
Symbolbild Moor
Wie Moore vom Klimaproblem zur Geldquelle werden können
Nebelschwaden in der Luft und eine fast unheimliche Stille machen Moore zu mystischen Orten und zum idealen Schauplatz für Sagen und Märchen. Doch Moore sind weit mehr als das. Sie sind nicht nur Wasser und Land zugleich, sondern auch Segen und Fluch in einem. Je nachdem, wie man mit diesen Ökosystemen umgeht.
Denn durch die menschliche Nutzung und die Entwässerung von Moorflächen wurden die nassen Ökosysteme vom Klimaschützer zum Klimaproblem. Ein aktuelles Forschungsprojekt namens MoorPower aus Deutschland soll nun zeigen, wie geschädigte Moore mithilfe von Photovoltaikanlagen Einkommen liefern können, ohne die sensiblen Flächen zu zerstören.
➤ Mehr lesen: Was wurde eigentlich aus Teslas Solardach?
Moore als Klimaschützer
Um die Notwendigkeit des Projekts zu verstehen, hilft es zu wissen, warum Moore so wichtig sind und wieso sie dennoch zerstört werden. Moore können extrem effiziente Klimaschützer sein. Denn obwohl sie nur 3 Prozent der Landfläche bedecken, speichern sie etwa doppelt so viel Kohlenstoff wie die Biomasse aller Wälder auf der Erde. Hinzu kommt, dass Moore uns Menschen schützen können. Denn ein Hektar Feuchtgebiet kann bis zu 5,6 Millionen Liter Hochwasser aufnehmen.
Das Moore so viele Treibhausgase speichern, liegt daran, dass der Boden durch den normalerweise hohen Wasserstand in Mooren luftdicht abgeschlossen wird. Das führt dazu, dass Pflanzenmaterial nicht vollständig zersetzt und Treibhausgase wie CO2 in den Böden gespeichert werden. So entsteht Torf.
Wie Moore zerstört wurden
Torf kennen viele Menschen als Bestandteil von Blumenerde, der den Vorteil hat, dass er Wasser sehr gut speichern kann. Dass sich ein Teil der Moore in unseren Gärten und den Blumentöpfen auf Balkonen befindet, ist aber ein Problem und ein Grund, warum Moore zerstört werden.
Ein weiterer wichtiger Haupttreiber für die Zerstörung von Mooren ist die Land- und Forstwirtschaft. Mehr als 2/3 der Moorböden in Deutschland dienen der Forst- und Landwirtschaft und werden beispielsweise für die Tierhaltung genutzt. Seit dem 18. Jahrhundert werden Moore in Deutschland entwässert, um Platz für Siedlungen und Ackerflächen zu schaffen. Außerdem wird das Wasser aus den Mooren genutzt, um die Ackerflächen zu bewässern.
➤ Mehr lesen: Biegbare Solarzelle stellt neuen Effizienz-Rekord auf
Vom Klimaschützer zum Klimaproblem
Fehlt das Wasser in den Mooren, werden sie von Klimaschützern zum Klimaproblem. Denn dann werden Treibhausgase wie Methan, CO2 oder das 300-mal klimaschädlichere Lachgas freigesetzt.
Insgesamt sind damit rund 4 Prozent der weltweit ausgestoßenen Treibhausgase auf die Entwässerung von Mooren zurückzuführen. In Deutschland sind 4,2 Prozent der Landesfläche mit Mooren bedeckt, 70 Prozent gelten als entwässert und tragen damit 7 Prozent zu den Gesamtemissionen Deutschlands bei.
Der Beitrag zu den Klimazielen
Um die globalen Klimaziele zu erreichen, müssten in Deutschland jährlich mindestens 50.000 Hektar Moorböden wiedervernässt werden. Das entspricht einer Fläche, die fast so groß ist wie der Bodensee. Einen Beitrag dazu will das Projekt MoorPower leisten.
Denn um die Moore zu schützen, muss die Wiedervernässung für Landwirte attraktiver werden. Die Idee ist, dass Einkünfte durch Photovoltaikanlagen genau das erreichen. Doch weil Moore sensible Ökosysteme sind, muss erst getestet werden, welche Einflüsse Photovoltaikanlagen auf die Kreisläufe in Mooren haben.
➤ Mehr lesen: Anker-Balkonkraftwerke ermöglichen nun Nulleinspeisung
Das Projekt MoorPower
Deshalb wird im mit 7 Millionen Euro geförderten Projekt MoorPower über die folgenden 3,5 Jahre untersucht, welche Auswirkungen Photovoltaikanlagen auf Moorböden haben. Dafür werden verschiedene Photovoltaik-Designs auf insgesamt 6 Hektar in Mecklenburg-Vorpommern getestet. Zum Beispiel wird untersucht, wie hoch die Paneele montiert werden müssen und welche Solarmodultypen, Materialien, Beschichtungen oder Fundamente in diesen Ökosystemen eingesetzt werden können. Jede Variation der PV-Anlagen wird dann bei 3 unterschiedlichen, vom Wasserstand abhängigen, Moorflächen getestet.
Neben juristischen, technischen und ökologischen Fragen wird auch untersucht, wie die sogenannte Paludikultur die Einkommenssituation von Landwirten verbessern kann. Damit ist gemeint, dass schnell wachsende Moosarten geerntet und als Weißtorf verkauft werden können. Eine weitere Möglichkeit ist das Beweiden der Flächen mit Wasserbüffeln oder der Anbau von Schilf im Rahmen der Paludikultur. Auf einer weiteren Fläche mit rund 200 Hektar untersuchen die Wissenschafter großflächigere Prozesse, wie die Treibhausgasbilanz auf Landschaftsebene oder betriebswirtschaftliche Aspekte.
Erforschung von Neuland
In Deutschland wurde laut dem Forscherteam bisher nur eine PV-Anlage auf wiedervernässten Mooren in Betrieb genommen. Außerhalb von Deutschland seien keine solchen Projekte bekannt, heißt es vom Forschungsteam. Beiteiligt sind Forschende der Universitäten Greifswald, der Universität Hohenheim, des Johann Heinrich von Thünen-Institut und dem Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme (ISE).
„Die parallele Planung der Photovoltaik-Anlage und der Wiedervernässung ist absolutes Neuland. Im Rahmen des Projektes möchten wir durch die konkrete Implementierung, die beste Herangehensweise für Moor-PV-Anlagen erproben”, erklärt Agnes Wilke, Projektleiterin für Moor-Photovoltaik am Fraunhofer ISE. Am Ende des Projekts sollen deshalb konkrete Handlungsempfehlungen für die Nutzung von Photovoltaikanlagen auf Moorflächen entstehen.
Kommentare