Symbolbild: Laser auf Lkw-Basis

Symbolbild: Laser auf Lkw-Basis

© Dynetics

Militärtechnik

China will tödliche Laserstrahlen am Schlachtfeld um die Ecke leiten

Laserwaffen gelten für viele Armeen als erstrebenswert. Sie haben quasi unendlich Munition und der zerstörerische Lichtstrahl ist für das menschliche Auge unsichtbar. Außerdem gibt es kein verräterisches Schussgeräusch.

Allerdings haben solche Laser aktuell 2 Nachteile. Ein starker Laser braucht eine entsprechend große Energiequelle, muss also zum Beispiel auf einem Schiff oder Lkw montiert werden. Außerdem kann ein Laser Ziele nur direkt beschießen – wenn also eine Sichtverbindung herrscht. Das hebelt die Tarnvorteile, was Sichtbarkeit und Geräusche angeht, wieder aus.

Chinesische Forscher haben jetzt eine Studie veröffentlicht, wie scmp berichtet. Darin wollen sie die Schwächen einer Laserwaffe beseitigen – indem sie das Feuer mit Drohnen umleiten.

Kleine Drohne spiegelt Laser auf das Ziel

In der Studie gehen die Forscher von einer leistungsstarken Laserwaffe auf einem Lkw aus. Für das Weiterleiten des Laserstrahls werden Quadcopter-Drohnen genutzt, die eine ähnliche Größe wie kommerzielle Drohnen haben, etwa die von DJI.

Drone flying near a private house

Symbolbild: Eine kommerzielle Drohne mit 4 Rotoren (Quadcopter)

Diese Drohnen haben ein kleines und leichtes Gerät an Bord. Das besteht aus 2 Komponenten. Eine Röhre empfängt den Laserstrahl vom Boden und eine zweite steuert ihn ins Ziel. Die beide Röhren sind mit Hochleistungsspiegeln verbunden, die den empfangenen Laserstrahl weiterleiten.

Leitstrahl soll Probleme lösen

Obwohl das Prinzip einfach klingt, gibt es Herausforderungen. Laut der Studie seien diese aber bewältigbar, teilweise auf der Basis von früheren Forschungen anderer chinesischer Wissenschafter. Das größte Problem ist: Wie trifft man präzise die Empfangsröhre der Drohne, ohne, dass sie dabei selbst durch den Laser des Lkw zerstört wird?

Dazu sendet die Empfangsröhre einen Leitstrahl aus, der unten beim Lkw in einem Transmitter ankommt. So richten sich die Röhre, die Drohne selbst und die Laserwaffe des Lkw optimal aufeinander aus.

Die Grafik skizziert die Funktion des Systems

Die Grafik skizziert die Funktion des Systems

Allerdings würden schon kleine Vibrationen im Flug der Drohne reichen, damit der Laser etwas daneben geht. Das würde die Leistung des Strahls senken oder eben die Drohne beschädigen. Das soll mit einer Technologie, die die Vibrationen beim Schweben der Drohne eliminiert, erreicht werden. Konkret nennen die Forscher hier nicht, um welche Technologie es sich handeln soll.

Nicht nur Vibrationen durch die Antriebe der Drohne müssen verhindert werden, sondern auch kleine Bewegungen durch Wind oder Turbulenzen. Hier könnte eine KI zum Einsatz kommen, die automatisch zahlreiche Mini-Flugkorrekturen pro Sekunde vornimmt, um die Drohne nahezu in perfekter Schwebeposition zu halten.

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Stark genug, um Metall zu zerschneiden

Die Forscher gehen davon aus, dass damit ein Laserstrahl von der Drohne ausgehen könnte, der 30kW Leistung oder mehr hat. Dies würde laut den Wissenschaftlern ausreichen, um auf eine Entfernung von einem Kilometer Metall zu zerschneiden und Menschen zu töten.

Scmp beschreibt hier ein eher grausiges Szenario. Soldaten würden die Augen aus dem Kopf gebrannt werden. Radaranlagen, Antennen und Kameras von gepanzerten Fahrzeugen würden Feuer fangen, bis schließlich der ganze Squad ausgeschaltet ist.

Um die Ecke schießen

Durch so ein System könnten Laserwaffen wie Artillerie eingesetzt werden, um Ziele indirekt zu beschießen. Der Laser-Lkw ist in einer getarnten und befestigen Stellung, außerhalb einer umkämpfen Stadt. Die Drohne erspäht Feinde, die zwischen Häusern vorrücken. Sie fordert vom Lkw den Laserbeschuss an, um die Ziele zu bekämpfen.

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Sollten die Ziele von vorne geschützt sein, etwa durch Wände oder hohe Häuser, kann die Drohne auch von hinten angreifen. Der Laser schießt über das Hindernis hinweg und trifft die schwebende Drohne, die ihn in den Rücken des Feindes weiterleitet. So könnten auch Schwachstellen von Militärfahrzeugen getroffen werden, wie etwa der Motor an der Rückseite eines Kampfpanzers. Mit der Drohne kann der Laser also im Grunde um die Ecke schießen.

Mehrere Drohnen pro Laserwaffe

Die Forscher stellen sich vor, dass künftig mehrere Drohnen pro bodengestützter Laserwaffe am Himmel sind. So können sie verschiedene Positionen über dem Schlachtfeld einnehmen. Dadurch können mit den Lasern am Boden schneller Ziele an verschiedenen Orten bekämpft werden. Auch Laser, die auf Schiffen montiert sind, könnten so gegen Landziele in Küstennähe genutzt werden.

In einem noch weiter gesponnenen Zukunftsszenario könnte das System nicht nur für Standalone-Laserwaffen genutzt werden. Schreitet die Miniaturisierung voran, ist vorstellbar, dass Kampfpanzer einen Laser bekommen, mit der Hauptfunktion feindliche Drohnen und Raketen abzuwehren. Der Kampfpanzer könnte aber auch selbst eine Drohne starten, die den Laser umlenken kann, um ihn so für indirektes Feuer gegen Bodenziele zu nutzen.

Aktuell sind mehrere Kampfpanzer in Entwicklung, die Starter für Drohnen eingebaut haben, wie etwa der KF51 Panther. Seine Drohnen sollen zur Aufklärung oder als Loitering Munition dienen, also das Zerstören von Bodenzielen mit einem Gefechtskopf.

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Drohnen-Abwehr nimmt zu

Das chinesische Laser-Umleitungssystem funktioniert natürlich nur, wenn die Drohnen nicht vorher abgeschossen werden. Die Zeit, in der Streitkräfte am Boden kleine Drohnen ignoriert haben, sind spätestens seit dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine vorbei. Beide Seiten setzen militärische und kommerzielle Drohnen ein, die entweder Sprengkörper abwerfen oder damit Kamikazeangriffe fliegen (FPV-Drohne).

Aufgrund dieser konstanten Bedrohung werden immer häufiger Drohnenabwehrmaßnahmen genutzt und neue entwickelt, die auf Squad-Basis eingesetzt werden, also schon bei kleinen Truppenverbänden. Dazu zählen etwa Störsender auf Truppentransportern, für die Drohnenabwehr optimierte Geschütze auf Fahrzeugen oder Infanteriewaffen, die das Abschießen von Drohnen erleichtern.

Dadurch müsste womöglich die Taktik angepasst werden. Eine große Aufklärungsdrohne könnte aus großer Höhe die Feindbewegung erkennen. Die kleine Drohne geht dann hinter Bäumen oder Häusern in eine Lauerstellung. Sie fliegt erst kurz vor dem Beginn des Beschuss nach oben, um den Laser weiterzuleiten und taucht nach dem Beschuss sofort wieder ab.

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Wie immer sind solche chinesischen Studien mit Vorsicht zu genießen, speziell wenn es um vermeintliche Wunderwaffen geht. Wenn die chinesische Armee die Entwicklung für wichtig oder fortgeschritten genug halten würde, würde sie die Studie als geheim einstufen lassen, um Feinde nicht vorzuwarnen. Da dies in diesem Fall nicht passiert ist, kann man davon ausgehen, dass das Konzept noch zu weit von einer militärischen Umsetzung entfernt ist, wichtige Komponenten nur in der Theorie existieren, oder die Armee keinen strategischen Wert in dem Konzept sieht.

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Gregor Gruber

Testet am liebsten Videospiele und Hardware, vom Kopfhörer über Smartphones und Kameras bis zum 8K-TV.

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Gregor Gruber

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