Grafische Darstellung von NH1

Grafische Darstellung von NH1

© normandiehydroliennes.fr

Science

„Unterwasser-Windräder“ liefern ab 2028 Strom für Frankreich

Neben Wind und Sonne, sollen auch die Gezeiten für saubere Energie genutzt werden. Zu dieser Kategorie gehören ua. Wellen- und Strömungskraftwerke.

Bisher gibt es nur eine Handvoll große, teure Gezeitenkraftwerke, die im Betrieb sind. Kompakte Anlagen, die so schnell errichtet werden sollen wie Offshore-Windräder, stecken technologisch noch in den Kinderschuhen und werden meist nur als Prototypen betrieben.

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Das französische Unternehmen Normandie Hydroliennes glaubt mit seiner Lösung weiter zu sein: 2028 soll genug Strom ins Netz gespeist werden, um 15.000 Personen mit Energie zu versorgen. Auch die EU glaubt an das Konzept. Das Pilotprojekt NH1 hat 31,3 Millionen Euro Förderung bekommen, berichtet das Unternehmen auf seiner Website.

Stärkste Unterwasser-Turbinen der Welt

NH1 wird aus 4 Turbinen des Typs AR3000 bestehen. Diese sehen wie Windräder aus, die Unterwasser am Meeresboden aufgestellt werden. Durch die Strömung drehen sich die Flügel und erzeugen so Elektrizität. Laut Normandie Hydroliennes ist die AR3000 mit ihrer Kapazität von 3 MW derzeit die weltweit stärke horizontal-axige Unterwasser-Turbine. Zuvor hat man bereits mit der AR1500 Erfahrung gesammelt.

Jährlich sollen mit NH1 34 GWh gewonnen werden – genug, um 15.000 Personen zu versorgen, also etwa 7.000 französische Haushalte. Im Jahr 2028 soll NH1 im Betrieb und ans französische Netz angeschlossen sein.

Regelmäßigere Energieerzeugung

Der Vorteil von Gezeitenenergie ist, dass die Stromerzeugung regelmäßiger und präziser vorhergesagt werden kann, als bei Sonnen- und Windenergie. Dadurch eignet sie sich gut als Ergänzung für diese erneuerbaren Energieformen. Als vollständiger Ersatz ist sie aber aktuell nicht geeignet, weil die Energieausbeute, mit den derzeit verfügbaren Gezeitenkraftwerken, zu gering ist.

Einer Studie zufolge hat Frankreich die zweitstärksten Strömungen in Europa. Trotzdem sei das Potenzial für Gezeitenkraftwerke nur bei maximal 6 GW, was bei vollständiger Nutzung 15 bis 18 TWh entspricht. Das würde für 8 der knapp 70 Millionen Einwohner von Frankreich ausreichen.

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NH1 soll Strompreis unterbieten

Aufgrund der hohen Bau- und Wartungskosten ist Gezeitenstrom mit kleinen Anlagen oft ein vielfaches teurer als Strom von Offshore-Windanlagen. Eine Ausnahme sind hier sehr große Gezeitenkraftwerke, wie das französische La Rance, mit einer Kapazität von 240 MW. Die Kilowattstunde kostet dort etwa 10 bis 13 Cent, ist also zumindest in der Nähe der Offshore-Windanlagen-Kosten von 5,5 bis 10,3 Cent/kWh.

Normandie Hydroliennes will mit NH1 „den kompetitivsten Preis am französischen Gezeitenstrom-Markt“ bieten, hat aber nicht genannt, welcher Cent/kWh-Betrag angepeilt wird. Dafür betont man, dass 80 Prozent der Baukosten von NH1 in Frankreich anfallen werden und dort, direkt und indirekt, 400 Jobs gesichert werden.

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