Netzpolitik

Iranische Coronavirus-App trackt Nutzer

Am 3. März wurden iranische Mobilfunknutzer mittels Textnachricht dazu aufgefordert, eine App auf ihren Smartphones zu installieren, die wie die Regierung vorgab, Auskunft darüber geben könne, ob Freunde oder Familienmitglieder mit dem Coronavirus infiziert seien. Die Nachricht enthielt auch ein Link zum iranischen App Store Cafe Bazaar, wo die Anwendung heruntergeladen werden konnte.

Massive Datenübermittlung

Die App mit dem Namen AC 19 konnte ihren Nutzern natürlich nicht sagen, wer sich mit dem Virus infiziert hatte. Sie sammelte aber massiv Daten von iranischen Bürgern. Neben Namen, Adressen und Geburtsdaten werden über die Anwendungen auch die Standortdaten der Nutzer an die Regierung übermittelt, berichtet Vice. Sie kann nun in Echtzeit feststellen, wer sich wo befindet.

Die Einwilligung dazu wurde nicht in der Landessprache Farsi eingeholt, sondern in englischer Sprache. Sie sei vermutlich von einem Großteil der Nutzer nicht verstanden worden. Auf älteren Geräten sei das Pop-up mit der Einwilligungserklärung gar nicht angezeigt, die Daten also einfach übermittelt worden, heißt es in dem Bericht.

Die Entwickler der App, Sarzamin Housmand, haben laut Vice auch bereits einen iranischen Klon des Messaging-Dienstes Telgram in Umlauf gebracht, der ebenfalls zu Überwachungszwecken missbraucht werden könne.

Verwendung der Daten unklar

Was der Iran mit den Daten macht, ist bisher nicht klar. Der iranische Digitalisierungsminister prahlte jedoch vor kurzem damit, dass Millionen iranischer Handynutzer Daten bereitstellen würden, damit die Regierung eine Risikokarte für die Verbreitung des Coronavirus erstellen könne.

Überwachung wird intensiviert

Regimegegner vermuteten gegenüber Vice, dass sich das iranische Regime die Coronakrise zunutze mache, um die Überwachung der Bevölkerung zu intensivieren.

Im Iran sind laut offiziellen Angaben vom Samstag fast 13.000 Leute mit dem Virus infiziert, die Anzahl der Todesfälle betrug am Samstag demnach 611. Die Angaben der Regierung werden allerdings angezweifelt. Es wird vermutet, dass bereits mehr als 2 Millionen Iraner mit dem Virus infiziert sein könnten. Beobachter erwarten, dass am Montag eine Ausgangssperre in dem Land verhängt wird.

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