M1299 howitzer

Prototyp einer M1299 Haubitze

© Public Domain

Militärtechnik

US-Armee stoppt Entwicklung der Mega-Artillerie ERCA

Im Rahmen des Programms ERCA (Extended Range Cannon Artillery) hat die US-Armee daran gearbeitet, die Reichweite von Artilleriegeschützen drastisch zu erhöhen. Gewöhnliche Haubitzen wie die M777 und die M109 hätten so durch Weiterentwicklungen deutlich weiter schießen können. Mithilfe von Ramjet-Geschossen war von einer Flugdistanz von bis zu 150 Kilometer gesprochen worden. 

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Nun wurde bekannt, dass das entsprechende Prototypen-Programm eingestellt wurde. Das gab US-Armee-Beschaffungschef Doug Bush vor Kurzem bekannt. Die Tests wurden bereits vergangenen Herbst gestoppt.

„Leider war es nicht erfolgreich genug, um direkt in Produktion zu gehen“, sagte er laut einem Bericht bei Defense News. Anstelle der Eigenentwicklung sehe man sich nun auf dem Markt um, was es an vergleichbaren Systemen gibt, die die hohen Reichweitenanforderungen erfüllen könnten. 

Bestehende Systeme

Die Idee von ERCA war es nicht, völlig neue Haubitzen zu entwickeln, sondern bestehende Plattformen auszubauen. Eines der Basis-Systeme war etwa die M109A7, die zur M1299 ausgebaut wurde. Dazu wurde sie mit einem neuen Kanonenrohr mit einer Länge von 9,1 Meter ausgestattet. 

Als Geschoss diente das fernlenkbare Artilleriegeschoss XM1113 im Kaliber 155. Es ist zusätzlich mit einem Raketenantrieb ausgestattet, um die Reichweite noch weiter zu erhöhen. Im Regelbetrieb wurde eine Reichweite von rund 70 Kilometer angepeilt, deutlich weiter als die Standard-Reichweite von 38 Kilometer. Bei einem Test im Jahr 2022 flog eines dieser Geschosse sogar rund 110 Kilometer weit. 

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Außerdem sollte die Feuerrate durch ein automatisches Ladesystem erhöht werden. 10 Schuss pro Minute waren angepeilt. Ein Magazin der Haubitze hätte einmal sogar 31 Geschosse fassen sollen, wurde aber später aufgrund von Platzproblemen auf 23 reduziert. 

Der Prototyp zeigte auch die technischen Herausforderungen auf, die dieses Projekt mit sich brachte. So wurde bei Tests ein übermäßiger Verschleiß des Kanonenrohrs nach dem Abfeuern einer relativ geringen Anzahl von Geschossen festgestellt. 

Alternative für Marschflugkörper

Eine Artilleriewaffe mit einer so hohen Reichweite hätte im Kampfgeschehen naheliegende Vorteile. So könnte sie aus einer Entfernung beschießen, ohne selbst im Gefahrengebiet zu sein. 

Zwar ist man mit 150 Kilometer noch nicht ganz bei Reichweiten moderner Marschflugkörper, dennoch hätten derartige Artilleriegeschosse die aufwändig produzierten und darum teuren Lenkwaffen in vielen Szenarien durchaus ersetzen können.

Ein weiterer Vorteil wäre die höhere Kapazität. Ein M270 MLRS hat mit den neuesten Raketen ER GMLRS zwar ebenfalls eine Reichweite bis zu 150 Kilometer, kann aber nur insgesamt 12 Stück transportieren.

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