfang 2024 war der Bau des Prototyps schon im Gange, die Flugtests hätten noch im Sommer 2025 starten sollen. Doch die Kosten für den Bau des 9 Meter breiten und 3 Tonnen schweren Flugzeugs waren höher als gedacht. DARPA legte daher eine "strategische Pause" bei der Entwicklung des X-65 ein, um das Projekt neu zu bewerten.
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Während der Pause wurde das Programm auch umstrukturiert. Aurora wurde zum "Mitinvestor", was "die Kosten für die Regierung wieder auf ein erschwingliches Niveau" bringt, wie ein Sprecher gegenüber Defensenews angibt. Wie viel Aurora beisteuert, ist nicht bekannt.
2 Jahre hinter Zeitplan
Das Programm liegt mittlerweile aber mehr als 2 Jahre hinter dem Zeitplan zurück. Diese Woche erklärte Aurora, dass der Bau des Flugzeugrumpfes im Jänner abgeschlossen werden soll. Die Bodentests sollen Ende 2026 oder Anfang 2027 beginnen, erste Flugtests sollen Ende 2027 folgen.
Der Rumpf des X-65.
© Aurora
Laut der Pressemitteilung von Aurora wird das X-65 14 "Effektoren" auf den Flugflächen verfügen, um die zur Steuerung erforderlichen Luftstöße zu erzeugen. Bei Windkanaltests mit einem kleineren Modell wurden ebenfalls 14 AFC-Einheiten verwendet, die von 8 individuell kontrollierbaren Luftkanälen gespeist werden konnten.
25-Prozent-Modell des X-65
© Aurora Flight Sciences
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Die aktive Strömungssteuerung im Flug soll neue Möglichkeiten für die Konstruktion von Militär- und Verkehrsflugzeugen eröffnen. Die Idee ist nicht neu: Boeing hat gemeinsam mit der NASA im Jahr 2015 eine umgebaute Boeing 757-200 fliegen lassen, das teilweise AFC nutze. Dabei wurde getestet, ob der gezielte Luftstrom die Effizienz des Leitwerks verbessern kann, mit dem Ziel, dies zukünftig kleiner bauen zu können. Es ist das bisher einzige Full-Scale-Flugzeug, das mit AFC geflogen ist.
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