Amazon will Girokonto anbieten
Der US-Internetgigant Amazon könnte Medienberichten zufolge stärker ins Bankgeschäft einsteigen. Derzeit sondiere der Onlinekonzern unter anderem mit der US-Bank JPMorgan eine Partnerschaft, wie das Wall Street Journal und andere US-Medien berichteten. Amazon schwebe eine Art Girokonto vor. Damit ziele der Konzern vor allem auf jüngere Kunden ab, die kein eigenes Bankkonto haben.
Von dem Schritt erhoffe sich Amazon nicht nur weitere Daten über das Ausgabeverhalten und die Einkommen seiner Kunden, sondern auch niedrigere Gebühren für Finanztransaktionen. Die Gespräche befinden sich den Berichten zufolge aber noch in einem frühen Stadium und könnten beispielsweise durch regulatorische Anforderungen verkompliziert werden.
Unter Druck
Die Pläne von Amazon bestätigt Andreas Hladky, Gründer des Beratungsunternehmens point of origin. Er ist gerade beruflich einen Monat lang in Kalifornien unterwegs und hat von Amazons Plänen auch vor Ort bei diversen Veranstaltungen gehört. "Amazon steht unter dem Druck der Börse, immer neue Geschäftsmodelle zu entwickeln", sagt er. Ziel sei es, den breiten Kundenstock zu nutzen und zusätzliches anzubieten.
Amazon sei bisher so erfolgreich geworden, weil es bei der Bestellung von Waren eine unglaubliche Vereinfachung für die Kunden ermögliche. "Das Modell zielt auf Bequemlichkeit ab." Und es habe weltweit funktioniert. Beim Bankgeschäft könnte es zumindest in Österreich schwieriger werden. "Es gibt hier nicht so einen großen Bedarf zu wechseln, weil es hat schon jeder ein Konto." Eventuell sei es mit günstigen Angeboten möglich, bestehende Kunden auch für dieses Service zu gewinnen.
Das Produkt Konto unterscheide sich nicht von Bank zu Bank - nur die Gebühren seien unterschiedlich. Hladky: "Hier sind Amazon und Co. im Vorteil, weil sie keine Filialen haben." Amazon will laut Hladky mit dem Konto seine Kosten mit Kreditkartenabrechnungen einsparen. Eine Kontoeröffnung soll 24/7 möglich sein - künftig auch mit Gesichtserkennung.
Massive Bedrohung
"Die Technologien gibt es bereits fix fertig - den amerikanischen Internetkonzernen ist nur bewusst, dass sie mit ihren Konten traditionelle Banken massiv bedrohen werden und nehmen derweil lieber noch Werbegeld von Ihnen." Versicherungen seien als nächstes betroffen. "Amazon testet Versicherungen für Produkte per Mausklick, die z.B. Haushaltsversicherungen weitgehend obsolet machen werden."
point of origin hat auch österreichische Banken wie die Erste Bank in Digitalisierungsfragen beraten. Daher beschäftigt sich Hladky schon lange mit den Amazon-Plänen und auch denen von Apple und Google, die bereits eine europäische Banklizenz haben. "Facebook könnte bald dazu kommen."