Was FFP2-Masken wirklich bringen
Wer ab Montag in Österreich öffentliche Verkehrsmittel benutzt oder einkaufen geht, muss die Stoffmaske an den Nagel hängen und auf die wirksameren FFP2-Masken umsteigen. Wie man diese unter Umständen wiederverwenden kann, hat die futurezone bereits erklärt. Viele, die sich an die Stoffmaske bereits gewöhnt haben, fragen sich allerdings, ob FFP2 tatsächlich einen so großen Unterschied macht, zumal das Tragen deutlich anstrengender ist als bei den weniger gut schützenden Maskenalternativen.
FFP2 schlägt auch medizinische Maske
Laut der Aerosol-Forscherin Bernadett Weinzierl von der Universität Wien führt an FFP2-Masken als Baustein in einem Paket von Maßnahmen kein Weg vorbei, wenn man nicht nur seine Umgebung, sondern auch sich selbst schützen will. Denn diese filtern im Vergleich zu Stoffmasken, aber auch zu medizinischen Gesichtsmasken des Typ II nicht nur große Partikel und Tröpfchen, sondern schützen durchgehend bei praktisch allen Partikelgrößen mit einer Effizienz von über 94 Prozent.
Voraussetzung ist selbstverständlich, dass die Masken richtig getragen werden, also dicht auf dem Gesicht abschließen, und es sich um zertifizierte Produkte handelt. Diese müssen das CE-Zeichen und eine vierstellige Nummer auf der Maske abgedruckt haben.
"Natürlich gilt immer: Jede Maske ist besser als keine Maske. Die Unterschiede zwischen den verschiedenen Maskentypen sind aber sehr groß", erklärt Weinzierl im futurezone-Interview. Selbst medizinische Masken kommen beim Filtern von Coronaviren schnell an ihre Grenzen. Zwar filtern sie wie FFP2-Masken kleinste und große Partikel effizient, tun sich paradoxerweise aber genau mit mittelgroßen Aerosolen unter einer Größe von 300 Nanometern schwer. Zudem schließen sie weitaus weniger gut ab als FFP2-Masken.
Komplexes Verhalten von Aerosolen
Dass mittelgroße Aerosolpartikel durch den Filter einer Maske rutschen können, nanometerkleine Partikel hingegen nicht, mag verwunderlich klingen. Laut Weinzierl hat das aber damit zu tun, dass mehrere Mechanismen zum Tragen kommen. Je kleiner die Partikel, desto stärker sind diese in Bewegung.
"Jede Maske ist besser als keine Maske"
"Das kann man mit einem torkelnden Menschen vergleichen. Der passt normalerweise zwar leicht durch die Wohnungstür. Wenn er aber stark torkelt, kann es passieren, dass er gegen den Türstock prallt und dort hängenbleibt. Nach einem ähnlichen Prinzip bleiben so auch kleine Aerosolpartikel hängen, obwohl sie von ihrer Größe her eigentlich leicht durch die Filterporen durchkönnten", sagt Weinzierl. FFP2-Masken seien aber auch diesbezüglich effizient.
Dass Stoffmasken zumindest andere in gewissem Ausmaß vor einer Corona-Übertragung schützen können, hat damit zu tun, dass die ausgeatmeten Aerosolpartikel durch die anhaftende Feuchtigkeit relativ groß sind und somit von der Maske zurückgehalten werden. Für den Selbstschutz sind sie deshalb weniger effizient, da Partikel mit längerer Verweildauer in der Raumluft schrumpfen, also den Stoff von außen durchdringen können.
Was tun als Bartträger?
Neben dem verwendeten Material ist es auch entscheidend, wie gut die Maske sitzt. Ist dies nicht der Fall, nimmt die Effizienz entsprechend ab. "Das ist wie bei einem Gasleck. Ein Teil des Gases verbleibt zwar in der Leitung, durch das Leck entströmt Gas aber auch nach außen. Bei den Masken entweicht meist Luft neben der Nase nach oben. Brillenträger können das leicht überprüfen, wenn die Brille beschlägt", sagt Weinzierl. Abhilfe können hierbei medizinische Klebebänder schaffen.
Aktuell wird auch wieder heftig diskutiert, inwiefern Bärte mit einem effizienten Maskenschutz überhaupt kompatibel sind. Zuletzt machte erneut eine witzige Grafik aus dem Jahr 2017 die Runde, in der Anmerkungen für verschiedenste Bärte zu finden sind. "Man sollte die Diskussion nicht völlig ins Lächerliche ziehen oder so führen, dass Menschen dann am liebsten gar keine Maske mehr aufsetzen wollen", kommentiert Weinzierl.
"Maske tragen, Abstand halten, Hände waschen und gut lüften"
Tatsache sei allerdings, dass wenn die Maske - etwa durch einen Bart - nicht dicht auf dem Gesicht sitze, das natürlich ein Thema sei. "Wer andere und mittels FFP2 auch sich selber schützen möchte, sollte folglich dafür sorgen, dass die Maske so dicht wie möglich ist", rät Weinzierl. Gleichzeitig gehe es auch immer um ein Gesamtpaket an Maßnahmen, mit dem man sich schützen könne: "Abstand halten, Hände waschen und in Innenräumen gut lüften."
Was gegen Aerosole hilft
Wer sich noch tiefer in das Thema Aerosole und Covid-19-Übertragung einlesen möchte, dem sei das umfangreiche Positionspapier der Gesellschaft für Aerosolforschung (GAeF) empfohlen, an dem auch die Wiener Forscherin beteiligt war. In diesem wurde der aktuelle Stand der Forschung gesichtet und in einem 26-seitigen Positionspapier (PDF zum Download) zusammengefasst.