KF51-U Panther auf der Eurosatory

KF51-U Panther auf der Eurosatory 

© Rheinmetall

Militärtechnik

Konkurrenz für den Leopard: Das ist der Kampfpanzer KF51-U Panther

Als Rheinmetall vor 2 Jahren den KF51 Panther präsentierte, war die Rüstungsindustrie verwundert. Nicht, wegen der giftgrünen Pixelcamo, die das deutsche Unternehmen seinen Prototypen und Konzeptfahrzeugen verpasst.

Auch der Name war nicht das Hauptproblem. Wobei man natürlich sagen kann, dass es aus geschichtlicher Perspektive nicht optimal ist, wenn ein deutsches Rüstungsunternehmen einen Panzer genauso nennt, wie ein Modell der Wehrmacht. Die nutzte im Zweiten Weltkrieg den Panzerkampfwagen V Panther.

Das größte Stirnrunzeln war, dass der KF51 einen bemannten Turm hat. Eigentlich war 2022 schon längst klar, dass die Entwicklung bei Kampfpanzern in Richtung unbemannter Turm geht. Russland ist mit dem T-14 Armata hier vorgeprescht, der erstmals 2015 öffentlich gezeigt wurde.

Rheinmetall hat aber versprochen, dass der KF51 durch moderne Elektronik vorbereitet für einen unbemannten Turm ist. Jetzt wurde auf der Eurosatory das Versprechen eingelöst und der Panther vorgestellt, den man sich schon vor 2 Jahren erwartet hatte: der KF51-U.

130mm: Das neue NATO-Kaliber?

Rheinmetall nennt den unbemannten Turm Concept Uncrewed Turret (CUT). Ausgestattet ist er mit der 130mm-Kanone, die auch beim KF51 zum Einsatz kommt. Die Kanone ist ebenfalls ein Anwärter für die Hauptbewaffnung des MGCS – quasi der Eurofighter unter den Panzern. Der wird derzeit in deutsch-französischer Kooperation von KNDS entwickelt.

KNDS ist ein direkter Konkurrent zu Rheinmetall und möchte lieber, dass die eigene 140mm-Kanone für MGCS ausgewählt wird.

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Die Entscheidung wird wohl hinsichtlich darauf fallen, welches Kaliber die USA beim M1E3 Abrams einsetzen werden. Dies wird wegweisend für den NATO-Standard sein.

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Rheinmetall hat hier tendenziell gute Chancen, da man bereits die US-Armee ausrüstet. Der aktuell im Dienst befindliche M1A2 Abrams nutzt eine 120mm-Kanone des deutschen Herstellers.

Autolader im KF51-U

Ein Autolader für die Kanone ist Pflicht, da der Turm eben unbemannt ist. Der Autolader funktioniert geradlinig und nicht nach dem Karussellprinzip, wie es etwa die russischen Panzer nutzen.

Die Munition befindet sich beim KF51-U im hinteren Bereich des Turms. Es gibt 2 Magazine, um verschiedene Geschossarten mitzuführen – etwa hochexplosive und Hohlladungen, um andere Panzer zu bekämpfen. Insgesamt ist die Munitionskapazität mit 25 Schuss eher knapp. Der deutsche Kampfpanzer Leopard 2 hat 42 Schuss im Turm.

Koaxiales Maschinengewehr

Koaxial zur Hauptkanone ist ein Maschinengewehr im Kaliber .50 BMG geschaltet. Das heißt, das Maschinengewehr zielt automatisch da hin, wo das Hauptgeschütz hinzielt.

Diese Entscheidung ist etwas überraschend. Koaxial-MGs gelten mittlerweile als altmodisch, da moderne Panzerdesign ferngesteuerte Maschinengewehr-Stationen mit 360 Grad Schwenkbereich am Dach des Turms vorsehen. So verzichtet etwa der Leopard 2 A-RC 3.0 von KNDS, der ebenfalls einen unbemannten Turm hat, auf ein Koaxial-Maschinengewehr.

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Ferngesteuertes Maschinengewehr mit 3 Läufen

Am Dach des Turms des KF51-U befindet sich ein ferngesteuertes RMG762 Maschinengewehr im Kaliber 7,62 NATO. Dieses hat zwar 3 Läufe, ist aber keine Gatling Gun. Ist ein Lauf heißgeschossen, wird einer der anderen Läufe in Schussposition gebracht. Dadurch ist eine hohe Feuerrate möglich.

KF51-U Panther auf der Eurosatory

KF51-U Panther auf der Eurosatory

Betreibt man mit nur einem Lauf ein Maschinengewehr mit hoher Feuerrate, erhitzt sich der Lauf zu schnell und wird „ausgeschossen“. Das Profil im Lauf, das die Projektile in die kontrollierte Rotation bringt, verschwindet. Die Projektile werden nicht mehr stabilisiert und taumeln im Flug, was Präzision und Reichweite stark reduziert.

Die ursprünglich vorgestellte Version des KF51 hatte statt dem RMG762 die Rheinmetall Natter Waffenstation im Kaliber 7,62 NATO. Dass Rheinmetall jetzt auf das RMG762 umstellt, dürfte der aktuellen Bedrohungslage geschuldet sein: Drohnen. Natter hat eine geringe Feuerrate als RMG762, was gerade beim Angriff mehrerer Drohnen ein Problem sein kann.

Die Alternative wäre, ein größeres Kaliber zu wählen, das mit programmierbarer Airburst-Munition genutzt werden kann. Diese explodiert in der Luft und erzeugt dabei Splitter. So kann die Drohne auch ohne direkten Treffer zerstört können. Dadurch soll eine geringe Feuerrate reichen, um ein bewegliches Ziel, wie eine fliegende Drohne, effektiv zu bekämpfen.

Rheinmetall hat Erfahrung mit solchen Systemen. Der Skyranger nutzt etwa eine 30mm- oder 35mm-Kanone mit Airburst-Munition.

Dass hier nicht eine Kleinversion davon für den KF51-U entworfen wurde, ist verwunderlich. Womöglich wollte Rheinmetall Gewicht sparen – oder eine höchstmögliche Kompatibilität mit NATO-Kalibern erzielen, die die meisten westlichen Länder bereits einsetzen.

Der Leopard 2 A-RC 3.0 geht die andere Richtung und wurde mit einer 30mm-Kanone zur Drohnenabwehr vorgestellt. 30mm ist ein noch nicht so stark verbreitetes NATO-Kaliber, wird aber immer beliebter, da entsprechende Kanonen relativ kompakt gebaut werden können und etwa auch auf gepanzerten Geländewagen Platz haben:

Aufklärungs- statt Kamikaze-Drohne

Auffällig ist, dass Rheinmetall bei seiner Ankündigung des KF51-U keinen Starter für Loitering Munition (Kamikaze-Drohne) erwähnt. Der KF51 hat einen aus dem Turm ausklappbaren Starter für 4 Rheinmetall HERO120.

Beim KF51-U wird nur eine Aufklärungsdrohne erwähnt, die an Bord ist. Ob statt dieser optional eine HERO gestartet werden kann, oder ob der KF51-U bei Bedarf mit einem Starter für HERO120 ausgestattet werden kann, ist derzeit nicht bekannt.

Aktive Schutzvorrichtungen

Der KF51-U hat, wie der KF51, Reaktivpanzerung an der Wanne. Damit soll bei einem Treffer verhindert werden, dass Hohlladungen die Panzerung durchschlagen. Der KF51-U bietet zudem mehrere aktive Schutzsysteme.

Als Hardkill-System kommt entweder Rheinmetalls APS zum Einsatz oder Iron Fist. Auf der Eurosatory wurde der KF51-U mit Iron Fist gezeigt. Dieses wird von den israelischen Herstellern IWI und Elbit gebaut und ist ein Konkurrenzprodukt zum Trophy-System, das vom ebenfalls israelischen Unternehmen Rafael gebaut wird. Der Leopard 2 A-RC 3.0 nutzt Trophy.

Bei Rheinmetalls APS und Trophy erkennen Sensoren ein heranfliegendes Projektil bzw. eine Rakete. Eine Sprengladung wird vollautomatisch gezündet, die dem Projektil Splitter entgegenschießt und es so zerstört, bevor es den Panzer erreichen kann.

Bei Iron Fist wird ein explosives Geschoß dem heranfliegenden Projektil entgegengefeuert, um es zu zerstören.

Als Softkill-System nutzt der KF51-U die Rheinmetall-Systeme MUSS und ROSY. MUSS hat Sensoren, um zu erkennen, wenn der Panzer durch einen Laser anvisiert wird oder wenn eine Lenkwaffe bereits im Anflug ist.

Störsender sollen die Lenk- und Zielerfassungssysteme der anfliegenden Rakete blockieren. Zusätzlich wird das Nebelwerfersystem ROSY aktiv, damit der Laserstrahl den Panzer nicht mehr anvisieren kann.

Weniger Gewicht durch unbemannten Turm

Je nach Ausstattung soll der KF51-U zwischen 50 und 60 Tonnen liegen. Auch der Leopard 2 A-RC 3.0 peilt ein Gewicht von unter 60 Tonnen an, was sich derzeit zu einem Standardwert für Kampfpanzer mit unbemannten Türmen entwickelt. Zum Vergleich: Ein aktueller Leopard 2A8 ist mit knapp 70 Tonnen deutlich schwerer.

Vorteile eines unbemannten Turms

Ist der Turm unbemannt, heißt das, dass die gesamte Besatzung in der Wanne sitzt. Alles, was zuvor direkt im Turm gemacht wurde, wird dann von den anderen Plätzen „ferngesteuert“. Daher wird dieses Konzept in Englisch auch „Remote Turret“ genannt.

Die Besatzung ist in der Wanne besser geschützt als im Turm, da die Wanne prinzipiell stärker gepanzert ist. Der unbemannte Turm kann so kompakter und mit noch weniger Panzerung gebaut werden, was Gewicht einspart. Und weil er kleiner ist, kann er schwerer getroffen werden.

Weil bei unbemannten Türmen Autolader zum Einsatz kommen, entfällt die Position des Ladeschützen. Daher reichen 3 Mann Besatzung statt der üblichen 4 Mann eines Kampfpanzers (Kommandant, Richtschütze, Ladeschütze, Fahrer).

Ob sich der unbemannte Turm, der leichter ist als ein bemannter Turm, positiv auf die Reichweite des Panzers auswirkt, ist nicht bekannt. Beim KF-51 gibt Rheinmetall die Reichweite mit über 500 Kilometern an, für den KF51-U gibt es noch keine Angabe.

Zwischenlösung bis zum MGCS

Mit dem KF51-U hat Rheinmetall jetzt einen direkten Konkurrenten zum KNDS Leopard 2 A-RC 3.0. Für die deutsche Bundeswehr bieten sich beide als Übergangslösung bis zum MGCS an, der frühestens in den 2040er-Jahren kommen soll.

MGCS soll eine neue Wanne bekommen, die zukünftig auch für weitere Panzermodelle genutzt werden kann. Der KF51-U und Leopard 2 A-RC 3.0 basieren auf der Wanne des Leopard 2, der seit 1978 in Serie gebaut wird. Ein Upgrade mit neuem Antrieb und einer Wanne, die von vornherein auf unbemannte Türme und aktive Abwehrmaßnahmen ausgelegt ist, könnte den MGCS leichter und agiler machen.

Das MGCS-Projekt geriet bereits mehrfach ins Stocken, zuletzt wurde aber im April 2024 von Deutschland und Frankreich bekräftigt, dass man daran festhält. Einige Rüstungsexperten zweifeln daran, dass MGCS jemals umgesetzt wird.

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Ungarn ist an KF51 interessiert

Abgesehen von der deutschen Bundeswehr, wollen Rheinmetall und KNDS mit dem KF51-U und Leopard 2 A-RC 3.0 prinzipiell Länder als Kunden gewinnen, die derzeit alternde Leopard-Panzer nutzen. Für den KF51 interessiert sich konkret Ungarn – hier wurde im Dezember 2023 ein Entwicklungsauftrag im Wert von rund 288 Millionen Euro unterschrieben.

Dieser sieht einen KF51 mit 120mm- statt 130mm-Kanone vor, aber dennoch mit Autolader. Ob Ungarn jetzt auf den KF51-U umschwenken wird, bzw. kann, ist nicht bekannt.

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Gregor Gruber

Testet am liebsten Videospiele und Hardware, vom Kopfhörer über Smartphones und Kameras bis zum 8K-TV.

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