Digital Life

ÖAMTC-Pannendienst setzt auf Drei-Wort-Adresse

Mit dem Auto in der Pampa liegen bleiben. Sei es wegen eines Reifenplatzers, einer fehlenden Stromladung oder aufgrund eines Unfalls: Im Notfall steht man unter Stress und es ist oft schwierig, den genauen Aufenthaltsort rauszufinden und verbal zu übermitteln.

„Wenn Menschen bei uns anrufen, müssen wir sehr häufig versuchen, im Gespräch rauszufinden, wo sie sich gerade befinden. Dazu stellen wir Fragen, von wo sie weggefahren sind und wo sie hinwollen. Diese Gespräche dauern oft sehr lang“, erklärt Susanne Tischmann, Leiterin des Bereichs Technologie beim ÖAMTC, im Gespräch mit der futurezone.

So sieht what3words auf der Karte aus - oben links sieht man die 3 Wörter

3 Wörter werden zur Adresse

Der ÖAMTC will nun die Zeit, die so ein Gespräch mit dem Pannendienst dauert, verkürzen. Dazu wird eine Technologie eingesetzt, mit der sich der Aufenthaltsort der Notfälle genau feststellen lässt: what3words. Dieser Dienst hat die gesamte Erdoberfläche in 57 Billionen Quadrate zu 3x3 Metern eingeteilt und weist jeweils 3 Wörter zu, mit der Nutzer*innen dann ganz genau lokalisiert werden können.

So lautet die 3-Wort-Adresse für das ÖAMTC Mobilitätszentrum in Wien-Erdberg „schlank.gestreift.knödel“. Der Standort des futurezone-Büros liegt bei „sperre.prüfen.jedoch“.

Doch wie kommen diese Wortkombinationen zustande? Das macht ein Algorithmus automatisch. Dieser bildet die Wortkombinationen so, dass jene Wörter, die leicht verwechselt werden können, an möglichst weit auseinander liegenden Punkten platziert werden. Im Notfall sagt man dann nur noch die 3-Wort-Adresse durch, und schon kann man einfach geortet werden.

So sieht der Text der SMS aus, die man zugeschickt bekommt

App oder SMS

What3words gibt es einerseits als App (für iOS und Android), die man sich bereits vorinstallieren kann, um im Notfall seinen Standort ganz einfach selbst aufrufen zu können. Allerdings ist das nicht unbedingt notwendig, denn der ÖAMTC schickt den Menschen, die den Pannendienst anrufen, auch eine SMS mit einem Link zu, über den die 3-Wort-Adresse übermittelt werden kann. „Gibt es am aktuellen Ort eine Mobilfunkverbindung zum Telefonieren, werden in der Regel an diesem auch SMS zugestellt“, sagt Tischmann.

Klickt man auf den Link in der SMS, bekommt man in der Regel eine 3-Wort-Adresse angezeigt, die man der ÖAMTC-Mitarbeiter*in in Folge mitteilt. Dazu muss allerdings die Ortungsfunktion aktiviert sein und der Standort einmalig freigegeben werden, damit die Abfrage durchgeführt werden kann. „Das System ist auf jeden Fall weniger fehlerbehaftet, wie die ewig lange Zahlenwurst, wenn man eine GPS-Position ermittelt und durchgibt“, sagt Tischmann.

Auch im Ausland kann man mit What3words schneller geortet werden

Schnellere Hilfe möglich

Alle ÖAMTC-Mitarbeiter*innen sind laut Angaben der Technologie-Chefin im April in das neue System eingeschult worden und können ab sofort Notfälle mithilfe von 3-Wort-Adressen genau zuordnen. „Damit werden die Telefonate kürzer und es kann schneller Hilfe hingeschickt werden“, so Tischmann.

Das zahlt sich aus: Jährlich verzeichnet der Pannendienst des ÖAMTC nämlich 673.900 Einsätze, täglich sind es mehr als 1.800. Zusätzlich gab es im Vorjahr auch 17.000 Einsätze der Pannenhilfe im Ausland, vor allem in Italien, Kroatien und Deutschland. Im Ausland ist das Problem, dass man nicht genau weiß, wo man sich gerade befindet, oft noch dringlicher. Der Dienst ist übrigens in mehreren Sprachen verfügbar und man muss sich die Wörter nicht auf Deutsch anzeigen lassen.

„Mit what3words gibt es jetzt ein zusätzliches Tool, mit dem das Service des Pannendienstes verbessert wurde“, sagt Tischmann. Theoretisch kann man dem Mobilitätsclub seinen Standort nämlich auch einfach per ÖAMTC-App mitteilen. Doch das tun bislang etwa nur ein Prozent der Autofahrer*innen.

Ähnliche Wörter könnten Probleme machen

Doch what3words bleibt nicht ganz frei von Kritik. Der Securityspezialist „Cybergibbons“ ist etwa der Meinung, dass der Dienst nicht bei Systemen zum Einsatz kommen sollte, bei denen es um Notfälle geht, also in der Bergrettung oder bei Straßenpannen, wo es ums Überleben von Insassen geht. Die Begründung: Da sich Wörter oft ähnlich anhören, könnten die Helfer*innen zu völlig falschen Orten geschickt werden. Da das System zudem keine Open-Source-Lösung sei, könne nicht nachgeprüft werden, wie gut die Algorithmen wirklich funktionieren.

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Barbara Wimmer

shroombab

Preisgekrönte Journalistin, Autorin und Vortragende. Seit November 2010 bei der Kurier-Futurezone. Schreibt und spricht über Netzpolitik, Datenschutz, Algorithmen, Künstliche Intelligenz, Social Media, Digitales und alles, was (vermeintlich) smart ist.

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