
Symbolbild Atomkraft
Chinas Thorium-Reaktor soll praxistauglich sein
China macht sich Sorgen, dass die Uran-Vorräte eines Tages nicht mehr reichen könnten, um Atomkraftwerke mit Brennstoff zu versorgen. Deshalb setzt man dort auch auf Thorium. Im Gegensatz zu Uran kommt Thorium nämlich häufiger in der Erdkruste vor. Laut Wissenschaftlern reichen die chinesischen Thorium-Vorkommen für den Energiebedarf Chinas der nächsten 20.000 Jahre.
Der erste Thorium-Reaktor wurde 2023 in Betrieb genommen und befindet sich in der Wüste Gobi. Er kann zwar 2 Megawatt an thermischer Energie produzieren, aber keine elektrische. Nun wurde getestet, ob man neues Thorium als Brennstoff in einem laufenden Reaktor nachfüllen kann. Das Experiment sei geglückt, berichtet die South China Morning Post.
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Der Test
Damit sei der langfristige und stabile Betrieb der Technologie nachgewiesen worden. Bei einem Thorium-Reaktor wird Thorium statt Uran als Brennstoff verwendet. Im Unterschied zu herkömmlichen Kernkraftwerken benötigen die chinesischen Thorium-Reaktoren außerdem kein Wasser zur Kühlung.
Wenn die Pumpen eines herkömmlichen Atomkraftwerks nämlich versagen, kann es zu Explosionen kommen. In Thorium-Reaktoren wird statt Wasser Flüssigsalz zur Kühlung verwendet. Das geschmolzene Salz in Thorium-Reaktoren fällt im Unterschied zu Wasser einfach in einen Behälter und stellt ein geringeres Umweltrisiko dar.
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Wettlauf
Das Ergebnis des Tests wurde in einem Meeting am 8. April von Projektleiter Xu Hongjie verkündet. Mit diesem Fortschritt positioniere sich China laut dem Wissenschaftler ganz vorne, wenn es um den Wettlauf um die Nutzung von Thorium in der Kernenergie geht.
Mit im Rennen waren die USA, die schon ab den 1960er Jahren an Thorium-Reaktoren geforscht haben. Die Forschung wurde aber nach ersten Experimenten aufgegeben und man habe sich eher auf uranbasierte Systeme fokussiert.
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Der faule Hase
Laut dem Projektleiter ist China nun der Vorreiter im Rennen um die Technologie. Dabei verweist er auch auf die Fabel von Äsop namens “die Schildkröte und der Hase”. Laut ihm sei China die Schildkröte und die USA der Hase im Rennen um einen funktionierenden Thorium-Reaktor. “Hasen machen manchmal Fehler oder werden faul. Das ist der Moment, in dem die Schildkröte ihre Chance ergreift”, so der Wissenschaftler.
In China begann der Bau des experimentellen Thorium-Reaktors im Jahr 2018. Im Oktober 2023 war er fertig und im Juni 2024 lief er auf Volllast. Nun wird an einem weiteren Reaktor gearbeitet, der bis 2030 einsatzbereit sein und 10 Megawatt an Energie liefern soll.
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