
RCH 155
Russland zerstört deutsche Haubitze RCH 155 – die die Ukraine gar nicht hat
Das russische Verteidigungsministerium vermeldet auf Telegram regelmäßig seine Kampferfolge. Laut einer Nachricht vom 2. März wurde nicht nur ein amerikanisches Radar des Typs AN/TPQ-36 zerstört, sondern auch 5 Artilleriegeschütze. Extra hervorgehoben wird, dass eins davon die neueste Waffe der Ukraine war: die deutsche Radhaubitze RCH 155.
Das ist bitter für die Ukraine – wenn sie schon eine RCH 155 hätte. Die befinden sich nämlich aktuell noch in Deutschland. Und da Deutschland keinen russischen Angriff vermeldet hat, kann wohl auch keine RCH 155 zerstört worden sein.

RCH 155
© KNDS
Schlecht getimte Propaganda
Hier dürfte es sich also um eine voreilige Propaganda-Meldung handeln. Das wäre nicht das erste Mal. Auch die deutschen Leopard-Panzer wurden laut Russland mehrfach zerstört, bevor es tatsächlich einen echten Abschuss gab. Außerdem wurde der Beschuss eines Traktors als die Vernichtung eines Leopards gefeiert.
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In einem besonders peinlichen Fall berichtete Russland, dass eine ukrainische Fähre durch einen Hubschrauber zerstört wurde. Was der Ka-52 allerdings beschossen hat, war ein Betonpfeiler.
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RCH 155 wurde übergeben, befindet sich aber in Deutschland
Die voreilige Falschmeldung könnte entstanden sein, weil Russland die Nachrichten zur RCH 155 nicht korrekt gelesen hat. Diese wurden laut dem deutschen Verteidigungsministerium am 13. Jänner 2025 der Ukraine übergeben – aber nicht in die Ukraine überstellt. Die Übergabe war lediglich ein symbolischer Akt.
Die Radhaubitze blieb in Deutschland. Im März/April soll die Ausbildung der ukrainischen Truppen an der RCH 155 in Deutschland beginnen. Diese wird etwa 2 Monate dauern. Erst danach werden die ersten RCH 155 in die Ukraine gebracht. Bis Ende des Jahres sollen 6 Stück der Radhaubitze in der Ukraine eintreffen. Insgesamt sollen 54 Stück an die Ukraine geliefert werden.
RCH 155 ist eine Weiterentwicklung der Panzerhaubitze 2000
Die Boxer RCH 155 gilt als eine der modernsten radhaubitzen der Welt. Es ist die Weiterentwicklung der Panzerhaubitze 2000, die ebenfalls an die Ukraine geliefert wurde.
Während die PzH 2000 ein Panzerfahrgestell nutzt, das vom Leopard-Kampfpanzer abgeleitet ist, setzt die RCH 155 auf das Radfahrgestell des GTK Boxer. Dieser hat 8 Räder und kann durch seine modulare Bauweise für den Truppentransport, als Sanitätsfahrzeug, als Schützenpanzer und eben als Artilleriefahrzeug dienen.
Unbemannter Turm
Der Turm der RCH 155 ist unbemannt. Daher auch der Name RCH – Remote Controlled Howitzer. Der Turm wird aus der Wanne gesteuert, weshalb nur 2 Mann Besatzung (Kommandant und Fahrer) nötig sind. Die PzH 2000 hat im Gegensatz dazu 5 Mann Besatzung: Kommandant, Fahrer, Richtkanonier, Munitionskanonier 1 und Munitionskanonier 2.
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Das 155 im Namen RCH 155 bezieht sich auf das Kaliber: 155 mm. Die Radhaubitze hat 30 Geschosse an Bord. Das Laden erfolgt automatisch, ebenso das Ausrichten des Rohres. Die Feuerrate liegt bei über 8 Schuss pro Minute. Durch den drehbaren Turm kann sie in alle Richtungen schießen. Außerdem kann sie auch während der Fahrt schießen.
Die maximale Reichweite mit V-LAP-Geschossen liegt bei 54 km. Mit gelenkten Vulcano-Geschossen sind 70 km möglich.
RCH 155 ist zudem MRSI-fähig (Multiple Rounds Simultaneous Impact), was nur wenige Haubitzen können. Dabei werden schnell hintereinander mehrere Schüsse in unterschiedlichen Winkeln abgefeuert, sodass alle Geschosse gleichzeitig im Zielgebiet einschlagen.
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Damit kann bereits eine einzelne Haubitze mit einem Erstschlag ein großes Gebiet abdecken. Das ist etwa sinnvoll, wenn ein feindlicher Fahrzeugverband gestoppt werden soll, aber nur eine bzw. wenige Haubitzen dafür in Einsatzreichweite sind.
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