"Eurofighter der Kampfpanzer": MGCS-Projekt nimmt Fahrt auf
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Lange Zeit war es ruhig um das Main Ground Combat System (MGCS). Es soll quasi der Eurofighter der Kampfpanzer werden: Eine gemeinsame Entwicklung mehrerer Länder.
Beim Treffen der französischen und deutschen Verteidigungsminister am Montag wurde beschlossen, MGCS fortzuführen. Für Rüstungs-Expert*innen kam das einigermaßen überraschend. Sie hatten das Projekt bereits als gescheitert angesehen, weil sich Deutschland und Frankreich bisher über wichtige Punkte nicht einig sind.
Die beiden Länder dürften jetzt aber zuversichtlich sein, die Probleme aus der Welt schaffen zu können. Bis zum 22. September soll ein Grundladenpapier beider Nationen entstehen, mit den Erwartungen an den neuen Kampfpanzer.
Daraus soll dann der MGCS in Kooperation geformt werden. Der Plan ist, dass der neue Panzer bereits ab 2035 die deutschen Leopard 2 und französischen Leclerc ablösen wird.
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Streit um Hauptgeschütz
Einer der größten Streitpunkte beim MGCS ist das Hauptgeschütz. Deutschland pochte bisher darauf, dass dieses in Deutschland produziert wird, weil man einen Vorsprung an Erfahrung und technologischer Expertise habe. Das sieht Frankreich aber genauso. Generell will Deutschland beim MGCS-Projekt die Führungsrolle bei der Entwicklung.
Möglicherweise bahnt sich eine Einigung an, weil Deutschland und Frankreich bei einem zweiten Rüstungsprojekt ebenfalls zusammenarbeiten. Beim Future Combat Air System soll ein Nachfolger-Jet für den Eurofighter entstehen. Hier hat Frankreich bisher die Führungsrolle, wird aber von Deutschland in vielen Punkten herausgefordert. Denkbar ist, eine Seite beim Panzer-Projekt mehr einlenkt und die andere Seite dafür beim Kampfflieger-Projekt.
Streit führt zur Vorstellung eines Konkurrenzmodells
Der Streit beim MGCS führte zu einer bizarren Situation. Am Projekt sind 2 große Rüstungskonzerne beteiligt. Das deutsch-französische Joint-Venture KNDS und Rheinmetall.
KNDS hat 2022 den Enhanced Main Battle Tank (EMBT) als Kandidaten für das MGCS-Projekt vorgestellt. Rheinmetall hat ebenfalls 2022 mit dem KF51 Panther einen eigenen Kampfpanzer der nächsten Generation vorgestellt – nicht für das MGCS-Projekt, sondern als Konkurrenz.
Als Grund wurde genannt, dass man beim MGCS nicht ausreichen mitreden durfte. Bei der Präsentation des Panthers sagte Rheinmetall zudem, dass der Panzer schon vor 2030 ausgeliefert werden könne. Beim MGCS wird zwar 2035 angepeilt, realistisch gesehen wird es, aufgrund der absehbaren Verzögerungen, aber eher 2040 werden.
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KF51 Panther
Der Panther basiert auf der Wanne des Leopard 2. Antriebsstrang, Getriebe und Laufwerk werden dabei übernommen. Der Panzer ist so ausgelegt, dass der Turm von den 3 Besatzungsmitgliedern in der Wanne gesteuert werden kann – der Waffen- und Systemspezialist als viertes Besatzungsmitglied ist optional. Der Turm kann bei Bedarf komplett unbemannt bleiben. Laut Rheinmetall könnte auch der ganze KF51 als ferngesteuerte Variante gebaut werden.
Das Hauptgeschütz des KF51 ist ein 130mm-Geschütz. Der Leopard 2 hat eine 120mm-Kanone. Bei dem Panther-Geschütz handelt es sich um das Modell L52 – die weiterentwickelte Version der 130mm L51, die Rheinmetall für das MGCS-Projekt beisteuern wollte.
Laut Rheinmetall hat das 130mm-Geschütz eine 50 Prozent höhere Durchschlagskraft als das 120mm-Geschütz des Leopard 2, sowie eine höhere Reichweite. Durch einen automatischen Lader für 20 Schuss wird zudem eine hohe Schussfrequenz erzielt.
Im Turm hat der KF51 einen Starter für 4 Kamikazedrohnen des Typs Hero 120 verbaut. Durch die modernen Systeme soll die Besatzung des Panthers weitere Luft- und Boden-Drohnen steuern können. Der KF51 kann so im Verbund mit Drohnen und Roboter-Panzern agieren.
Enhanced Main Battle Tank
Der EMBT basiert ebenfalls auf der Wanne des Leopard 2. Das 120mm-Geschütz samt Autolader ist dasselbe wie beim Leclerc.
KNDS stellt in Aussicht, dass der EMBT kompatibel mit einem 140mm-Geschütz ist, das derzeit von dem französischen Unternehmen Nexter entwickelt wird.
Am futuristisch aussehenden Turm befindet sich eine 30mm-Schnellfeuerkanone. Diese kann mit Airburst-Munition zur Abwehr von Drohnen und tieffliegenden Flugzeugen und Hubschraubern genutzt werden.
Die Besatzung besteht aus 4 Personen. 2 befinden sich im Turm, 2 in der Wanne. Ähnlich wie der Panther soll auch der EMBT vorbereitet sein, um ferngesteuert zu werden. Es könnten auch Aufgaben einiger Besatzungsmitglieder aus der Ferne übernommen werden, während die anderen an Bord sind.
Der EMBT soll nur ein Teil des MGCS-Projekts sein. Mit dazu gehören kleinere Roboter-Panzer und fliegende Drohnen, die ein gemeinsamen Kampfsystem bilden. Der 2022 gezeigte EMBT ist ein Demonstrator, soll also aufzeigen, was technisch möglich ist. Ob er genau in dieser gezeigten Konfiguration Teil des MGCS wird, ist eher unwahrscheinlich.
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