Französische Panzer sind ungeeignet für den Kampf gegen Russland
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Mehrere westliche Länder haben vor einigen Monaten begonnen, Panzer an die Ukraine zu schicken. Mit dabei sind der deutsche Leopard 2, der britische Challenger 2 und der französische AMX-10RC. Letzterer sei aber für die aktuelle Gegenoffensive der Ukraine nicht sinnvoll.
Der Kommandant des 37. Marine-Infanterie-Bataillon der Ukraine sagte in einem Interview mit Euronews, dass die AMX-10RC ungeeignet für den Fronteinsatz sind. „Wir können sie nur für Feuerunterstützung nutzen. Die Bewaffnung ist gut, die Zielbeobachtungssysteme sind gut, aber die Panzerung ist zu leicht. Das macht sie leider ungeeignet.“
Die Panzerung sei so leicht, dass selbst indirekte Treffer durch Artillerie tödlich für die Besatzung sind. „Es gab Fälle, in denen eine 152mm-Granate in der Nähe explodiert ist und Schrapnell die Panzerung durchschlagen hat.“ Einmal sei dabei ein Besatzungsmitglied getötet worden. „In einem anderen Fall haben Fragmente eines Granateneinschlags in der Nähe die Panzerung durchschlagen und die Munition an Bord getroffen, die dann explodiert ist.“ Dabei seien alle 4 Besatzungsmitglieder an Bord ums Leben gekommen.
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Ein weiteres Problem gäbe es mit dem Getriebe des AMX-10RC. Der Kommandant vermutet, dass beim Fahren auf unbefestigten Straßen Schlamm hineingerät, was die Antriebsleistung reduziert oder die Fahrzeuge sogar stehenbleiben. „Diese Fahrzeuge an die Front zu schicken ist sinnlos, sie sind eine Gefahr für die Crew.“
Die Kritik des Kommandanten kommt, nachdem in sozialen Netzwerken ein AMX-10RC gezeigt wurde, der von russischen Soldaten erobert wurde.
Wie viele der Fahrzeuge bereits verloren wurden, hat die Ukraine nicht bekannt gegeben. Laut der Website Oryx, die Verluste anhand von Social-Media-Posts und Berichten dokumentiert, wurden bisher ein AMX-10RC zerstört, 2 von der Crew zurückgelassen und einer von Russland erobert.
Ein Spähpanzer ist kein Kampfpanzer
Dass der AMX-10RC nicht für die Front geeignet ist, ist kein Wunder. Im Gegensatz zum Leopard 2 und Challenger 2 ist er kein Kampf-, sondern ein Spähpanzer. Er ist eigentlich für Aufklärungseinsätze gedacht und um durch seine erhöhte Mobilität Infanteristen Feuerunterstützung gegen befestigte Stellungen zu liefern.
Das Ungewöhnliche an ihm ist, dass er mit seiner 105mm-Kanone recht stark bewaffnet ist, für einen Spähpanzer. Deshalb könnte er auch als leichtes Sturmgeschütz klassifiziert werden. Die 105mm-Kanone ist nicht gegen die Frontpanzerung moderner Kampfpanzer geeignet.
Von der Seite oder von hinten aus dem Hinterhalt könnte der AMX-10RC aber in einer Funktion als Panzerjäger Schaden anrichten – sofern er nach dem Abfeuern einer oder mehrerer Schüsse schnell verschwindet. Gegen eine angeschrägte Frontpanzerung liegt die Durchschlagskraft des AMX-10RC bei etwa 150mm, bei einer geraden Panzerung (zB. seitlich und hinten) bei 350mm.
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Ein russischer T-72 hat, je nach Ausführung, an der Front Schutz gegen mindestens 380mm Penetration. Eine der Schwächen ist die Seitenpanzerung, die der AMX-10RC mit seinem Hauptgeschütz knacken könnte. Allerdings hat Russland in den vergangenen Jahren einige T-72-Varianten mit besserer Panzerung und Reaktivpanzerung an den Seiten nachgerüstet. Der AMX-10RC müsste bei einem modernen T-72 also mehrere Seitentreffer landen.
Dass ein Frontalangriff oder offener Kampf gegen Panzer und Artillerie nichts bringt, zeigt schon ein Blick auf die Daten des AMX-10RC. Er wiegt insgesamt 14,2 Tonnen. Der Leopard-2-Kampfpanzer kommt mit seiner deutlich stärkeren Panzerung auf mindestens 55 Tonnen.
In Serienproduktion ging der AMX-10RC 1976. Mittlerweile ist er außer Produktion. Seit 2021 wird er in der französischen Armee vom EBRC Jaguar abgelöst.
Der AMX-10RC ist 6,24 Meter lang und hat, je nach Ausführung, 250 oder 280 PS. Das erlaubt eine Maximalgeschwindigkeit von 85 km/h auf der Straße und 40 km/h im Gelände.
Bisher ist bekannt, dass mindestens 14 Stück an die Ukraine geliefert worden. Insgesamt wurden 40 versprochen, mit der Aussicht auf weitere Lieferung. Ob Frankreich noch AMX-10RC schicken wird, ist allerdings ungewiss, nachdem die ukrainische Armee ihn für untauglich für die Front erklärt hat.
Die Ukraine hätte lieber den Leclerc. Er ist Frankreichs aktueller Kampfpanzer. Mit 56 Tonnen ist er das Gegenstück zum deutschen Leopard 2 und britischen Challenger 2. Er hat eine 120mm-Kanone, 1.500 PS und ist bis zu 72 km/h schnell. Bisher hat Frankreich abgelehnt, der Ukraine Leclercs zu überlassen.
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