Die Jet-Drohnen aus dem Iran werden von Russland in der Ukraine eingesetzt.

Die Jet-Drohnen aus dem Iran werden von Russland in der Ukraine eingesetzt.

© Russische Streitkräfte

Militärtechnik

Russlands neue Jet-Drohnen haben 2 große Vorteile

Russland scheint die iranische Jet-Drohne Shahed-238 in der Ukraine einzusetzen. Der Nachfolger der Shahed-136, die von Russland unter dem Namen Geran-2 bereits seit mehr als einem Jahr als Kamikazedrohne eingesetzt wird, hat mehrere Vorteile. Das berichtet Oberst Markus Reisner, Leiter der Forschungs- und Entwicklungsabteilung an der Theresianischen Militärakademie. 

Deutlich schneller als der Vorgänger

Der erste Vorteil liegt auf der Hand: Anders als die Propellerdrohne Shahed-136 ist die Shahed-238 deutlich schneller an ihrem Ziel. "Damit bleibt der ukrainischen Fliegerabwehr weniger Früherkennungs- und Reaktionszeit", erklärt Reisner. Die Shahed-238 wird wahrscheinlich von einer Variante des iranischen Toloue-10-Mikroturbojets angetrieben. Mit diesem erreicht sie Geschwindigkeiten von bis zu 500 km/h. Zum Vergleich: Ihre Vorgängerin war mit Höchstgeschwindigkeiten von 180 km/h unterwegs.

Der Iran stellte die Shahed-238 erst im vergangenen September vor, im Dezember berichtete der russische Staatssender Sputnik TV, dass eine Jet-Version der Geran-2 auf dem Weg nach Russland sei. In dem Betrag wurde noch von einer Höchstgeschwindigkeit von 800 km/h geredet. 

Reichweite wohl geringer

Noch unbekannt ist hingegen die Reichweite. Die Shahed-136 verfügt über eine Reichweite von 2.000 Kilometern. Bei der Jet-betriebenen Shahed-238 dürfte man in diesem Bereich allerdings Abstriche gemacht haben. Der Jet-Antrieb ist nämlich treibstoffhungriger als der Propellerantrieb. Die Shahed-238 könnte zwar mehr Treibstoff transportieren, das geht allerdings auf die Kosten anderer Nutzlasten wie etwa der Größe des Sprengkopfes.

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Durch die höhere Geschwindigkeit kann die Drohne laut Reisner auch schwieriger mit Fliegerabwehrkanonen (z.B. ZSU-23-2/4 oder Gepard) bekämpft werden. Kleine Drohnen stellen aufgrund ihres kleinen Radarquerschnitts bereits eine Herausforderung für die Luftabwehr dar. In der Nacht sind die Drohnen auch optisch nur schwer zu erkennen. Andererseits kann eine Jet-Drohne durch die Hitzeentwicklung ihres Antriebs besser von Infrarotkameras erfasst werden.

Höhere Genauigkeit der Shahed-238-Drohnen

Der 2. Vorteil ist laut Oberst Reisner eine bessere Treffergenauigkeit und eine vermutete höhere Resistenz gegen elektronische Störmaßnahmen. "So wurde die Inert- und GLONASS-Navigation der Shahed-131/136 bei der Shahed-238 um ein bordeigenes Radarsystem sowie eine elektrooptische Zieleinrichtung ergänzt. Somit wäre nicht nur der Einsatz gegen stationäre, sondern auch bewegte Ziele möglich", schreibt der Experte.

Laut Reisner wurden im Iran 3 Versionen der Shahed-238 vorgestellt. Eine Konfiguration ist in der Lage, eigenständig gegnerische Radarsysteme aufzuspüren und zu attackieren. Solche Drohnen werden vor Marschflugkörper- und Bombereinsätzen gestartet, um die gegnerische Luftabwehr zu schwächen.

Die zweite Version ist mit der elektrooptische Zieleinrichtung und möglicherweise auch mit einer satellitengestützten Fernsteuerung ausgestattet. Die dritte, sogenannte Basisversion fliegt hingegen direkt auf eine vorprogrammierte Zielkoordinate zu. Welche Versionen von Russland gegen die Ukraine eingesetzt werden, ist unbekannt. Reisner stellt sich dabei die Frage: "Wie ist es möglich, dass ein streng sanktioniertes Land wie der Iran derartige Hochtechnologie erfolgreich entwickeln, produzieren und exportieren kann?"

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