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Bipolare Störungen: App zeichnet Stimmungen auf

Bis zu 440.000 Personen leiden Schätzungen zufolge in Österreich unter bipolaren Störungen oder manisch-depressiven Erkrankungen. Die vom Grazer Start-up meemo-tec entwickelte App Up! will Betroffenen helfen, mit ihrer Krankheit und den dabei auftretenden Stimmungsschwankungen besser zurechtzukommen. Dazu wird mit der Anwendung das Alltagsverhalten dokumentiert, um die Therapie zu unterstützen und Frühwarnzeichen für die Eskalation der Krankheit erkennen zu können.

"Die Idee ist, über die App Alltag und Krankheitsgeschehen zu dokumentieren, um Rückfälle zu vermeiden und Vorsorge- und Gesundheitsmanagement für Patienten zu ermöglichen", sagt Ralph Gruber, der das Start-up 2016 gemeinsam mit Manfred Weiss und Christian Pendl gründete.

Automatisierte Erhebung

Viel geschehe dabei - die Einwilligung der Patienten vorausgesetzt  - automatisiert, sagt Gruber. "Patienten sollen nicht jeden Tag etwas ausfüllen müssen." Getrackt werden etwa physische Aktivitäten wie gehen oder laufen, die Schlafzeit, das Kommunikationsverhalten und die Work-Live-Balance, für die Orte, etwa der Arbeitsplatz und die Wohnung kategorisiert werden müssen.

Daneben können Patienten psychometrische Daten, beispielsweise die Stimmung selbst eingeben. Dazu steht in ihnen eine Skala von minus Drei bis plus Drei zur Verfügung. Zusätzlich können Angaben zu weiteren Parametern, etwa Unruhe und Selbstwertgefühl, gemacht werden.

Teilen mit Arzt möglich

Gespeichert werden die Daten am Smartphone des Nutzers. Wenn Patienten sie mit ihrem Arzt teilen wollen, werden sie in einem anonymisierten Verfahren auf einen zentralen Server übertragen. "Der Arzt kann nur durch die Kopplung mit einem Code auf die Daten zugreifen", sagt Gruber. Der Patient habe in dem Prozess die informationelle Selbstbestimmung. "Das Teilen der Daten erfolgt nur mit seiner Zustimmung. Es gibt dabei keinen Automatismus."

Daneben bietet das Start-up auch eine App an, über die Freunde und Angehörige Einblick in den Stimmungsverlauf der Patienten erhalten können. Bei auffälligen Verhaltensmustern können sie unterstützend eingreifen.

Die App ersetze keinen Professionalisten, sondern sei ein zusätzliches Tool, um durch die Vernetzung mit Ärzten und Angehörigen den langfristigen Therapieerfolg aufrecht zu erhalten. Verhaltensänderungen sollen durch die Analyse der Daten automatisiert erkannt und dokumentiert werden, sagt Gruber.

Meemo-tec-Gründer: Christian Pendl, Manfred Weiss, Ralph Gruber (Bild rechts)

Anwendungen auch bei anderen Krankheitsbildern

Zum Einsatz kommen kann die App, die für die Betriebssysteme Android und iOS kostenlos erhältlich ist, laut Gruber nicht nur bei bipolaren Störungen, sondern generell bei Krankheitsbildern, bei denen die Stimmungslage eine Rolle spiele. "Überall dort, wo es wichtig ist, aufgrund von Informationslagen Therapien anzupassen", sagt der Gründer.  Als Beispiele nennt er depressive Erkrankungen oder Suchterkrankungen.

Entwickelt wurde die Anwendung in Zusammenarbeit mit der Med-Uni Graz. Dort wird seit eineinhalb Jahren auch eine Studie mit einer Kontrollgruppe von 50 Personen durchgeführt. Finanziert wurde das Start-up mit Förderungen der Förderbank austria wirtschaftsservice (aws) und über ein Basisprogramm der Forschungsförderungsgesellschaft FFG.

Wie will das Start-up Geld verdienen? Geplant sind Bezahlversionen, die über zusätzliche Funktionen, etwa Hilfestellungen, verfügen werden, erzählt Gruber. "Damit können Umsätze generiert werden."

Daneben soll die App auch Gesundheitseinrichtungen und psychiatrischen Rehabilitationszentren angeboten werden. Gespräche werden bereits geführt. "Es gibt sehr gute Rückmeldungen", sagt der Gründer. Das Business-to-Business-Geschäft will das Start-up auslagern. Dafür seien sehr viele Ressourcen nötig, über die man nicht verfüge. Einen Partner habe man bereits gefunden, erzählt Gruber: "Wir haben auch schon ein Kaufangebot erhalten."

Dieser Artikel entstand im Rahmen einer Kooperation zwischen futurezone und aws (austria wirtschaftsservice).

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Patrick Dax

pdax

Kommt aus dem Team der “alten” ORF-Futurezone. Beschäftigt sich schwerpunktmäßig mit Innovationen, Start-ups, Urheberrecht, Netzpolitik und Medien. Kinder und Tiere behandelt er gut.

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