Erster Kampfjet für Chinas Super-Flugzeugträger Fujian ist einsatzbereit
China hat zum ersten Mal eine Übung abgehalten, an der beide aktiven Flugzeugträger in unmittelbarer Nähe beteiligt waren. Bei der Marineübung im Südchinesischem Meer war noch mehr zu sehen als die Liaoning und Shandong, die für Promofotos Seite an Seite fuhren.
Zwischen ihnen flogen Kampfjets. Dabei hat es sich nicht nur um die normale J-15 gehandelt, sondern auch die neue J-15B. Damit hat China jetzt erstmals Kampfjets, die für den Einsatz auf dem neuesten Flugzeugträger Fujian geeignet sind.
Sprungschanze und Katapult
China besitzt derzeit 2 aktive Flugzeugträger: die Liaoning und Shandong. Beide basieren auf der russischen Kuznetsov-Klasse, die die Sowjetunion erstmals 1982 gebaut hatte. Der einzige Flugzeugträger, den Russland derzeit besitzt, ist die Admiral Kuznetsov, die namensgebend für die Klasse ist.
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Diese Flugzeugträger haben eine Schanze (Ski-Jump), damit Kampfjets starten können. Im Fachjargon heißt das Short Takeoff but Assisted Recovery (STOBAR).
Den einzigen Typ Kampfjet, den China für diese Flugzeugträger besitzt, ist die J-15. Die basiert wiederum auf der russischen Su-33, die bei der Admiral Kuznetsov genutzt wird.
Die Fujian ist Chinas neuester Flugzeugträger. Er befindet sich aktuell auf Übungsfahrten, ist also noch nicht einsatzbereit. Das hätte bisher auch nichts gebracht, denn: die J-15 kann darauf nicht starten.
Die Fujian hat nämlich keinen Ski-Jump, sondern ein elektromagnetisches Katapult. Daher müssen Kampfjets, die von ihrem Deck aus starten wollen, für CATOBAR (Catapult Takeoff but Assisted Recovery) geeignet sein.
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J-15B kann beides
Deshalb hat China eine neue Version der J-15 geschaffen: die J-15B. Diese hat ein verstärktes Fahrwerk für die Katapultstarts. Damit kann sie jetzt sowohl auf der Liaoning und Shandong als auch auf der Fujian eingesetzt werden.
Bei dieser Gelegenheit hat die J-15B noch weitere Upgrades bekommen. Dazu gehört ein EASA-Radar (Active Electronically Scanned Array). Das EASA-Upgrade ist an der Nase erkennbar, die bei der J-15B ein dunkleres Grau hat als bei der J-15.
Gegenüber einem herkömmlichen Radar hat ein EASA-Radar eine höhere Geschwindigkeit des Radardurchgangs, mehr Reichweite und kann mehr Ziele auf einmal verfolgen. Außerdem hat es eine bessere Ausfallsicherheit. Weil die Sendeleistung kleiner ist, ist es zudem schwieriger, den Kampfjet aufgrund seiner Radarausstrahlung zu orten.
Möglicherweise mit neuen Triebwerken
Das Cockpit der J-15B wurde ebenfalls modernisiert. Zudem wurden Prototypen der J-15B mit Chinas selbst entwickeltem WS-10-Triebwerken getestet.
Die meisten J-15s nutzen immer noch die russischen AL-31F-Triebwerke der Su-33. Aktuell gehen Rüstungsexperten nicht davon aus, dass alle J-15B bereits die leistungsstärkeren WS-10-Triebwerke haben: Es gibt keine Hinweise darauf. Allerdings könnten die J-15B nach und nach umgerüstet werden, wenn die alten Triebwerke defekt sind oder sowieso aus Sicherheitsgründen getauscht werden müssen.
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Ebenfalls unklar ist, ob nur vorhandene J-15s zu J-15Bs umgerüstet werden, oder ob China auch neue Flugzeuge baut. Vermutlich werden aber neue gebaut werden müssen, damit für die Fujian genügend Kampfjets zur Verfügung stehen. Die Liaoning und Shandong haben üblicherweise bis zu 24 J-15s an Bord. Insgesamt wurden aber nur, so derzeitige Informationen, 60 Stück der J-15 gebaut, inklusive Zweisitzer-Varianten.
Super-Flugzeugträger soll auch Stealth-Jets bekommen
Demnach würden für die Fujian, bei voller Bestückung der anderen Flugzeugträger, vermutlich weniger als 12 Stück überbleiben. Allerdings ist die Fujian mit einer geschätzten Verdrängung von 85.000 Tonnen Chinas erster Super-Flugzeugträger (ab 75.000 Tonnen) und damit gut 20 Prozent größer als die Liaoning und Shandong. Sie soll also ebenfalls mindestens Platz für 24 bemannte Kampfjets haben, wobei aktuell von eher 30 bis 35 ausgegangen wird.
Allerdings ist die J-15B nicht der einzige Kampfjet, der auf der Fujian stationiert werden soll. China arbeitet an einem Stealth-Fighter, der CATOBAR geeignet ist. Prototypen davon wurden mehrmals gesichtet. Noch gibt es keinen offiziellen Namen. Inoffiziell wird der Jet FC-31, J-31 oder J-35 genannt.
Mit der J-31B hat der Hersteller Shenyang kürzlich eine neue Variante des Stealth-Jets gezeigt. Allerdings ist bei der nicht klar, ob es schon die Flugzeugträger-Variante ist oder eine landgestützte Version. Es gibt auch Berichte, wonach an einer STOBAR-Variante des Stealth-Fighters gearbeitet wird, der dann von der Liaoning und Shandong starten kann.
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J-15D für elektronische Kriegsführung
Quasi als Bonus wurde bei den Fotos der chinesischen Marine noch die J-15D erspäht. Diese sind am Flugdeck der Shandong zu sehen, berichtet twz.
Die J-15D ist ein Zweisitzer für die elektronische Kriegsführung. Sie kann als Chinas Gegenstück zur amerikanischen EA-18G Growler gesehen werden.
Die J-15D soll das gegnerische Radar und die Kommunikation stören und überwachen. Üblicherweise werden solche Flugzeuge auch mit Waffen ausgestattet, etwa mit Antiradar-Raketen.
Diese steuern das aktive Radarsignal der Luftabwehr am Boden an. Dadurch trifft die Rakete entweder direkt die Luftabwehranlage oder dessen Radaranlage, woraufhin diese „blind“ wird – also nicht mehr Flugzeuge auf größerer Entfernung aufspüren und erfassen kann.
Ihren Jungfernflug hatte die J-15D im Jahr 2018. Es ist jetzt das erste Mal, dass sie bei einer Marine-Übung zu sehen war.
Daher gilt der Oktober 2024, sowohl für die J-15B als auch die J-15D, als das erste Mal, dass China sie als einsatzbereit demonstriert hat. Auch die J-15D soll künftig auf der Fujian eingesetzt werden.
J-15S: Ein Kommandoflugzeug für Drohnen
Mit der J-15S gibt es noch eine Version der J-15, die ein Zweisitzer ist. Diese ist 2012 erstmals geflogen. Lange ging man davon aus, dass sie als Ausbildungsflugzeug dient: Ein Platz ist für den Pilotenneuling und einer für einen erfahrenen J-15-Piloten.
In jüngerer Vergangenheit gab es Gerüchte, dass die J-15S modernisiert und für den Einsatz auf der Fujian adaptiert wird. Sie soll als eine Art Drohnen-Kommandoflugzeug dienen und könnte dazu die Bezeichnung J-17 erhalten.
Die Idee ist, dass einer der Piloten das Flugzeug steuert. Der zweite Pilot gibt Drohnen in der Formation Befehle und kann diese bei Bedarf direkt steuern. Eine der Drohnen, die künftig von der Fujian starten sollen, ist die Stealth-Drohne GJ-11. Damit könnte der Drohnenpilot in der J-17 einen Bodenangriff im feindlichen Luftraum fliegen, während die J-17 in sicherer Entfernung bleibt.
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China arbeitet zudem an Loyal-Wingman-Drohnen, die nicht nur bei Bodenangriffen, sondern auch bei Luftkämpfen helfen sollen. Eine davon ist die Feihong FH-97A. Ursprünglich wurde die für den Stealth-Fighter J-20 entwickelt.
Die J-20 ist aber nicht für Flugzeugträger geeignet. Es gibt aber Gerüchte, wonach eine Variante der FH-97A für Flugzeugträger in Arbeit ist, die dann den J-15-Varianten und der J-31/J-35 beistehen könnte.
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