
M2 Bradley startet 670
Codename 670: Mysteriöse Waffe von M2 Bradley identifiziert
Ein ungewöhnlich niedrig auflösendes Foto und eine Zahl, statt ein Name: 670. So wurde zum ersten Mal ein scheinbar neues Waffensystem für den Schützenpanzer M2 Bradley enthüllt.
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Die Waffe wurde bei der Übung PC-C5 abgefeuert. Bei dieser Übung testet die US-Armee neue Technologien.



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Wie twz berichtet, wurde jetzt das Geheimnis von 670 gelüftet. Der Rüstungshersteller RTX (früher Raytheon) steckt dahinter. RTX verriet, dass es sich dabei um Coyote LE SR (Launched Effect, Short-Range) handelt.
Mehrzweck-Drohne
Coyote ist eine Drohnen-Reihe, die für verschiedene Einsatzzwecke konfiguriert werden kann – von der Aufklärung über Kamikaze-Angriffe mit einem Sprengsatz, bis zur Abwehr anderer Drohnen. Details zu Coyote LE SR, wie Reichweite und Sprengkraft, will RTX nicht verraten. Stattdessen werden die möglichen Missionen aufgezählt: „Coyote LE SR unterstützt eine Vielzahl von Missionen. Zu denen zählen: Aufklärung, Überwachung, Zielerfassung, elektronische Kriegsführung, Präzisionsangriffe und Kommunikation.“

Jetzt ist bekannt, dass der M2 Bradley eine Coyote LE SR gestartet hat
© US Army
Immerhin wird noch gesagt, dass Coyote LE SR nach dem Einsatz eingesammelt, aufbereitet und wiederverwendet werden kann. Das gilt natürlich nur für Missionen, bei denen die Drohne nicht mit einem Sprengkopf bestückt ein Ziel angegriffen hat.
Coyote LE SR startet aus TOW-Launcher
Zudem wurde bestätigt, dass bei der Übung PC-C5 die Coyote LE SR tatsächlich aus einem nicht-modifizierten TOW-Launcher abgefeuert wurde. Der M2 Bradly Schützenpanzer hat seitlich am Turm einen Launcher für 2 BGM-71 TOW-Panzerabwehrraketen.
Damit sollen Kampfpanzer bekämpft werden. Gegen die hätte der Bradley mit seiner 25mm-Maschinenkanone nämlich kaum eine Chance. Unmöglich ist das allerdings nicht: Ein Bradley der ukrainischen Streitkräfte konnte einen technischen Kill gegen einen russischen T-90 mit der 25mm-Kanone erzielen.
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Die übliche Vorgehensweise ist das aber nicht. Die US Army trainiert Bradley-Besatzungen, gegen Kampfpanzer die TOWs zu nutzen.
US Army sucht Nachfolger für TOW
Aus heutiger Sicht ist die 1970 eingeführte TOW technisch veraltet, obwohl sie laufend aktualisiert wurde. Die derzeit genutzte Variante hat eine Reichweite von 3,75 km.
Die US Army hat deshalb schon im Jahr 2022 das Projekt CCSM-H (Close Combat Missile System-Heavy) ausgeschrieben, um einen Nachfolger zu finden. Die Waffe soll aus bestehenden TOW-Launchern gestartet werden können und eine Reichweite von mindestens 4,5 km haben.
Außerdem soll sie im Flug Ziele wechseln bzw. priorisieren können. Netzwerk-Fähigkeiten, um Schwarmangriffe auszuführen, bei denen sich die Raketen „unterhalten“, um nicht dasselbe Ziel anzugreifen, sind ebenso erwünscht.
Ob RTX sich mit Coyote LE SR für CCSM-H beworben hat, ist nicht bekannt. Es wäre allerdings schon ein großer Zufall, wenn bei PC-C5 ein Waffensystem, das womöglich die Anforderungen von CCSM-H erfüllt, getestet wird – ohne, dass es für dieses Projekt gedacht ist.
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Mit oder ohne Flügel
RTX bleibt die Antwort auf die Frage schuldig, ob Coyote LE SR ausklappbare Gleitflügel hat. Das würde die Reichweite und mögliche Flugdauer erhöhen, was gerade für Aufklärungs- und Zielerfassungsmissionen sinnvoll ist. Auch um Ziele ohne direkte Sichtlinie zu bekämpfen, wenn sie etwa hinter einem Berg oder Waldstreifen stehen, wäre das förderlich.

Coyote LE SR: Im vorderen Teil ist anscheinend im Gehäuse ein Mechanismus für Klappflügel vorgesehen
© US Army
Beim Foto von PC-C5 sieht es so aus, als hätte Coyote LE SR zumindest eine Vorrichtung zum Ausklappen von Flügeln. Gleitflügel selbst sind aber nicht sichtbar. Auch beim bisher einzigen offiziellen Herstellerfoto von Coyote LE SR, bei dem die Drohne von einem Hubschrauber gestartet wird, sind keine Flügel zu sehen.

Coyote LE SR wird von einem Hubschrauber aus gestartet
© RTX
Möglicherweise hat die Short-Range-Variante (SR) keine Flügel, obwohl das Gehäuse für Klappflügel vorbereitet ist. Damit könnte RTX später die Serienproduktion günstiger machen, falls etwa eine Coyote LE LR (Long Range) geplant ist, die mit Gleitfügeln ausgestattet wird.
Coyote 1 und 2
Bei der bisherigen Coyote-Familie gibt es jedenfalls beide Versionen. Coyote 1 hat 4 ausklappbare Flügel und einen Propeller-Antrieb. Sie ist primär zur Aufklärung gedacht.

Coyote 1
© RTX
Coyote 2 hat keine ausklappbaren Gleitflügel und wird zur Abwehr von fliegenden Drohnen genutzt. Im November 2024 wurde verkündet, dass die US Army bereits über 170 Kills im Einsatz mit Coyote 2 erzielt hat. Die Sprengkraft von Coyote 2 soll laut RTX ausreichen, um sogar dicht in Formation fliegende Drohnenschwärme auszuschalten.
Sofern Coyote LE SR Gleitfügel hat (bzw. in der LR-Variante welche bekommt), wäre sie eine Kombination aus Coyote 1 und 2. Das wäre wiederum ein Kompromiss aus Reichweite und Geschwindigkeit. Ob Coyote LE SR auch zum Zerstören von Luftzielen eingesetzt werden kann, wie Coyote 2, ist nicht bekannt.
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Lukratives Geschäft, weil TOW weit verbreitet ist
Wenn Coyote LE SR in seiner Funktion als Kamikaze-Drohne bzw. Angriffswaffe eine ähnliche oder bessere Durchschlagskraft wie aktuelle TOW-Raketen aufweist, dürfte RTX ein lukrativer Auftrag der US-Streitkräfte winken. Zwar werden TOW-Launcher nur noch selten auf Hubschraubern verwendet, sie sind aber ansonsten noch weit verbreitet.
Zum Einsatz kommen sie, neben dem M2 Bradley, auf Humvees, als Raketenwerfer für Infanterie und beim Stryker-Panzer. Die US Marines nutzen die TOW zusätzlich auf Ausstattungsvarianten des Panzers LAV-25.
Zudem ist die TOW in über 40 anderen Ländern im Einsatz. Darunter werden vermutlich einige sein, die sich ebenfalls für ein „smartes Upgrade“ des Raketenwerfers interessieren, in der Form der Coyote LE SR.
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