Challenger 3: Britischer "Panzer der Zukunft" ist eigentlich ein spätes Upgrade
Diese Woche durfte die Öffentlichkeit erstmals ein Auge auf den Challenger 3 werfen. Bei der Verantaltung Defence Vehicle Dynamics war das Gefährt zu sehen, das die britische Armee als ihren „Kampfpanzer der Zukunft“ bezeichnet.
In einem Video auf X sagt das britische Verteidigungsministerium, dass der Challenger 3 „unübertroffene Tödlichkeit auf zukünftige Schlachtfelder bringt“. Das ist eine kühne Aussage, wenn man bedenkt, dass der Challenger 3 viele Features nicht hat, die man bei einem „Kampfpanzer der Zukunft“ sucht.
Kein unbemannter Turm
Grundsätzlich ist der Challenger 3 ein Challenger 2, der von der britischen Niederlassung von Rheinmetall aufgerüstet wird. Dabei wird die Wanne verbessert und der Turm komplett getauscht. Allerdings ist es kein unbemannter Turm, obwohl der Trend bei Kampfpanzern eindeutig in die richtig geht.
Mit dem KF51-U Panther hat Rheinmetall selbst einen Kampfpanzer mit unbemanntem Turm vorgestellt.
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Von der Konkurrenz KNDS wurde fast zeitlich der Leopard 2 A-RC 3.0 gezeigt und der Leclerc Evolution für die französische Armee.
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Derzeit geht man stark davon aus, dass in Folge auch der Leopard 3 und der amerikanische M1A3 Abrams einen unbemannten Turm haben werden.
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Bei einem unbemannten Turm sitzt die gesamte Besatzung in der Wanne. Sie ist dadurch besser geschützt. Da der Turm keinen Menschen dauerhaft Platz bieten muss, kann er kleiner gebaut werden. Dadurch ist der Panzer ein kleineres Ziel und leichter.
Beim Challenger 3 ist der Turm klassisch bemannt. Der Panzer wiegt 66 Tonnen, während moderne Kampfpanzer mit unbemanntem Turm die 60-Tonnen-Marke unterschreiten. Der Challenger 3 hat die üblichen 4 Mann Besatzung, während in unbemannten Türmen ein Autolader die Aufgabe des Ladeschützen übernimmt und deshalb nur 3 Mann Besatzung nötig sind.
Kanone erfüllt jetzt den NATO-Standard
Bei der Hauptbewaffnung holt der Challenger 3 überfälliges nach. Großbritannien war mit dem Challenger 2 das einzige NATO-Land, das noch ein 120mm-Geschütz mit gezogenem Lauf nutzte.
Dabei verjüngt sich der Lauf und Rillen im Inneren bringen das Geschoß in eine kontrollierte Rotation – so wie bei einer Gewehrkugel. Das erhöht die Reichweite: Beim Challenger 2 soll sie etwa bei 9 km mit regulärer Munition liegen, beim Leopard 2 A6 sind es nur 4 km. Allerdings wird die Geschwindigkeit des Geschoßes reduziert. Dadurch werden Wuchtgeschoße, die die Panzerung von feindlichen Panzern durchschlagen sollen, weniger effektiv.
Der Challenger 3 bekommt eine Rheinmetall-Glattrohrkanone und kann damit die NATO-übliche 120mm-Standardmunition nutzen. Aber: Andere NATO-Länder, inklusive Deutschland und den USA, liebäugeln mit 130mm- oder gar 140mm-Kanonen für ihre nächste Generation der Kampfpanzer.
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Immerhin wird die Rheinmetall-Kanone L55A1 nicht einfach dasselbe sein, was jetzt im Leopard 2 A6/A7 verbaut ist, sondern eine verbesserte Variante. Um die Fähigkeiten voll auszunutzen, wird neue Munition entwickelt – die dann aber auch mit dem Leopard 2 kompatibel ist.
Wo ist die ferngesteuerte Waffenstation?
Nicht von der britischen Armee und von Rheinmetall erwähnt und auch nicht auf dem ausgestellten Challenger-3-Prototypen zu sehen, ist eine ferngesteuerte Waffenstation am Turm, etwa für ein Maschinengewehr oder eine Maschinenkanone. Das gehört genauso zu Features moderner Kampfpanzer, wie ein Starter für Aufklärungsdrohnen oder Loiterung Munitions (Kamikaze-Drohnen) – auch das scheint beim Challenger 3 zu fehlen.
Allerdings ist von einer verbesserten Stromversorgung die Rede, mit „Wachstumspotenzial“. Damit könnte angedeutet sein, dass der Challenger 3 um eine Waffenstation oder einen Drohnenstarter erweitert werden kann. Auch Systeme zur elektronischen Kriegsführung, etwa um die Funksignale von feindlichen Kamikaze-Drohnen zu stören, könnten nachträglich angebracht werden.
Modulare Panzerung
Ein Feature des Challenger 3 ist das modulare Panzerungssystem. Dieses wird über der eigentlichen Panzerung angebracht, ähnlich wie das amerikanische TUSK (Tank Urban Survival Kit) für den M1A2 Abrams.
Details dazu gibt es noch nicht, es wird aber vermutlich eine Mischung aus Reaktivpanzerung und zusätzlichen Kompositplatten sein, um die Flugbahn von Projektilen abzulenken und damit abzuschwächen. Da das System modular ist, könnte Großbritannien nicht für alle 148 Stück des Challenger 3, die angeschafft werden sollen, das komplette Panzerungssystem kaufen. Man könnte etwa nur 80 Sets kaufen und nur die Panzer damit ausstatten, die es gerade brauchen.
Bei Reaktivpanzerung handelt es sich um kleine Sprengladungen, die nach außen hin explodieren, wenn ein Geschoß auf sie trifft. So soll der panzerbrechende Kern des Geschoßes stark genug abgeschwächt werden, damit es nicht die eigentliche Stahlpanzerung durchschlägt, die sich unter der Reaktivpanzerung befindet.
Aktives Schutzsystem aus Israel
Auch ein aktives Schutzsystem (APS) kann bei Bedarf installiert werden. Dabei erkennt ein System heranfliegende Geschoße oder Raketen. Es richtet eine Metallplatte darauf aus, hinter der eine Sprengung stattfindet. Daraus formen sich Projektile, die dem Geschoß entgegengeschleudert werden und es zerstören, bevor es den Panzer erreicht. Rheinmetall hat zwar eine eigene APS-Lösung, die britische Armee hat für den Challenger 3 aber das israelische Trophy-System gewählt.
Reaktivpanzerung ist aus heutiger Sicht Standard für Kampfpanzer. Trophy APS wurde bei der israelischen Armee schon 2010 eingeführt, setzt sich in westlichen Ländern aber nur langsam durch. Beim Prototyp des Challenger 3, der der Öffentlichkeit präsentiert wurde, war das Trophy APS nicht montiert.
Schwieriger Zeitpunkt
Der Stückpreis des Challenger 3 liegt bei etwa 7,9 Millionen US-Dollar. Bisher wurden 2 Prototypen gebaut, in den nächsten Monaten sollen 6 weitere folgen. Nach deren Erprobung soll die Serienfertigung der restlichen 140 Stück erfolgen. Geplant ist, dass die erste Challenger 3 bis 2027 in Dienst gestellt werden. Die volle Einsatzfähigkeit der ersten Panzer wird bis 2030 angestrebt.
Der Zeitpunkt ist jedenfalls schwierig. Rechnet man mit den üblichen Verzögerungen, könnte der Challenger 3 in einer Zeit einsatzfähig werden, in der womöglich andere NATO-Länder beginnen ihre Übergangspanzer einzuführen, bis die nächste Generation bereit ist. Das könnte bei den USA ein Abrams mit unbemanntem Turm sein, bis der „echte“ M1A3 mit Elektro-Hybridantrieb fertig ist, und bei der deutschen Bundeswehr der Leopard 2 A-RC 3.0, der ganz direkt als Zwischenschritt zum Leopard 3 beworben wird.
Dann wäre der Challenger 3 bereits wieder „veraltet“. Sollten die USA außerdem beim Zwischen-Kampfpanzer vorpreschen und gleich auf das Kaliber 130mm oder 140mm setzen (unwahrscheinlich, aber nicht unmöglich), wird Großbritannien wieder in absehbarer Zeit das vom Challenger 2 bekannte Problem haben, nicht mit dem NATO-Standard kompatibel zu sein.
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