BM Oplot

BM Oplot

© Ukrainisches Verteidigungsministerium

Digital Life

Ukraine baut eigenen Panzer: BM Oplot soll Leopard 2 ergänzen

Die Ukraine hat lange gebraucht, um seine Unterstützer zu überzeugen, Kampfpanzer zu schicken. Deutschland stellt den den Leopard 2 zur Verfügung. Von Großbritannien kommt der Challenger 2. Eine erste Lieferung der beiden Kampfpanzer soll bereits in der Ukraine eingetroffen sein. Die amerikanischen Abrams sollen im Herbst folgen.

Das reicht der Ukraine aber nicht. Der Verteidigungsminister Oleksiy Reznikov hat diese Woche bekannt gegeben, den BM Oplot zu bestellen. Es scheint seltsam, dass er hier von „bestellen“ spricht, wenn bisher andere Länder um Unterstützung „gebeten“ wurden. Das liegt daran, dass der BM Oplot in der Ukraine gebaut wird, vom Rüstungsunternehmen Ukroboronprom.

Das wirft die Frage auf: Warum braucht die Ukraine so dringend Kampfpanzer-Spenden, wenn sie doch selbst einen bauen kann? Russland hat doch schon 2014 die Krim annektiert. Spätestens seit dem Zeitpunkt müsste doch die Panzer-Produktion der Ukraine voll angelaufen sein. Ist sie aber nicht.

Zu wenig Geld für bestellte Kampfpanzer

Das hat mehrere Gründe. Der Oplot ist auch bekannt als T-84. Der Name kommt daher, dass er auf dem sowjetischen T-80 Panzer basiert. Der T-80 wurde seit 1975 produziert. Mit dem Zerfall der Sowjetunion hatte die Ukraine keinen Zugang mehr zu neuen T-80s, also wurde der T-84 gebaut. Das Interesse am T-84 war gering, sowohl im Ausland als auch in der Ukraine. Der Hersteller entwickelte ihn dennoch weiter. Die 1999 präsentierte Variante T-84U war der erste „Oplot“.

Die ukrainische Regierung bestellte ihn auch – allerdings nur 10 Stück. Die Ukraine hatte noch aus der Sowjet-Ära hunderte T-64s. Der T-64 ist der direkte Vorgänger des T-80. Außerdem war das Geld knapp. Von den 10 zwischen 2001 bis 2003 gelieferten Oplots konnte sich die Ukraine nur 6 Stück leisten. 4 wurden deshalb an die USA weiterverkauft. Dort wurden sie erst gründlich untersucht und dienten dann für die Feinddarstellung bei Truppenübungen.

Nur 5 Oplots im Einsatz

Die Geldsorgen der Ukraine hielten an. Zudem wurde Kampfpanzern damals nur wenig Priorität zugeordnet. Durch die immer effektiver werdenden panzerbrechenden Waffen für Infanterie, leichte Fahrzeuge und Drohnen, schien der Kampfpanzer ein Relikt zu sein, das am Schlachtfeld der Zukunft keinen Platz hat. Daher wurden auch später keine zusätzlichen Oplots angeschafft.

Von den verbleibenden Oplots sollen vor dem russischen Überfall Anfang 2022 nur 5 einsatzfähig gewesen sein. Wie viele davon jetzt an der Front kämpfen, bzw. mittlerweile zerstört wurden, ist nicht bekannt.

Keine Lufthoheit

Wenige Monate nach Beginn des Kriegs, zeichnete der Konflikt ein anderes Bild. Weder Russland noch die Ukraine konnten sich die Lufthoheit sichern. Gepanzerte Fahrzeuge waren damit wieder strategisch wichtig.

Im Abwehrkampf gegen die teils veralteten russischen Panzer waren Panzerabwehrraketen in den Händen von ukrainischen Soldaten effektiv – so wie erwartet. Dasselbe gilt aber auch für Russland, die Gebiete in der Ukraine besetzten und dort Verteidigungsstellungen errichtet haben. Eine große Gegenoffensive ohne moderne Kampfpanzer ist für die Ukraine deshalb nur schwer umsetzbar, da auch die modernen russischen Panzerabwehrraketen mit den T-64s der Ukraine kurzen Prozess machen.

Möglicherweise nur eine PR-Aktion der Ukraine

Also wurden die freundlich-gesinnten Länder um Panzer-Spenden gebeten. Das geht schneller, als die Produktion neuer Kampfpanzer. Außerdem befindet sich die Ukraine immer noch im Krieg. Für die Kampfpanzer werden Komponenten und Bauteile benötigt, die auch erst ins Land transportiert werden müssen.

Fraglich ist, ob unter diesen Umständen die Produktion überhaupt laufen kann. Zudem haben sich durch den Krieg die finanziellen Mittel der Ukraine nicht verbessert, sondern weiter verschlechtert. Verteidigungsminister Reznikov hat außerdem nicht gesagt, wie viele Oplot angeschafft werden sollen.

Womöglich ist das Ganze nur eine PR-Aktion, um den verbündeten Ländern zu zeigen, dass man sich bemüht das benötigte Kriegsgerät selbst herzustellen und nicht dauerhaft von Spenden bzw. Leihgaben abhängig sein wird. Das soll die Länder überzeugen, jetzt weiterhin Waffen, Munition und Gerät zu schicken – anstatt die Lieferung zu reduzieren bzw. rationalisieren, weil nicht absehbar ist, dass die Ukraine sich in absehbarer Zeit selbst damit versorgen kann.

Das kann der BM Oplot

Der bestellte Panzer ist der BM Oplot. Dabei handelt es sich um die neueste Version. Dieser soll den Kampfpanzern Leopard 2, Challenger 2 und Abrams ebenbürtig sein und an deren Seite für die Ukraine kämpfen. Für Reznikov gibt es sogar „nichts besseres als den Oplot“.

Der BM Oplot hat ein 125mm-Hauptgeschütz. Insgesamt gibt es Platz für 46 Geschosse, wovon 28 in einem automatischen Ladesystem sind. Das Geschütz kann auch zum Abfeuern von lasergelenkten Raketen genutzt werden. Diese haben eine Reichweite von bis zu 5 Kilometern und sind zum Bekämpfen von Panzern und langsam fliegenden Hubschraubern gedacht.

Der BM Oplot ist mit modernen Ziel- und Sichtsystemen ausgestattet. Die Panzerung des Turms wurde gegenüber älteren Modellen erhöht. Der Panzer hat eine neue Reaktivpanzerung, die ihn auch vor Tandem-Ladungen schützen soll. Laut dem Hersteller kann die Reaktivpanzerung Lenkflugkörper, wie den TOW-2 und Milan, abwehren, sowie panzerbrechende Geschosse aus 125mm-Geschützen.

An Bord ist das Schutzsystem Shtora-1. Dieses soll die Laser- und Infrarotsysteme von Panzerabwehrwaffen und -raketen blockieren bzw. stören und so den BM Oplot schützen. Das Shtora-1 hat einen Nebelwerfer und Laserwarnsensoren integriert.

Bis zu 70 km/h schnell

Der BM Oplot hat 3 Mann Besatzung. Der verbesserte Motor hat 1.200 PS. Der 51 Tonnen schwere Kampfpanzer kann damit eine Maximalgeschwindigkeit von 70 km/h erreichen.

Damit könnte nur der allerneueste russische Panzer, der T-14 Armata, mithalten, der angeblich bis zu 80 km/h erreicht. Allerdings sind konkrete Daten zum T-14 genauso rar, wie der Panzer selbst. Russland setzt den von Pannen geplagten Panzer angeblich in der Ukraine ein – gesichtet wurde er dort aber noch nicht.

Hat dir der Artikel gefallen? Jetzt teilen!

Kommentare