Leopard 2 A7A1: Deutschlands Panzer hat jetzt „unsichtbaren Schutzschild“
Der Rüstungskonzern KNDS hat eine neue Variante des Leopard-Kampfpanzers präsentiert. Bei einem Rollout-Event wurde der Leopard 2 A7A1 offiziell vorgestellt.
Wie der Name vermuten lässt, handelt es sich dabei nicht um einen großen Neubau, sondern ein Upgrade für die bestehenden Leopard 2 A7. Das Upgrade ist aber nicht bloß eine Kleinigkeit, sondern das israelische Trophy APS.
Dabei handelt es sich um ein aktives Hard-Kill-Abwehrsystem. Das heißt: Heranfliegende Geschoße und Raketen werden zerstört, bevor sie im Panzer einschlagen können. Die Bundeswehr beschreibt es in einer Meldung etwas malerisch als „unsichtbaren Schutzschild“.
➤ Mehr lesen: Leopard 2 A-RC 3.0: Das ist Deutschlands neuer Kampfpanzer
4 Radarsensoren und 2 Werfer
Der A7A1 hat dazu 4 Radarsensoren, die an den Ecken des Turms angebracht sind. Diese erfassen die anfliegende Bedrohung und geben sie an eine Recheneinheit weiter. Diese berechnet die Flugbahn und gibt, sofern das Geschoß den Panzer treffen würde, den Kill-Befehl.
Der wird von den Werfern am Dach des Turms ausgeführt. Der Werfer richtet sich zum Geschoß aus und zündet eine Ladung, die dem Projektil oder der Rakete Splitter entgegenschießt. Diese zerstören im Idealfall die Bedrohung, bevor sie den Panzer erreicht.
Bei panzerknackenden Tandemladungen sollte Trophy zumindest die erste Stufe davon zerstören können. Die eigentliche Panzerung des Leopards würde dann nicht durchdrungen werden, falls die zweite Stufe des Geschoßes den Panzer erreicht.
➤ Mehr lesen: Kampfpanzer M1E3 Abrams: Radikalstes Update seit 30 Jahren
Solche Ladungen kommen auch bei schultergestützten Raketenwerfern zum Einsatz und können dadurch, aus dem Hinterhalt abgefeuert, eine große Bedrohung für Panzer sein. Russland hat etwa für den RPG-7 und RPG-29 Tandemhohlladungen, Deutschland für seine Panzerfaust 3.
Automatisches Nachladen
Am Dach des Turms des A7A1 sind 2 Werfer, die jeweils nach links und rechts orientiert sind. Jeder hat eine Abdeckung von über 180 Grad, wodurch ein Rundumschutz erreicht wird. Die Werfer laden automatisch nach, nachdem sie gefeuert haben.
Im Gegensatz zu Reaktivpanzerung ist Trophy also mehrfach nutzbar. Reaktivpanzerung wird über der eigentlichen Panzerung montiert. Wird sie getroffen, zündet eine nach außen gerichtete Ladung.
Durch die Explosion sollen vor allem Tandemladungen und andere panzerbrechende Waffen abgeschwächt werden. Im besten Fall wird Trophy zusammen mit Reaktivpanzerung genutzt.
Zusätzliche Schutzplatten für die Besatzung
Beim A7A1 wurde hinter den Werfern eine Schutzplatte mit Sichtfenster installiert. Sollte die Besatzung gerade oben aus dem Turm schauen, wenn Trophy aktiv wird, werden sie so nicht von den heißen Gasen getroffen, die beim Zünden der Abwehrladung entstehen.
Das System selbst funktioniert vollautomatisch und erfordert kein Eingreifen der Besatzung, um Bedrohungen abzuwehren. Es muss lediglich eingeschaltet werden.
Das System reagiert in weniger als einer Sekunde, kann also auch auf kurze Distanzen rechtzeitig reagieren, etwa wenn im urbanen Bereich mit einem RPG-7 auf den Panzer geschossen wird. In folgendem Video sieht man gleich zu Beginn, wie Trophy eine Rakete auf kurze Distanz abwehrt.
Nur eine Übergangslösung
Die Bundeswehr hat insgesamt 17 Stück A7A1 bestellt. Der erste Panzer wird jetzt erprobt und Mitte 2025 an die Bundeswehr übergeben. Bis Ende 2025 sollen die restlichen 16 Stück geliefert werden.
Das scheint relativ wenig, schließlich hat Deutschland über 300 Leopard 2 im Arsenal. Das liegt daran, dass der A7A1 ein Lückenfüller ist. Er dient, um Erfahrungen mit Trophy und dessen Integration in die Systeme des Leopard 2 zu sammeln.
➤ Mehr lesen: Challenger 3: Britischer "Panzer der Zukunft" ist eigentlich ein spätes Upgrade
Leopard 2 A8
Diese Erfahrungen werden im Leopard 2 A8 umgesetzt, der sich derzeit in Bau befindet. Im Gegensatz zu A7A1 ist der kein Upgrade eines bestehenden Panzers, sondern wird neu gebaut. Deshalb wird dort Trophy besser in den Turm integriert werden.
Außerdem soll der A8 die neuere Variante von Trophy bekommen, die zusätzlich Schutz nach oben bietet. Dadurch soll es besser vor Kamikazedrohnen und Loitering Munitions schützen. Rafael, der Hersteller von Trophy, hat dieses Upgrade im Oktober 2024 offiziell vorgestellt.
Schon 2025 soll die Bundeswehr ihren ersten Leopard 2 A8 zu Testzwecken erhalten. Insgesamt sind 123 Stück bestellt. Damit will die Bundeswehr einen Gesamtbestand von 430 Stück Leopard 2 erreichen.
Kommentare