Science

NASA sieht Falcon Heavy als Konkurrenz

Die NASA befindet sich nach dem erfolgreichen ersten Testflug der Falcon-Heavy-Trägerrakete von SpaceX in einer zwiespältigen Rolle. Einerseits ist der Erfolg des privaten Raumfahrtunternehmens SpaceX ein großer Erfolg für die USA als Weltraumnation und liefert der NASA eine Transportmöglichkeit für diverse Raumfahrtprojekte. Andererseits arbeitet die NASA mit anderen Unternehmen selbst an der Entwicklung einer Trägerrakete. Das Space Launch System (SLS) soll allerdings frühestens 2020 erstmals starten und wird um ein Vielfaches teurer als die Falcon Heavy sein.

SLS teuer und ziellos

Die NASA teilte einiges Know-how mit SpaceX, um die Falcon Heavy realsieren zu können. Nun aber sieht die US-Raumfahrtagentur die Rakete als Konkurrenten für das SLS. Das Hauptproblem des SLS: Die Rakete ist nicht wiederverwertbar, wie die ersten Raketenstufen der Falcon Heavy und der bereits seit Längerem fliegenden SpaceX-Rakete Falcon 9. Die Kosten für einen Start der SLS betragen nicht zuletzt deshalb eine Milliarde Dollar. Die Falcon Heavy hingegen startet für 90 Millionen Dollar. Die geringfügig höhere Transportkapazität des SLS (70 Tonnen gegenüber 63,8 Tonnen bei der Falcon Heavy) in ihrer ersten Entwicklungsstufe können den Mehraufwand nicht rechtfertigen.

Wie die NASA betont, stehen bei dem SLS keine kommerziellen Interessen, etwa der Transport von Nutzlast in den Erdorbit, im Vordergrund. Stattdessen gehe es um wissenschaftliche Missionen in die Tiefen des Sonnensystems. Unter der Regierung von Donald Trump wird dem vormals begehrten Ziel Mars allerdings weniger Wert beigemessen. Stattdessen wurde die NASA angewiesen, sich auf die Erkundung des Mondes zu konzentrieren. Die NASA besitzt derzeit also weder Auftrag noch Budget für Flüge zum Mars. Das Projekt SLS wurde aber u.a. dafür überhaupt erst begonnen. Transporte zum Mond könnten mit der Falcon Heavy problemlos durchgeführt werden.

China und EU beeindruckt

Außerhalb der USA fielen die Reaktionen der Falcon Heavy jedenfalls deutlich beeindruckter aus. Chinesische Medien zeigen sich überwältigt vom Erfolg von SpaceX. Besonders beeindruckend wird in China empfunden, dass die Falcon Heavy kein Resultat nationaler Raumfahrtpläne ist, sondern von einem Privatunternehmen entwickelt wurde. Die chinesische Schwerlastrakete Langer Marsch 9 sei gegenüber der US-Rakete technisch rückständig und wird obendrein wohl erst in zehn Jahren fliegen.

Sehr beeindruckt zeigte sich auch ESA-Chef Jan Wörner. In einer ersten Reaktion lamentierte Wörner den Umstand, dass die Raketen von Arianespace nicht wiederverwertbar seien. Das europäische Raketenprogramm müsste vollständig überdacht werden. Später entschärfte Wörner seine Worte aber wieder und meinte, das europäische Raketenprogramm sei auf dem richtigen Weg. Wie Quartz berichtet, zeige dieser Umstand, dass bei staatlichen Raumfahrtprogrammen die Schaffung und Erhaltung von Arbeitsplätzen oft mehr im Vordergründ stünde, als technische und wissenschaftliche Erfolge.

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David Kotrba

Ich beschäftige mich großteils mit den Themen Mobilität, Klimawandel, Energie, Raumfahrt und Astronomie. Hie und da geht es aber auch in eine ganz andere Richtung.

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