Der Raketenwerfer Damba schießt Raketen ab.
© Russisches Verteidigungsministerium

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Seltene Variante des russischen BM-21 in Sewastopol gesichtet

Die russische Marine veröffentlichte vor kurzem ein Foto, das einen BM-21 "Grad" Raketenwerfer in der Bucht von Sewastopol auf der Krim zeigt. Dahinter soll sich das angeblich unbeschädigte Geheimdienstschiff Ivan Khurs befinden, das von ukrainischen Drohnenbooten attackiert worden sein soll (die futurezone berichtete).

Variante zur Verteidigung von Marinestützpunkten

Bei dem BM-21-Raketenwerfer dürfte es sich um eine seltene Variante handeln, der zur Verteidigung von Marinestützpunkten gegen feindliche Kampftaucher*innen und Unterwasserbedrohungen gedacht ist. Auf dem Bild sind außerdem einige schwimmende Bojen zu erkennen, die über die Hafeneinfahrt gespannt sind. Diese dürften eine zusätzliche Barriere für kleinere Boote, schwimmende Drohnen und unbewaffnete Überwasserfahrzeuge bilden.

Das russische Verteidigungsministerium veröffentlichte dieses Foto.

Seit dem vergangenen Winter wurden zusätzliche Schutzmaßnahmen im Hafen von Sewastopol installiert. Dazu gehören sogar Delfine, die auf die Verteidigung des Hafens trainiert wurden.

Dazu kommt nun das BM-21-"Grad"-System dazu, das auf einem Lkw montiert wurde. Das Mehrfachraketenwerfersystem wurde bereits in den Jahren 1950 bis 1958 entwickelt und bei den Landstreitkräften der Sowjetarmee eingeführt. Das als "Grad" (Hagel) bekannte System ist das weltweit wohl am häufigsten verbreitete Mehrfachraketenwerfersystem. Bis Ende der 80er-Jahre wurden in Russland mehr als 3.500 Werfer sowie mehr als 3 Millionen Raketen hergestellt. Zudem wurden mehrere Tausend Werfer und Raketen in Lizenz im Ausland hergestellt.

Ungelenkte Raketen

Die Grundversion des Grad-Systems besteht aus 40 Werferrohren, die eine Salve an Raketen des Kalibers 122mm verschießen können. Bei diesen Artillerieraketen handelt es sich um ungelenkte Raketen, die gegen sich schnell bewegende Ziele nur von beschränktem Nutzen sind. Es benötigt nämlich einige Zeit, um den Raketenwerfer überhaupt auszurichten und abzufeuern.

Während die Salve abgefeuert wird, ist es kaum möglich bzw. nicht sinnvoll, die Schussrichtung zu ändern, um für das Ausweichmanöver eines schnellen Boots zu kompensieren. Und für kleine, schnelle Überwasserziele, wie etwa die Drohnenboote der Ukraine, ist es relativ einfach den Bereich zu verlassen, der gerade mit einer Raketensalve beschossen wird.

Die Wahrscheinlichkeit, dass es sich bei dieser BM-21-Variante um ein Spezialmodell handelt, ist also groß. Möglich sei laut "The Warzone" die BM-21PD-Variante, die speziell für die Küstenverteidigung entwickelt wurde. Sie verwendet mit dem PRS-60 einen eigenen Raketentyp zur Bekämpfung von Unterwasserzielen. In dieser Kombination wird das System als DT-62 "Damba" (Damm) bezeichnet.

Unterwasserziele bewegen sich meist langsamer voran als Überwasserziele. Kleine U-Boote oder Kampftaucher*innen haben also nur wenig Chance zu entkommen, wenn eine 40-Raketen-Salve einschlägt. Ziele im Wasser werden durch die Salve also gestoppt - daher der Name Damm.

Die PRS-60 hat einen 20 Kilogramm schweren Gefechtskopf. Aufgrund der Bauart ist die Reichweite mit etwa 5 Kilometern deutlich geringer, als bei herkömmlichen BM-21-Raketen (15 bis 40 km). Die Rakete explodiert erst im bzw. Unterwasser. Damit funktioniert sie im Grunde wie eine Wasserbombe, mit der etwa Schiffe U-Boote bekämpfen.

Wasserfontäne nach einem Raketenabschuss.

Damba soll in erster Linie in Gebieten eingesetzt werden, in denen sich Kampftaucher*innen aufhalten können. Sie können auch gegen kleinere Unterwasserziele wie Unterwasserdrohnen eingesetzt werden, bzw. Mini-U-Boote, die Spezialkräfte zum Einsatzort transportieren.

Sie ist nur eine von vielen Anti-Taucher*innenwaffen, die heute in Russland im Einsatz sind. Die russische Marine legt, wie auch die sowjetische Marine, großen Wert darauf, "Sabotagetrupps" aus dem Wasser abzuwehren.

In Sewastopol verfügt die Schwarzmeerflotte sogar über eine eigene maritime "Sabotageabwehr"-Einheit, die mit solchen Waffensystemen ausgestattet ist. Russlands eigene Kampfschwimmer*innen sind unter anderem mit speziellen Unterwassergewehren und Unterwasserpistolen ausgebildet, um Gegner*innen direkter anzugreifen.

Fahrzeuge auf Satellitenbildern

Wie lange die Damba schon in der Bucht von Sewastopol eingesetzt wird, ist nicht bekannt. Satellitenaufnahmen von Planet Labs aus dem vergangenen Jänner würden keine Mehrfachraketenwerfersysteme zeigen, auf Aufnahmen vom Februar sind jedoch bereits einige Fahrzeuge erkennbar. Ob es sich dabei um die Damba handelt, ist allerdings nicht zu erkennen.

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