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Tropico für iOS: El Presidente regiert aus der Hosentasche

In den vergangenen Jahren haben immer mehr Portierungen von PC-Spielen ihren Weg auf Smartphone und Tablet gefunden. Die Herangehensweise der Studios könnte dabei nicht unterschiedlicher sein. Während anfangs oft nur halbgar an die Mobilgeräte angepasst wurde, verbesserten sich die Entwickler mit der Zeit und beschäftigten sich intensiver mit den Bedürfnissen der jeweiligen Plattformen. Kritik gab es immer wieder für zusammengeschnittene Storys und Steuerung, die einem Mobil-Ableger nicht würdig waren.

Während so manche beliebte Reihe noch heute mehr Schmähparade als ernstzunehmendes Game auf Smartphone und Tablet ist, stechen mittlerweile einige Portierungen als positiv heraus. Bestes Beispiel in der jüngeren Vergangenheit ist hier Civilization VI. Der beinahe vollwertige Ableger der Computer-Version liefert dieselbe Unterhaltung wie auf dem PC und geht auf die Anforderungen für mobiles Gaming ein. Das Aufbau-Spiel Tropico ist ein ähnlicher Fall: Nur mit Anpassungen hat es eine ernsthafte Chance, gut bei Spielern anzukommen. Eine Chance, die die Entwickler von Feral Interactive wohl genutzt haben.

El Presidente an der Macht

Die Tropico-Serie gibt es mittlerweile in mehreren Auflagen. Erst kürzlich erschien mit Tropico 6 der neueste Teil für PC, Xbox One und PS4. Der mobile Ableger, der einfach nur Tropico gennant wurde, stammt aber nicht vom neuesten Teil ab, sondern von der älteren Version 3. In der Serie stehen vor allem das Bauen und Management im Vordergrund. Als Machthaber über die fiktive Bananenrepublik Tropico, gilt es den Inselstaat auszubauen und zu einer Welt-Wirtschaftsmacht zu formen.

In der Rolle des El Presidente diktieren wir dabei, was wo gebaut wird, mit wem gehandelt wird und mit welchen Geschäften wir uns zur Wirtschaftsmacht hangeln wollen. Tropico zeichnet sich vor allem durch die umfassenden Verwaltungsmöglichkeiten im Spiel aus. Gerade Anfänger werden etwas Zeit benötigen, um sich einzugewöhnen. Dank umfangreicher Tutorials ist der Einstieg zwar langsam, aber gut erklärt. Grundsätzlich hat das Spiel eine gute Lernkurve. Man gewöhnt sich recht schnell an die verschiedenen Mechanismen.

Beim Spielstart wird uns zur Wahl gestellt, ob wir das einfache oder fortgeschrittene Tutorial durchmachen möchten. Grundsätzlich empfiehlt es sich beide zu erledigen, um Kampagne und Sandbox-Modus ohne größere Komplikationen spielen zu können. Beim Start der Herausforderung gilt es zuerst unseren Avatar zu erstellen. Nicht nur das Aussehen gilt es zu wählen, auch die Eigenschaften des Machthabers müssen bestimmt werden. Ob El Presidente eine Alkoholproblem hat oder ein Fan der Demokratie ist, hat dabei Auswirkungen auf die Story und die Entwicklungen im Spiel.

In der Kampagne, die aus insgesamt 15 Missionen besteht, gilt es vor allem Geduld zu beweisen. Ziel ist es hier erstmal, 8000 Einheiten Landwirtschaftsgüter zu exportieren. Um dieses Ziel zu erreichen, braucht es etwa Farmen und Unterkünfte für Arbeiter. Die Infrastruktur für Handel muss geschaffen werden und die Bevölkerung möchte selbstverständlich auch gut leben. Die Balance zwischen ausreichendem Geld, glücklichen Bewohnern und Fortschritt ist die große Herausforderung, die uns hier antreibt.

Regieren mit harter Hand

Übertreiben wir es zu schnell mit dem Ausbau, haben wir möglicherweise kein Geld mehr für die Gesundheitsversorgung oder um Lehrer anzustellen. Gleichzeitig versuchen politische Kontrahenten am Stuhl zu sägen. Sie auszuschalten benötigt Rückhalt und entsprechende Mittel. Wie sooft gilt auch hier: ohne Moos nichts los.

Jedes Mal, wenn wir eine der Herausforderungen abgeschlossen haben, kommt eine neue Insel mit einer neuen Herausforderung hinzu. Wer lieber auf freie Entfaltung setzt, wird mit dem Sandbox-Modus mehr Freude haben. Aus einer langen Liste von Inseln können wir uns hier eine aussuchen und mit gewünschter Schwierigkeitsstufe einsteigen. Jede Insel hat dabei vordefinierte Parameter, die Vor- und Nachteile liefern. Wer lieber eine ganz eigene Insel baut, kann dies über den Generator tun.

El Presidente ist ein fanatischer Schreibtisch-Hengst. Von unserer Zentrale aus entscheiden wir über sämtliche Geschehnisse in Tropico. Straßen und Gebäude können gebaut werden, gleichzeitig müssen eine Vielzahl an Parameter im Blick behalten werden, um nicht die Kontrolle über den Staat zu verlieren. Tropico erlaubt durch die vielen Optionen, kurz- und langfristige Entscheidungen zu treffen, die sowohl positive als auch negative Konsequenzen zur Folge haben. Lassen wir etwa Geld drucken, um weiter bauen zu können, mag das kurzfristig von Vorteil sein.

Politik ohne Ende

Mir der Zeit wird das viele Geld aber zum Problem werden. Und Probleme mag El Presidente gar nicht. Wenn jemand nicht nach unserer Pfeife tanzt, bieten sich einige Erlässe an. Hat die Bevölkerung unsere Ideologie noch nicht verinnerlicht und wagt es, eine eigene Meinung zu entwickeln, werden kurzerhand Ideologie-Bücher in Umlauf gebracht. Sollten sich dennoch zu mächtige Fraktionen bilden, werden diese einfach verboten. Kommen wir beispielsweise mit den Kommunisten nicht zurecht, können diese mundtot gemacht werden. Eine solche Aktion wird aber nicht ohne Folgen bleiben und etwa von den USA oder der UdSSR genauestens beobachtet und im Bedarfsfall sanktioniert.

Politik spielt in Tropico eine überproportional wichtige Rolle, die auch einen Großteil des humoristischen Anteils des Spieles ausmacht. Bei allem Größenwahn können wir nicht einfach ohne Konsequenzen walten. Unsere Helfer beraten uns immer wieder, welche Gebäude wir benötigen und was sich die Bevölkerung wünscht. Nicht immer können oder wollen wir diese Wünsche aber auch erfüllen. Warum wir das benötigte Krankenhaus nicht gebaut haben, aber trotzdem an der Macht bleiben sollen, muss mit viel Geschick der Bevölkerung beigebracht werden. Die Anpassung von Mieten oder Gehaltserhöhungen für gewisse Berufsgruppen können ihren Beitrag leisten. Gleichzeitig müssen aber weiterhin die Finanzen im grünen Bereich bleiben.

Gelungene Portierungen

Nicht nur spielerisch, auch technisch macht Tropico einiges her. Die Portierungen für iPads erfolgte bereits Ende vergangenen Jahres. Seit Anfang Mai ist das Spiel auch für iPhone angepasst. Trotz des sehr „mauslastigen“ Gameplays auf dem PC, galt es für den mobilen Ableger einiges zu beachten. Das Setzten von Gebäuden oder etwa das Verlängern von Straßen ist äußerst gut an die Anforderungen von Touch-Geräten angepasst worden. Die vielen Info-Panels sind in ausreichend großer Schriftgrösse gestaltet und erlauben selbst auf kleinsten Bildschirmen eine gute Lesbarkeit und Interaktion.

Dank ausreichender Verlinkungen gelangen wir mittels Tippen schnell durch die zahlreichen Info-Seiten. Da viel Zeit des Gameplays in den Menüs verbracht wird, ist das ein nicht zu unterschätzendes Feature. Während Tropico in Sachen Steuerung locker mit Civilization VI, eine der wohl bis dato besten Portierungen, mithalten kann, sieht das Ganze grafisch etwas anders aus. Zwar darf das Alter des Ausgangsspieles nicht missachtet werden, etwas mehr hätte es im Jahr 2019 aber schon sein können. Gerade die teils matschigen Texturen fallen öfters auf und erinnern an ältere Smartphone-Games.

Hier mag aber auch der Umstand mitgespielt haben, dass so viele Geräte wie nur möglich unterstützt werden sollten. Nicht umsonst kann Tropico sogar auf dem iPhone SE gespielt werden, ohne mit heftigen Rucklern negativ aufzufallen.

Fazit

Feral Interactive ist mit Tropico für iOS ein gutes Spiel gelungen. Dank durchdachter Optimierungen für Touch-Geräte ist das Tropico-Feeling inklusive karibischer Soundkullise gut vom PC auf das Smartphone geschwappt. Zwar kann die Grafik nicht ganz mit dem Protierungslevel eines CIV 6 mithalten, die größere Auswahl an kompatiblen Geräten macht diesen Umstand aber durchaus erträglich.

Tropico ist für 12,99 Euro im App Store erhältlich.

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Amir Farouk

Early-Adopter. Liebt Apps und das Internet of Things. Schreibt aber auch gerne über andere Themen.

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