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Gamescom feiert zehnjähriges Jubiläum in Köln

ie Gamescom ist ein Ort, an dem sehr viel gleichzeitig passiert. Die Messehallen sind abgedunkelt, aber von grellen Bildschirmen durchzogen. Auf der einen Seite treffen sich beschlipste Fachbesucher, auf der anderen kostümierte Spielefans in den Fantasie-Outfits ihrer Lieblingshelden. Vor mancher Bühne hopsen Hunderte Menschen zu lauten Elektro-Beats, um kostenlose T-Shirts zu fangen. In den Schlangen vor den Blockbuster-Spielen warten andere ausgesprochen geduldig und stundenlang mit einem Campinghocker.

Zehnjähriges Jubiläum

Es ist zu erwarten, dass man diese Szenen auch wieder in dieser Woche erlebt, wenn die Gamescom 2018 (21. bis 25. August) in Köln stattfindet. Bei all den knalligen Bildern, Neuheiten und Branchenzahlen schwingt in diesem Jahr allerdings auch etwas mit, das der schnelllebigen Digitalszene recht fremd ist: ein Gefühl für Geschichte. Der Grund: ein Jubiläum. Es ist die zehnte Gamescom.

2009 öffnete die Video- und Computerspielmesse erstmals in Köln. Sie löste damals die Gamesconvention in Leipzig ab. Für die Stadt in Sachsen war es ein herber Schlag. In Köln sahen die Verantwortlichen des Bundesverbandes Interaktive Unterhaltungssoftware (BIU) - mittlerweile aufgegangen im Game, dem Verband der deutschen Games-Branche - bessere Perspektiven, dynamisch zu wachsen.

Starkes Wachstum

Heute kann man sich leicht verlaufen, wenn man die Gamescom besucht. Massiv gewachsen ist die Messe nämlich tatsächlich. „In so einer schnellen Branche kann man nie zehn Jahre vorausschauen. Aber wir hatten damals eine Vision“, sagt Tim Endres von der Koelnmesse, verantwortlich für die Gamescom. Er rechnet vor: „2009 sind wir mit rund 450 Ausstellern gestartet - in diesem Jahr werden wir die 1000-Aussteller-Marke knacken. Im vergangenen Jahr hatten wir 355 000 Besucher - im ersten waren es rund 245 000.“ Zudem sei die Messe sehr viel internationaler geworden.

Die Gamescom ist Fachmesse und Event zugleich. Jenseits der nackten Zahlen zieht sie ihre Bedeutung daraus, eine Art Vergrößerungsglas für die Video- und Computerspielszene zu sein. Was vor 30 Jahren noch absolute Nische war, schwappt heute weit in den Mainstream, inklusive einer unüberblickbaren Zahl an Subkulturen. Es gibt Hardcore-Gamer und Gelegenheitsspieler, eine YouTube-Community und Rollenspieler, Retro-Fans aus den 80ern und nach neuem Technik-Schnickschnack gierende Bastler. All sie soll eine einzige Messe abbilden. Die Gamescom nennt sich selbst das „weltweit größte Event für Computer- und Videospiele“ - mit Betonung auf Event. „Die Gamescom ist mehr als eine Messe geworden“, sagt Tim Endres.

2016 war sogar der altehrwürdige Kölner Dom Teil davon. Er blieb damals bis spätabends geöffnet und inszenierte sich mit einer Musik- und Lasershow. 2017 kam die Kanzlerin zur Eröffnung, was die Branche als „Ritterschlag“ feierte. Zu Zeiten der Killerspiel-Debatten vor einigen Jahren wäre so ein Besuch wohl undenkbar gewesen. In diesem Jahr wollen Land und Stadt zur Jubiläumsmesse das Rheinufer illuminieren. Die Spiele sind in der Gesellschaft angekommen.

Weniger Schlagzeilen

Die Kehrseite ist, dass die Gamescom seltener weltweite Schlagzeilen macht, wenn es um bahnbrechende Neuheiten geht. „Die Gamescom ist eine eindeutige Besuchermesse. Man muss also hin, wenn man etwas erleben will“, sagt Patrik Schönfeldt vom Verband für Deutschlands Video- und Computerspieler. Wer zu Hause auf große Neuigkeiten wartet, für den sei bislang etwa die E3 in Los Angeles wichtiger.

In die endlosen Warteschlangen vor den Blockbuster-Spielen würde er sich im Übrigen auch nicht stellen, bekennt Schönfeldt. „Aber man kann es vielleicht mit einem Freizeitpark vergleichen, in dem man auch mal drei Stunden für eine Achterbahn ansteht“, erklärt er.

Die Frage ist, wo die Grenze des Freizeitparks Gamescom erreicht ist. Kann man auch zu groß werden? Was den Platz angeht, erstmal nicht. Derzeit habe die Gamescom 200 000 Quadratmeter Ausstellungsfläche, sagt Tim Endres. Das Messegelände umfasse aber insgesamt 280 000 Quadratmeter: „Wir haben noch Luft.“

Nachfolgend die wichtigsten Fakten zum Event:

  • Besucher

Der erste Messetag am Dienstag (21. August) ist vor allem Fachbesuchern und Medien vorbehalten, von Mittwoch (22. August) an dürfen alle rein. Abschlusstag ist der Samstag (25. August). Im vergangenen Jahr kamen mehr als 350.000 Besucher zur Gamescom. Da nicht jedes Spiel auf der Messe für jedes Alter geeignet ist, werden am Eingang Bändchen verteilt. An den Ständen ist dann schnell erkennbar, wer einen Titel anspielen darf und wer nicht. Grün steht etwa für eine Altersfreigabe ab 12 Jahren, rot für 18 Jahre aufwärts.

Ein großer Teil des Publikums besteht immer noch aus überzeugten Videospielfans, die auch bereit sind, stundenlang vor einem Stand zu warten. Die Warteschlangen auf der Gamescom sind legendär, ebenso wie die Menschenmassen, die sich durch die Hallen drücken. Die Messe ist auch ein Treffpunkt für Cosplayer - das sind kostümierte Video- und Computerspielefans, die sich als ihre Lieblingsfiguren verkleiden. Für sie wurden „Kostümgestaltungsregeln“ veröffentlicht - man ist in Deutschland. Scharfkantige Kostümteile sind verboten.

  • Aussteller

Die Gamescom knackt in diesem Jahr nach eigenen Angaben die Marke von 1000 Ausstellern - neuer Rekord. Darunter sind natürlich bekannte Branchen-Größen wie Nintendo, Sony, Activision Blizzard, Ubisoft und Microsoft, aber auch zum Beispiel Amazon und Facebook. Partnerland ist 2018 Spanien, das sich nicht nur den Fachbesuchern, sondern auch allen Hobby-Spielern mit seinen Gaming-Unternehmen präsentieren will. Das Land ist der viertgrößte Computer- und Videospielmarkt in Europa.

  • Anreise und Unterkunft

Köln mit dem Auto zu besuchen, ist per se nicht die allerbeste Idee. Die Bahn-Unternehmen in der Region setzen 32 Sonderzüge ein. In den Morgenstunden wird zum Beispiel die Verbindung aus Richtung Dortmund und Düsseldorf (RE 1) nach Köln aufgestockt. Wer in Köln bleiben möchte und eine Unterkunft braucht, kann über das sogenannte Gamescom Camp, „Europas größtes Gaming Zeltlager“, nachdenken - direkt am Rheinufer. Das Deutsche Jugendherbergswerk (DJH) will dort auch die erste „Pop-up-Jugendherberge“ eröffnen. 80 Messebesucher sollen so eine „komfortable, einzigartige Unterkunft in Messenähe“ erhalten.

2009 öffnete die Gamescom erstmals in Köln, sie löste damals die Gamesconvention in Leipzig ab. Wer durchzählt, stellt fest: 2018 findet die zehnte Gamescom statt. Land und Stadt feiern den Geburtstag mit einer aufwendigen Illumination am Rheinufer. Rund 7000 Leuchtstoffröhren sollen allabendlich markante Kölner Bauwerke in Szene setzen, darunter auch Rhein-Brücken.

  • Rahmenprogramm

Wer Computerspiele trotz allem doof findet, kann dennoch von der Gamescom profitieren. In der Kölner Innenstadt findet erneut das „Gamescom City Festival“ mit Musik satt - und kostenlosem Eintritt. Vor allem Fans des deutschen Hip-Hop vor der Zeit des Gangsta-Raps dürften sich freuen, da Fünf Sterne Deluxe auftreten. Mit dabei sind auch Kettcar und eher lokale Top-Gruppen wie „Querbeat“.

Zudem wird im Rahmen der Gamescom wieder fleißig debattiert und konferiert. Am Mittwoch (22. August) etwa gibt es den „Gamescom Congress“ zum Thema „Mehr als Spiele“. Eröffnet wird er von einer politischen Runde, in der Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU), Lars Klingbeil (SPD), Nicola Beer (FDP), Jörg Schindler (Die Linke) und Michael Kellner (Grüne) aufeinandertreffen.

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