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Was das rote X bei Nutzernamen auf Twitter bedeutet

In den vergangenen Wochen häufen sich Twitter-Konten, die ein rotes X in ihrem Nutzernamen tragen. Das Symbol wird vorwiegend von Twitter-Nutzern genutzt, die oftmals der rechtspopulistischen Partei AfD nahestehen. Doch was soll es ausdrücken?

Während viele Twitter-Nutzer über ein „Deppenkreuz“ und „rechtsradikale Trolle, die sich selbst kennzeichnen“ spotten, nennt es die rechte Szene einen Protest gegen Twitter. Die Mikro-Blogging-Plattform kündigte Mitte Mai an, dass Tweets von „Trollen“ künftig versteckt werden sollen. Dabei handelt es sich um Tweets, die zwar nicht gegen die Gemeinschaftsrichtlinien verstoßen, aber „die Diskussion verzerren und davon ablenken“. Das bedeutet, sie können zwar nicht gelöscht werden, werden aber nur dann angezeigt, wenn der Nutzer „Weitere Tweets anzeigen“ am Ende einer Konversation anklickt.

Sanfte Sperre auf Zeit

Eine Maßnahme, die viele rechte Twitter-Nutzer als Zensur empfinden. Unter dem Hashtag #QFD (kurz für Qualitätsfilterdiskriminierung) empören sie sich über einen angeblichen Angriff auf die Meinungsfreiheit, faschistische Methoden und fragen zynisch, ob man demnächst „abgeholt, deportiert, eingesperrt und hingerichtet“ wird. Seitdem wird auch heftig darüber debattiert, wie der Qualitätsfilter genau funktioniert. Laut Twitter fließen verschiedene Faktoren in die Entscheidung ein: Wie oft ein Nutzer und seine Tweets gemeldet wurden, das Verhältnis zwischen negativem Feedback, wie Blockieren und Stummschalten, und positiven Interaktionen, wie Likes und Retweets, sowie viele weitere Variablen.

„Wenn man die gleiche Nachricht an vier verschiedene Personen verschickt und zwei davon haben dich geblockt und einer davon gemeldet, dann können wir davon ausgehen - ohne den Inhalt der Nachricht zu kennen - dass das eine negative Interaktion war“, erklärt Del Harvey, Twitter VP für Vertrauen und Sicherheit. Als Strafe folgt das Verschieben von Antworten unter „Weitere Tweets anzeigen“ und Tweets des Nutzers werden aus den Suchergebnissen ausgeblendet. Follower bekommen die Tweets des Nutzers aber weiterhin in ihrer Timeline angezeigt und können diese retweeten.

Hickhack statt Besserung

Slate vergleicht das System mit jenen der Bewertungsplattform Yelp, dem Online-Forum sowie Bewertungen beim Online-Versandhändler Amazon. Sobald ein Nutzerbeitrag von einer großen Zahl an Nutzern schlecht bewertet wurden, wird er als „derzeit nicht empfohlen“ oder „Bewertung unter dem Grenzwert“ ausgeblendet. Um diesen dennoch zu lesen, muss er angeklickt werden. Laut Twitter sei nur ein sehr kleiner Teil der Nutzer – rund ein Prozent – von der Maßnahme betroffen. Zudem arbeite man an einer Methode, Nutzer über den Qualitätsfilter zu benachrichtigen, sodass diese die Gelegenheit bekommen, sich zu bessern. In der Zwischenzeit muss man auf Dienste wie shadowban.eu zurückgreifen, die die Sichtbarkeit der eigenen Tweets zu überprüfen.

Wirft man einen Blick auf die #QFD-Tweets, scheint das derzeit nicht zu funktionieren. Während viele Twitter-Nutzer das rote X zum Anlass nehmen, um alle User damit auf ihre Blockliste zu setzen, versuchen die rechten Accounts darüber aufzuklären, wie man den Qualitätsfilter deaktiviert. Anhänger der von TV-Moderator Jan Böhmermann ins Leben gerufenen Bürgerrechtsbewegung „Reconquista Internet“ haben zudem eine Liste von Twitter-Konten veröffentlicht, die sich mit einem roten X markiert haben. Diese kann relativ einfach auf Twitter als Blockliste importiert werden. Einige rechte Twitter-Konten feiern einen Eintrag auf der "Reconquista Internet"-Liste allerdings mittlerweile sogar und rufen dazu auf, anderen Nutzern auf der Liste zu folgen. Böhmermann helfe ihnen damit, sich zu vernetzen.

Realität holt Satire ein

Kurioserweise war die Satire-Zeitung „The Onion“ ihrer Zeit voraus und berichtete 2017 bereits scherzhaft über das „rote X“. Es handle sich um den Gegenpol zum „blauen Haken“, mit dem Twitter Nutzer markiert, deren Identität bestätigt wurde. Statt auf einen prominenten Status hinzuweisen, handle es sich beim roten X um ein „Symbol, das zeigt, dass Twitter die Identität einer verabscheuenswerten Person bestätigt hat, die die schlimmsten Beleidigungen verdient hat und deren Funktion zum Stummschalten, Blockieren und Melden deaktiviert wurden“.

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Michael Leitner

derfleck

Liebt Technik, die Möglichkeiten für mehr bietet - von Android bis zur Z-Achse des 3D-Druckers. Begeistert sich aber auch für Windows Phone, iOS, BlackBerry und Co. Immer auf der Suche nach "the next big thing". Lieblingsthemen: 3D-Druck, Programmieren, Smartphones, Tablets, Open Hardware, Videospiele

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