
M2 Bradley startet 670
Codename 670: US-Panzer Bradley feuert mysteriöse Waffe ab
„Ein Bradley Schützenpanzer der US-Armee startet ein 670 während Project Convergence-Capstone 5 (PC-C5) bei Fort Irwin, Calif., in März 2025“. Das ist die offizielle und einzige Beschreibung für das Foto, das anscheinend ein neues Waffensystem enthüllt.
Ein „unabsichtlicher“ Leak dürfte es jedenfalls nicht sein. Das Foto in dvids, der Bilddatenbank der US-Streitkräfte, hat nämlich mit 1.920 x 1.080 Pixel eine ungewöhnliche kleine Auflösung. Andere Fotos der Übung PC-C5 lösen mit 7.358 x 4.908 Pixel auf. Die US-Armee will also anscheinend nicht, dass man allzu genau die neue Waffe betrachtet.

M2 Bradley startet 670
© US Army
PC-C5: Übung für neues Gerät
Zumindest der Anlass, bei dem 670 aufgetaucht ist, ist passend. Bei PC-C testet die US-Armee neues Gerät von Rüstungsherstellern. Diesmal dabei war ua. das Drohnenstart-System Stiletto, die Lastendrohne MULE, sowie ferngesteuerte und Roboter-Fahrzeuge.
PC-C5



8 Bilder
Der Schützenpanzer M2 Bradley wirkt da fast Fehl am Platz. Schließlich wird er von den USA schon seit 1981 eingesetzt und ist damit beinahe ein Oldie am Schlachtfeld.
Auch an die Ukraine wurde der Bradley geliefert. Die Besatzung besteht aus 3 Mann, im Passagierbereich ist Platz für 6 Infanteristen.
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670 wird mit TOW-Launcher gestartet
Die Hauptbewaffnung des Bradley ist die 25mm-Maschinenkanone M242 Bushmaster. Diese ist primär für den Kampf gegen Infanterie, befestigte Stellungen und leicht gepanzerte Fahrzeuge vorgesehen.
Gegen Kampfpanzer hat der Bradley 2 BGM-71 TOW-Panzerabwehrraketen, die links am Turm montiert sind. Die TOW kann auch von Infanterie auf einem Raketenwerfer auf einem Dreibein und von Hubschraubern gestartet werden.

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Beim Bradley auf dem Foto wird 670 aus dem TOW-Launcher gestartet. Dadurch müssen die Dimensionen denen der TOW-Rakete ähneln.
Diese hat eine Länge von 1,41 Meter, 152 mm Durchmesser und wiegt 22,6 kg. Die Reichweite beträgt 3.750 Meter. Der 5,9 kg schwere Gefechtskopf der Variante BGM-71E kann Reaktivpanzerung und danach das Äquivalent von 900 mm Panzerstahl durchschlagen. Damit kann die TOW auch moderne Kampfpanzer zerstören.

Verschiedene TOW-Varianten
© Raytheon
670 unterscheidet sich optisch aber merkbar von TOW. Die Nase mit dem Suchkopf sieht etwas runder aus. Anstatt der 4 Steuer- und Stabilisationsflügel mittig und hinten, sind nur 3 Steuerflügel am Ende von 670 zu sehen.
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Sie haben die Form von Gittern – der offizielle Name ist Gitterflosse. Gitterflossen kommen nicht nur bei militärischen Bomben und Raketen zum Einsatz. Auch die Sojus-Raumkapsel nutzt Gitterflossen, sowie SpaceX, um seine Booster kontrolliert landen zu können.

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Möglicherweise eine Gleitbombe
Optisch ähnlich sieht 670 der Gleitbombe GBU-69/B. Diese wurde entwickelt, um von Drohnen, Hubschraubern und der AC-130J gestartet werden zu können. Sie ist für den Abwurf aus einer Zylinderröhre vorgesehen – also nicht unähnlich der Röhre des TOW-Launchers.
Die GBU-69/B hat eine Länge von 1,07 Meter und einen Durchmesser von 114 mm. Damit würde sie also in den TOW-Launcher passen. Das Gewicht ist mit 27,2 kg ähnlich, allerdings ist der Gefechtskopf mit 16,3 kg deutlich schwerer.

GBU-69/B
© Dynetics
Die Gitterflossen haben eine andere Form. Zudem sind bei 670 die Gleitflügel nicht erkennbar. Allerdings gibt es dunkle Stellen hinter dem Suchkopf, die möglicherweise ein Mechanismus sind, um Flügel auszuklappen.
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Unklar ist zudem, warum es an der Oberseite von 670 3 andersfärbige, rechteckige Sektionen gibt. Das könnte darauf hindeuten, dass 670 modular nutzbar ist. Möglich ist Submunition, die mitgeführt wird oder das Ausstoßen von Täuschkörpern, um Abwehrsysteme auszutricksen oder absichtlich auf den Flugkörper zu lenken. Vielleicht sind aber in diesem Prototyp von 670 an diesen Stellen zusätzliche Sensoren untergebracht, um Telemetriedaten und Flugmetriken zu sammeln.

670
© US Army
Triebwerk schließt Gleitbomben-Theorie nicht aus
Eine 1:1-Version von GBU-69/B ist es jedenfalls nicht. Nicht zuletzt, weil die Gleitbombe keinen Antrieb hat. 670 hat aber ein Raketentriebwerk, auch wenn es verhältnismäßig klein für die Größe des Flugkörpers aussieht.
Das schließt aber die Theorie einer Gleitbombe nicht aus, sondern unterstützt diese sogar. 670 könnte eine bodengestartete Gleitbombe, auf Basis der GBU-69/B sein, die vom TOW-Launcher aus gestartet wird. Darauf deutet der hohe Winkel des Abschusses hin. Die kleine Größe des Triebwerks reicht, weil es lediglich 670 auf die geeignete Höhe bringt, von der es dann mit ausgeklappten Flügen Richtung Ziel gleitet.
Ein ähnliches Prinzip nutzt das Waffensystem GLSDB, nur im größeren Maßstab. Dabei wird eine Gleitbombe mit einem Raketenantrieb versehen, um sie mit der bestehenden Raketenartillerie MARS und HiMARS starten zu können.
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Eine Gleitbombe hätte gegenüber der TOW jedenfalls Vorteile. Sie hat potenziell mehr Reichweite und, sofern der Gefechtskopf wirklich schwerer ist, mehr Durchschlagskraft.
Weil sie von oben heranfliegt, kann sie aus einem steileren Winkel angreifen. Panzer sind an der Oberseite meist schwächer geschützt. Außerdem könnten dadurch Ziele ohne direkten Sichtkontakt angegriffen werden, etwa wenn sich der feindliche Kampfpanzer hinter einen Hügel oder auf der anderen Seite eines Waldstücks befindet.
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CCMS-H: US Army sucht Nachfolger für die TOW
Spekuliert wird, dass 670 ein Prototyp für das Projekt CCMS-H sein könnte. Dieses hat die US Army im Jahr 2022 ausgeschrieben, um bis zum dritten Quartal 2025 einen Demonstrator für einen TOW-Nachfolger zu bekommen.
Anforderungen sind etwa, eine höhere Reichweite als 4.500 Meter, das Wechseln bzw. Priorisieren von Zielen, während die Rakete im Flug ist und die Kompatibilität mit bestehenden TOW-Launchern. 670 könnte, sofern es wirklich eine Gleitbomben-ähnliche Waffe ist, alle diese Anforderungen erfüllen. Durch die höhere, gestreckte Flugbahn wäre es jedenfalls einfacher, auf ein anderes Ziel zu wechseln. Dazu wird eine Datenverbindung genutzt, um während des Flugs Echtzeitbilder vom Suchkopf bzw. den Sensoren zu erhalten.
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