Üblicherweise sieht man russische T-54 Kampfpanzer nur noch in Museen

Üblicherweise sieht man russische T-54 Kampfpanzer nur noch in Museen

© ShinePhantom/Wikimedia Commons

Militärtechnik

Russland schickt noch mehr antike Panzer an die Front

Vor einigen Tagen tauchten Aufnahmen eines Transportzugs mit Panzern auf. Aus heutiger Sicht gelten die verladenen T-54 Kampfpanzer als antik.

Der Zug wurde in der Station von Uzunovo gesichtet, etwa 150 Kilometer südlich von Moskau. Das Ziel: die Front. Es ist nicht das erste Mal, dass Russland solche Uralt-Panzer in die Ukraine schickt.

Zum ersten Mal wurden T-54 im März 2023 am Schlachtfeld gesichtet. Damals ging man davon aus, dass Russland kurzfristige Engpässe mit den T-54 ausgleichen wollte. Dass jetzt erneut eine Zugladung in die Ukraine geschickt wird, dürfte auf anhaltende Probleme beim Panzernachschub hindeuten.

T-54 ist stark veraltet

Der erste T-54 Prototyp wurde Ende 1945 gebaut. Er ist der Nachfolger des T-34. Der T-34, der ab 1940 gebaut wurde, gilt als Wendepunkt im Zweiten Weltkrieg. Er wird als das Kriegsgerät gehandelt, mit dem die Rote Armee die deutsche Wehrmacht zurückdrängen und besiegen konnte.

Die ersten T-54 in Serienproduktion wurden 1947 hergestellt. 1948 begann die Hauptproduktion.

Aus heutiger Sicht ist er in allen Belangen veraltet. Die Panzerung ist so dünn, dass sie an einigen Stellen selbst von der 25mm-Maschinenkanone des Schützenpanzer M2 Bradley durchschlagen werden kann, den die Ukraine von den USA geliefert bekommen hat.

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Sogar etwas ältere Panzerabwehrwaffen aus den 60er-Jahren knacken den T-54 ohne Probleme. Um den Schutz zu erhöhen, wurde von russischen Soldaten an einigen T-54s provisorisch Reaktivpanzerung angebracht.

Der Schutz gegen Minen ist ebenfalls nur gering. Auch für Kamikaze-Drohnen und Drohnen, die Granaten abwerfen, ist der T-54 leichte Beute. Denn gerade das Dach des Turms und die Luken sind besonders dünn gepanzert. Um die Panzer vor Drohnenattacken zu schützen, wurden einige T-54s mit Cope Cages gesichtet.

Erst Artillerie, dann Verteidigungsstellung

Die letzten aktiven T-54 wurden Anfang der 2000er-Jahre bei der russischen Armee ausgemustert und ins Ausland verkauft oder eingelagert. Die jetzt wieder aktiven T-54s wurden vermutlich aus den Lagern geholt und gewartet, um wieder einsatzfähig zu sein.

Die ersten T-54s wurden 2023 in der Ukraine als improvisierte Artillerie eingesetzt, also für indirektes Feuer, ähnlich wie bei einer Haubitze. Denn für den direkten Beschuss anderer Panzer ist die veraltete 100mm-Kanone ohnehin nicht stark genug. Munition dafür ist in den russischen Lagern aber noch reichlich vorhanden, weil das Kaliber kaum noch verwendet wird.

In einem kuriosen Fall wurde ein T-54 zu einem Kamikaze-Panzer umgebaut, vermutlich weil die Kanone defekt war.

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Ansonsten kam der T-54 meist semi-stationär zum Einsatz. Er wurde zu Verteidigungsstellungen gefahren und dort durch zusätzliche Sandsäcke oder Erdhaufen geschützt. In dieser Rolle sollte er bei der Abwehr von Angriffen durch Infanterie und leicht gepanzerte Fahrzeuge helfen.

Frontalangriffe mit Uralt-Panzern

Seit dem Frühjahr 2024 tauchen aber immer mehr T-54s in einer klassischen Angriffsrolle auf. Da nicht nur die Bewaffnung und Panzerung veraltet ist, sondern auch der Antrieb, können sie nicht allzu schnell fahren, was die Fähigkeit für überraschende Flankenmanöver einschränkt. Sie können deshalb fast nur frontal angreifen und sind damit Kanonenfutter.

Je nachdem, welche T-54-Variante angreift, ist nicht mal das effizient. Frühe Versionen konnten nämlich nicht ausreichend präzise während der Fahrt schießen. Dies wurde erst mit dem ab 1957 produzierten T-54B besser, der ein System zur Stabilisierung der Kanone bekam. Zuvor mussten die T-54 für präzise Schüsse stehenbleiben – und ein stehendes Ziel ist ein einfach zu treffendes Ziel.

Kanonenfutter mit Hintergedanken

Die Frontalangriffe scheinen also nicht viel Sinn zu machen – es sei denn Russland hofft darauf, dass die antiken Panzer Glückstreffer landen. Es gibt jedoch einen taktischen Hintergrund: Wer verteidigt, greift nicht an. Die Angriffe mit den T-54s auf die ukrainischen Stellungen sollen verhindern, dass dort eine Offensive aufgebaut werden kann.

Außerdem versucht Russland mit solchen Angriffen zu erreichen, dass diese Verteidigungsstellungen gestärkt werden. Dazu werden womöglich von anderen Stellungen an der Front Truppen abgezogen, die dann Russland mit modernem Gerät angreift und erobern will.

Ein weiterer Zweck ist, dass die T-54 die Abwehrstärke der Verteidiger prüfen. Durch den Frontalangriff sehen die Beobachter, mit welchen Waffen und welcher Intensität die ukrainischen Truppen feuern und wie schnell sie auf den Angriff reagieren. Mit einer Aufklärungsdrohne kann Russland etwa anhand von Raketenflugbahnen und Mündungsfeuer ausmachen, wo genau sich getarnte ukrainische Verteidigungstruppen befinden und diese dann mit Artillerie oder Gleitbomben beschießen.

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Gregor Gruber

Testet am liebsten Videospiele und Hardware, vom Kopfhörer über Smartphones und Kameras bis zum 8K-TV.

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Gregor Gruber

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