Symbolbild: Ein Sukhoi Su-34 Kampfjet

Symbolbild: Ein Sukhoi Su-34 Kampfjet

© REUTERS / SERGEI KARPUKHIN

Militärtechnik

Größte Gleitbombe der Welt von russischer Su-34 abgeworfen

Das russische Verteidigungsministerium hat ein Video veröffentlicht, das den Abwurf einer FAB-3000 M54 zeigt. Es ist das erste Mal, dass solche Aufnahmen zu sehen sind.

Dabei handelt es sich um die mit 3 Tonnen Gewicht schwerste Gleitbombe in Russlands Arsenal. Gleichzeitig dürfte es sich auch um die schwerste Gleitbombe im aktiven Einsatz bei einer Armee handeln.

 Wie der Name sagt, gehört sie zur 3.000-Kilogramm-Klasse. Das tatsächliche Gesamtgewicht mit UMPK liegt zwischen 3,1 und 3,3 Tonnen, eine präzise Angabe von Russland dazu gibt es nicht.

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Genauer Ort des Abwurfs unklar

In dem Filmmaterial ist zu sehen, wie der Pilot einer Su-34 Fullback zuerst die montierte Bombe kontrolliert. Anschließend wird zu einer Ansicht des Jets in der Luft gewechselt. Dann wird die Bombe fallen gelassen und sie geht in den Gleitmodus über. Auch der Einschlag ist zu sehen. 

Auffällig ist, dass die Bombe kurz nachdem ihre Flügel ausgefahren sind, auf dem Kopf steht. Sie dreht sich erst um ihre eigene Achse, bevor sie in den eigentlichen Gleitflug übergeht.

Das ist allerdings Standard für UMPK-Bomben. Auch die kleineren Varianten mit weniger Gewicht werden kopfüber auf ihren Trägerflugzeugen montiert.

Genauer Ort unklar

Die Aufnahmen zeigen, laut russischen Angaben, den Angriff auf einen „temporären Stationierungspunkt“ der ukrainischen Streitkräfte. Durchgeführt wurde er von der Nordgruppe der russischen Streitkräfte, die in den Regionen Charkiw und Sumy operiert. Der genaue Ort des Abwurfs ist aber unklar.

Ebenfalls unklar ist, aus wie viel verschiedenen Flügen das Video zusammengestückelt wurde. Es wird vermutet, dass die meisten Aufnahmen aus einem oder mehreren Abwurftests stammen und nicht von einem tatsächlichen Kampfeinsatz. Darauf deutet auch hin, dass im Video rote Rücklichter auf der Gleitbombe zu sehen sind. Diese könnten angebracht worden sein, um die FAB-3000 M54 besser mit Kameras verfolgen und so später die Flugbahn analysieren zu können.

Rote Rücklichter an der FAB-3000 M54

Rote Rücklichter an der FAB-3000 M54

Außerdem ist die FAB-3000 M54 in Teilen des Videos deutlich zu erkennen, aber nicht in allen. Hier gibt es Vermutungen, dass Aufnahmen der kleineren FAB-1500 M54 eingefügt wurden, damit das Video spektakulärer aussieht.

Dafür ist aber im Video erstmals der konkrete Flugzeugtyp zu sehen, von dem aus sie 3 Tonnen schwere Gleitbombe gestartet wird. Dabei handelt es sich um den Jagdbomber Sukhoi Su-34

Das ist bemerkenswert, weil dieser Jet üblicherweise keine Waffen geladen hat, die mehr als 2 Tonnen pro Stück wiegen. Die FAB-1500, die mit dem UMPK-Kit unter 2 Tonnen wiegt, wird üblicherweise unter den Flügen, am Rumpf-nächsten Hardpoint transportiert.

Su-34 Hardpoints

Su-34 Hardpoints

Allerdings sind diese Hardpoints auch für abwerfbare Zusatztanks (PTB) geeignet, die 3.000 Liter Sprit fassen. Damit sollten sie auch für die FAB-3000 M54 geeignet sein.

Dasselbe gilt für den Hardpoint direkt unter dem Rumpf, von dem aus im Video die FAB-3000 M54 gestartet wird.

Su-34 mit 3.000 Liter Treibstofftank unter dem Rumpf

Su-34 mit 3.000 Liter Treibstofftank unter dem Rumpf

Der mittige Hardpoint wurde wohl aus Balancegründen sowie aus Sicherheitsgründen gewählt. Der Rumpf gilt als strukturell stärker als die Flügel. Besonders bei einer Waffe, die noch nicht oft eingesetzt wurde, will man hier nichts riskieren.

Ansonsten scheint die Su-34 im Video keine weiteren Waffen mit sich zu führen, obwohl die maximale Waffenlast 8.200 kg beträgt. Auch das könnte ein Hinweis sein, dass die Aufnahmen entweder nur von einem Testabwurf stammen oder die FAB-3000 M54 noch als so unerprobt gilt, dass möglichst jedes Risiko für eine Fehlfunktion minimieren will.

Nachrüstsatz macht aus der M54 eine Gleitbombe

Zur Gleitbombe wird die FAB-3000 erst durch den Nachrüstsatz UMPK. Er ist dem amerikanischen JDAM nachempfunden und macht aus alten Freifallbomben, die sich noch zuhauf in russischen Lagern befinden, moderne Lenkwaffen. Mit kolportierten 25.000 Dollar ist das Umrüstkit dafür eine recht günstige Methode. 

Laut russischen Angaben wird die FAB-3000 M54 ohne UMPK-Nachrüstsatz, der sie zur Gleitbombe macht, zum entsprechenden Flughafen geliefert. Erst vor Ort wurde jener installiert. 

Abwurf auf Krankenhaus

Bereits vor rund 3 Wochen tauchte ein Video auf, das eine angebliche Explosion der FAB-3000 M54 neben einem Krankenhaus nahe der Stadt Charkiw zeigt. Eigentlich hätte das Gebäude selbst getroffen werden sollen, in dem sich laut russischen Angaben ukrainische Streitkräfte befanden. Ob das tatsächlich so war, ist nicht bekannt. 

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Anhand dieses Videos kann man auch Rückschlüsse über die Präzision der FAB-3000 M54 ziehen. Diese dürfte nicht besonders hoch sein. Daran dürfte nicht zuletzt ihr hohes Gewicht schuld sein. 

Mit unter 20 Kilometer dürfte die FAB-3000 auch keine besonders hohe Reichweite haben. Allerdings ist es immer noch besser, als mit einer altmodischen Freifallbombe ohne jeglichen Gleiteigenschaften direkt über dem Ziel fliegen zu müssen. Dabei würde man nämlich leichtes Ziel für die Luftabwehr werden.

Gleitbomben als Problem für die Ukraine

Generell sind Gleitbomben ein großes Problem für die Ukraine. Sie werden außerhalb der Reichweite der Luftabwehr abgeworfen. Das Abfangen der Gleitbomben selbst mit Luftabwehr ist schwierig.

Die Bomben sind meist kleiner als Marschflugkörper und haben eine geringere Infrarot-Signatur, weil sie nicht über ein Raketentriebwerk verfügen. Zudem fliegen sie schneller als die üblichen russischen Kamikaze-Drohnen. Und weil UMPKs günstig und schnell zu produzieren sind, kann Russland eine große Menge von Gleitbomben einsetzen.

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Mehr Propaganda als taktischer Nutzen

Ob die besonders schwere FAB-3000 ein effektives Werkzeug der russischen Armee ist, ist nicht völlig gesichert. Die offensichtlich mangelnde Präzision sowie die geringe Reichweite könnten ihre Sinnhaftigkeit deutlich einschränken.

Aufgrund ihrer schieren Ausmaße ist sie jedoch eine effektive Propagandawaffe. Dass das eines ihrer Hauptziele ist, dafür spricht auch die Veröffentlichung des aktuellen Videos.

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