Chinesischer Kampfjet Weißer Kaiser

Chinesischer Kampfjet Weißer Kaiser

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Militärtechnik

Chinas neuer mysteriöser Stealth-Fighter soll "bis ins All" fliegen

China hat im Rahmen der Luft- und Raumfahrtausstellung in Zhuhai ein neues mysteriöses Flugzeug gezeigt. Es soll sich dabei um einen Kampfjet der 6. Generation handeln, der vom staatlichen Rüstungskonzern Aviation Industry Corporation of China (AVIC) gebaut wird. 

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Viele Informationen zu dem Jet gibt es bislang nicht. Lediglich eine Infotafel auf der Airshow liefert ein paar Fakten. Das Flugzeug trägt demnach die Bezeichnung Báidì B, was so viel wie “Weißer Kaiser” bedeutet. Dabei handelt es sich um eine Figur aus der chinesischen Mythologie. 

Ein großer interner Waffenschacht soll mehr Bomben und Raketen als andere Stealth-Fighter, wie Chinas J-20 oder die amerikanische F-35, aufnehmen können. Weil die Bewaffnung nicht außen am Flugzeug befestigt werden muss, wirkt sich das sowohl auf die Flug- als auch auf die Stealth-Eigenschaften positiv aus.

Abgesehen von der futuristischen Stealth-Form, die an Science-Fction-Filme und Videospiele erinnert, ist noch das Fahrgestell auffällig. Das ist sehr massiv, was man es sonst nur auf Kampfjets sieht, die auf Flugzeugträgern starten und landen.

Das hintere Fahrgestell

Das hintere Fahrgestell

Der Báidì B sieht aber zu schwer aus, um mit voller Waffenlast von einem Flugzeugträger starten zu können. Womöglich soll er mit dem verstärkten Fahrgestell auch auf unebenen Pisten landen können, so wie etwa die MiG-29. Auch die ältere MiG-21 hat diese Fähigkeit.

Eine andere Erklärung für das extra-robuste Fahrgestell: Als das Modell für die Airshow gebaut wurde, stand gerade nur dieses Fahrwerk zur Verfügung. Oder es hat auf dem doch recht großen Stealth-Fighter besser ausgesehen als ein reguläres, dünnes Fahrgestell. Schließlich dürfte der Hauptzweck dieses Exemplars des Báidì B sein, von den Besuchern der Airshow bewundert zu werden.

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Ausstellungsstück statt Prototyp

Dass der ausgestellte Jet eher wie eine Filmrequisite als wie ein tatsächliches Kampfflugzeug aussieht, ist jedenfalls kein Zufall. Es handelt sich laut SCMP nicht um ein flugfähiges Exemplar, sondern lediglich um ein Modell im 1:1-Maßstab.

Dafür wurde aber viel Liebe ins Detail gesteckt. Die Bemalung ist sauber ausgearbeitet, mit gelben Akzenten beim Cockpit und den Lufteinlässen für die Triebwerke. Das erinnert an den GW-9800 aus dem Anime Mobile Suit Gundam.

 GW-9800 Gundam Airmaster

GW-9800 Gundam Airmaster

Beim Modell des Báidì B konnten Besucher der Airshow noch weitere Details entdecken. So sind in der Hülle eingelassene Sensoren zu erkennen und kleinere, fast versteckte Luftöffnungen. Denkbar ist, dass das Modell mit diesem hohen Detailgrad gebaut wurde, damit es später auch für Windtunneltests verwendet werden kann.

Bis in den Weltraum

Wenn Báidì B mal flugfähig ist, soll er nicht nur in der Lage sein, Überschallflüge durchzuführen, sondern auch in den Weltraum vordringen können. Staatliche Medien beschreiben den Jet laut einem Bericht bei SCMP als “Weltraum-Luft-Kampfjet”.

Wie hoch er dabei genau fliegen soll, bleibt unklar. Als Grenze zum Weltraum gilt allgemein die Kármán-Linie, die in einer Höhe von 100 Kilometern über dem Meeresspiegel liegt.

Stellen sich die Angaben der chinesischen Medien als korrekt heraus, könnte Báidì der bislang am höchsten fliegende Kampfjet sein. Diesen Rekord hält aktuell eine umgebaute Variante der russischen MiG-25. 1977 erreichte sie eine Höhe von knapp 38 Kilometer.

Überlichweise liegt die Dienstgipfelhöhe von Kampfjets, also die Höhe, in der sie gut operieren können, bei rund 15 bis 20 Kilometer. Verschiedene andere nicht-militärische Experimentalflugzeuge sind bereits in weit größeren Höhen unterwegs gewesen.

Vorteil von Flügen im Weltraum

Falls Báidì B tatsächlich so hoch fliegen kann, könnte er dadurch feindlichen Radar- oder Luftabwehrsystemen ausweichen. Auch könnte er gegebenenfalls gegen feindliche Satelliten vorgehen, wenn er entsprechende Raketen an Bord hat. 

Wie realistisch die Flüge im Weltraum sind, ist jedoch höchst fraglich. Alleine schon der Antrieb stellt in solchen Höhen eine Herausforderung dar, da die Triebwerke von Kampfjets üblicherweise Sauerstoff zur Verbrennung brauchen, um Schub zu erzeugen.

Außerdem muss der Jet enormen Belastungen standhalten können, um diese Höhen zu erreichen und um von dort auch wieder zurück zu kommen. Schließlich bräuchte er dafür auch sehr viel Treibstoff. Ein möglicher Workaround wäre, wenn er ein abwerfbares Zusatztriebwerk hat, das ihn von seiner Dienstgipfelhöhe bis in die Höhe von 100 Kilometer bringt - ähnlich wie die erste Stufe bei einer Trägerrakete.

Was bedeutet 6. Generation?

Kampfjets werden in Generationen eingeteilt. Die aktuellste, die im Einsatz ist, ist die 5. Generation, die sich durch vor allem durch Tarnkappeneigenschaften auszeichnet. Dazu gehören etwa die F-22, F-35, Su-57, J-20 und J-35.

Zu den derzeit noch lose definierten Fähigkeiten eines Kampfjets der 6. Generation gehören:

  • Tarnkappeneigenschaften und interner Waffenschacht
  • Für Luftkämpfe und Bodenangriffe geeignet
  • Geeignet für elektronische Kriegsführung
  • Erweiterte Datenübertragungsfähigkeiten für das vernetzte Schlachtfeld und Datenübertragung direkt zu Satelliten
  • Kann optional ferngesteuert und mindestens teilautonom mittels KI agieren
  • Helm-Display ist mit Außenkameras verbunden, damit der Pilot „durch das Flugzeug“ durchschauen kann und so eine 360-Grad-Rundumsicht hat
  • Adaptives Triebwerk
  • Erweiterte Gegenmaßnahmen, wie Jammer, Infrarot-Blender und optional Energiewaffen – etwa um anfliegende Raketen per Laser zu zerstören

Doch nur ein Propaganda-Jet?

Nicht auzuschließen ist, dass die Weltraum-Flugeigenschaft von Báidì B nur Trolling ist. China könnte den USA vorgaukeln, an einem solchen Wunderflieger zu arbeiten, damit diese Ressourcen darauf verschwenden, ein Gegenstück zu entwickeln.

Aus aktueller Sicht ist Báidì B als ein Konzeptflugzeug einzustufen - ähnlich, wie wenn Autohersteller besonders futuristische Modelle präsentieren, die aber nie in dieser Form in den Handel kommen. Das heißt nicht automatisch, dass aus Báidì B nicht ein funktionsfähiger Kampfjet der 6. Generation werden könnte. Vermutlich wird er aber nur dazu dienen, um die Designs von zukünftigen chinesischen Kampfjets zu inspirieren und um für den Hersteller AVIC Aufmerksamkeit zu generieren.

Falls er tatsächlich Serienreife erlangt, wäre China den USA damit voraus - auch ohne Weltraumflug-Modus. Denn wegen der hohen Kosten steht NGAD, das Programm der USA für einen Kampfjet der 6. Generation, auf wackeligen Beinen.

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