Netzpolitik

RTR: Lösung gegen Fake-Paket-SMS in Planung

Es war das Ärgernis des Jahres 2021 schlechthin: Fake-SMS, die vermeintlich vom Paketzusteller DHL stammen, mit einem Link sowie dem Text „letzte Chance zum Abholen“. Diese Nachricht wurde jedoch gar nicht von DHL verschickt, sondern von Betrüger*innen. Dahinter steckt ein Trojaner namens „Flubot“, der sich über die eigene Rufnummer weiterverbreitet, wenn man auf den Link klickt und der Aufforderung nachkommt, Software am Smartphone zu installieren (wir haben darüber berichtet).

Laut der heimischen Regulierungsbehörde RTR gingen bei der „Meldestelle für Rufnummernmissbrauch“ deshalb im vergangenen Jahr mehr als 56.000 Beschwerden ein. „Das bedeutet im Vergleich zum Vorjahr eine Verdoppelung der Beschwerden. Treiber waren Betrugs-SMS, auf die knapp 33.000 Meldungen entfielen“, informiert Klaus Steinmaurer, Geschäftsführer der RTR. Absenderkennungen von SMS und Rufnummern, die missbräuchlich verwendet werden, können nämlich unter rufnummernmissbrauch.at bekannt gegeben werden.

So sieht eine Flubot-SMS aus

Bei Flubot lassen sich Nummern nicht sperren

Doch was tut die RTR eigentlich mit den gemeldeten Nummern? „Wenn es sich um strafrechtliche Verdachtsfälle handelt, geben wir das an die entsprechenden Behörden weiter“, sagt Gregor Goldbacher, der das Team „Nutzerschutz“ bei der RTR leitet. „Bei Flubot trifft das allerdings nicht zu, denn wir können die Rufnummern, anders als bei Ping-Anrufen, nicht sperren.“ Das liegt daran, dass sich Flubot als Trojaner „wie bei einem Schneeballsystem“ weiterverbreitet und echte Nummern von Smartphone-Nutzer*innen betroffen sind.

Telekommunikationsanbietern sind derzeit ebenfalls die Hände gebunden, einzugreifen, weil sie die SMS mitlesen müssten, um deren Inhalte zu erfassen und festzustellen, dass ein verdächtiger Link im Text enthalten ist. Das ist aber gesetzlich verboten. „Hier sind uns und den Anbietern gleichermaßen die Hände gebunden“, so der RTR-Geschäftsführer.

Laut Steinmaurer gibt es aber technische Möglichkeiten, mit denen man dem Problem in diesem Jahr Herr werden könnte. „In enger Abstimmung mit den betroffenen Unternehmen sowie der Datenschutzbehörde wird an einer technischen Lösung gearbeitet, die sich derzeit noch in Entwicklung befindet. Wir sind dabei koordinierend tätig“, heißt es auf futurezone-Anfrage. Wie genau diese Umsetzung aussieht, wurde noch nicht erwähnt, sie soll jedenfalls auf „Frontend-Ebene“ umgesetzt werden.

Weniger Ping-Anrufe

Einstweilen können Nutzer*innen die verdächtigen Nachrichten als Spam markieren und blockieren, oder einfach ignorieren und löschen. Derzeit gibt es kein Patentrezept gegen Flubot. In der Vergangenheit war es auf jeden Fall einfacher, Rufnummernmissbrauch abzudrehen. Denn bis vor zwei Jahren waren es vor allem lästige Ping-Anrufe, die bei der RTR gemeldet wurden. Diese gibt es immer noch und kommen derzeit vor allem aus den Ländern Mazedonien und Serbien, wie Steinmaurer bekannt gibt. Doch die Fälle haben im Vergleich zu Flubot deutlich abgenommen.

Bei schwerwiegendem Missbrauch konnte etwa die Sperre von Nummern verhängt werden. „Wir werden aber auch jetzt alles tun, um dem wirklich unschönen Treiben ein Ende zu setzen“, sagt Steinmaurer. Bei der RTR-Schlichtungsstelle für Kommunikationsdienste waren im vergangenen Jahr insgesamt 1938 Schlichtungsverfahren eingegangen.

Wenig Beschwerden über Diskont-Mobilfunker

Neben Flubot betrafen diese vor allem auf Vertragsschwierigkeiten mit Mobilfunk- und Internetanbieter. Hierbei ist auffällig, dass es vor allem die „großen 3“ sind, also A1, Magenta und Hutchison Drei. Die Diskontanbieter hingegen fielen als „kundenfreundlich“ auf und landen weniger häufig auf der Liste. Die meisten Beschwerden gab es bei A1, gefolgt von Hutchison und Magenta. Bei A1 waren die Beschwerden aber im Vergleich zu den Vorjahren deutlich zurückgegangen.

Steinmaurer hofft, dass derartige Verfahren mit der neuen Novelle zum Telekommunikationsgesetz (TKG) weiterhin rückläufig sein werden. Denn darin ist neben einer verpflichtenden Vertragszusammenfassung auch eine Verkürzung der Mindestvertragsdauer vorgesehen. Das waren sehr häufig Streitpunkte zwischen Anbieter und Kund*innen. Bei Verfahren zur Netzqualität bei mobilen Internetzugängen gab es im Vorjahr einen leichten Anstieg.

Das führt Steinmaurer darauf zurück, dass viele Kund*innen mit der Leistung ihrer gekauften Cubes nicht zufrieden sind. „Diese bevorzugen im Netz, das die Bandbreite zwischen den einzelnen Geräten aufteilt, Smartphones. Cubes werden nachgereiht“, so Steinmaurer. Das führe zu einer Zunahme von Beschwerden durch Kund*innen.

Paketdienste im Visier

Mehr Fälle gab es jedoch bei Paketen, die nicht adäquat zugestellt worden sind. Bei der Streitschlichtungsstelle für Postdienste war 2021 ein Anstieg um 3,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr zu verzeichnen. Das lag vor allem an Zustellproblemen von Paketen, wobei hier der Großteil der Verfahren auf die 3 Anbieter Österreichische Post (344), DPD (189) und GLS (30) entfiel.

Gegen DPD gibt es ein laufendes Verfahren, das die RTR jedoch nicht näher kommentiert hat. „Es wird in nächster Zeit abgeschlossen werden, aber wir wollten uns für diese Angelegenheit ausreichend Zeit nehmen“, heißt es dazu. Zudem habe sich die Zustellqualität bereits in der Zwischenzeit „deutlich verbessert“, so Steinmaurer von der RTR.

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Barbara Wimmer

shroombab

Preisgekrönte Journalistin, Autorin und Vortragende. Seit November 2010 bei der Kurier-Futurezone. Schreibt und spricht über Netzpolitik, Datenschutz, Algorithmen, Künstliche Intelligenz, Social Media, Digitales und alles, was (vermeintlich) smart ist.

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