Abgestürzte ukrainische Jet-Drohne

Abgestürzte ukrainische Jet-Drohne

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Militärtechnik

Neue ukrainische Kamikaze-Drohne mit Jet-Antrieb aufgetaucht

In der Abwehr des russischen Angriffs setzt die Ukraine seit Beginn auf Kamikaze-Drohnen. Die “Einweg”-Drohnen gelten als One-Way Attack - Unmanned Aerial Vessels (OWA-UAV)

Wie oft in militärischen Konflikten wird die genaue Beschaffenheit neuer Gerätschaften erst dann bekannt, wenn sie erbeutet werden oder über feindlichem Gebiet abstürzen, ohne zu explodieren. Die Überreste geben dann Aufschluss über die Bauart. 

Jetzt ist erstmals eine neue Jet-betriebene Kamikaze-Drohne in Russland abgestürzt. Höchstwahrscheinlich wird sie bereits seit längerem von der Ukraine eingesetzt, bislang gab es aber wenig Informationen darüber. 

Der Milblogger H I Sutton hat die Fotos davon, die in russischen Online-Netzwerken aufgetaucht sind, analysiert. Mit Deltaflügel und einem Seitenleitwerk misst das Fluggerät laut Suttons Schätzung 3 Meter (Länge) mal 2,5 Meter (Spannweite)

Zum leichteren Transport können die Seiten des Deltaflügels wohl abgenommen werden. Als Baumaterialien kommen hauptsächlich Holz und glasfaserverstärkter Kunststoff zum Einsatz. 

Triebwerk

Der Antrieb stammt von der deutschen Firma JetCat. Bei dem Modell handelt es sich um das P400-PRO. Das Triebwerk gilt als qualitativ äußerst hochwertig und wird unter anderem beim Bau von Jetsuits sowie von größeren Modellflugzeugen verwendet. Im Online-Shop von JetCat ist es um 10.950 Euro zu haben. 

Hier ein Modellflugzeug mit dem gleichen P400-PRO:

Das Jet-Triebwerk ist im hinteren Bereich des Rumpfes unterhalb des Seitenleitwerks montiert. Der Lufteinlass befindet sich im Bauch der Drohne. Im Vergleich zu propellergetriebenen Drohnen sind die Jet-Drohnen deutlich schneller, wodurch ihre Abwehr schwieriger ist. Wie schnell genau die neue ukrainische Drohne ist, ist unklar. Die ebenfalls Jet-betriebene iranische Shahed-238, die Russland einsetzt, kommt auf maximal 500 km/h.

Die Bewaffnung der neuen OWA-UAV dürfte aus einem etwa 20 Kilogramm schweren Blast-Fragmentation-Warhead bestehen. Diese Art Sprengkopf ist dafür ausgelegt eine starke Explosion und möglichst viele Fragmente zu erzeugen, die ebenfalls Schaden anrichten (Splitterwirkung). 

Zweite Generation

Militärexperte Sutton sieht in der Drohne eine deutliche Weiterentwicklung der ukrainischen OWA-UAV-Technik. Die neuen Fluggeräte sind ausgereifter und leistungsfähiger. Gleichzeitig dürften die neuen Drohnen in der Herstellung deutlich teurer sein.

Die ersten Fluggeräte seien demnach nach dem Motto “besser als nichts” gebaut bzw. angeschafft worden. So gibt es etwa Hinweise, wonach die Fluggeräte zum Teil beim chinesischen Onlinehändler Alibaba bestellt wurden. Auch Russland soll dort, vor allem zu Beginn des Kriegs, eingekauft haben.

➤ Mehr lesen: Ukraine kauft seine Kamikaze-Drohnen bei Alibaba

Vorteile von Kamikaze-Drohnen

Russland setzt mittlerweile auf eine Vielzahl an unbemannten Drohnen im Krieg gegen die Ukraine. Neben der propellergetriebenen Shahed-136 und dem Nachfolger Shahed-238, werden etwa die Lancet 3 und die KUB-BLA des russischen Waffenherstellers Kalaschnikow für Angriffe genutzt.

Kamikaze-Drohnen bieten einige Vorteile für Konfliktparteien. So können sie Operationen auch tief hinter feindlichen Linien durchführen, ohne das Leben eigener Soldat*innen zu gefährden. In der Regel können sie auch in weit größerer Stückzahl gefertigt werden, als etwa Marschflugkörper.

Im Vergleich zu bemannten Jets oder hochmodernen Marschflugkörpern (eine Storm Shadow kann gut eine Million Euro kosten) sind die Drohnen immer noch günstig und einfach in der Herstellung. Auch dann, wenn man vergleichsweise teure deutsche Triebwerke verwendet.

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