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Russen decken sich nach Explosion auf Militärgelände mit Jod ein

Im Norden Russlands ist bei einem missglückten Test auf einem Militärgelände offenbar Radioaktivität freigesetzt worden. Bei dem Unfall starben nach einem Bericht der russischen Nachrichtenagentur RIA fünf Menschen. Zuvor war von zwei Toten die Rede gewesen.

Zu dem Unfall kam es nach Angaben der russischen Atombehörde Rosatom beim Probelauf eines Raketenmotors für flüssigen Treibstoff gekommen. Eine Sprecherin der in der Region liegendem Stadt Sewerodwinsk erklärte in einer mittlerweile gelöschten Stellungnahme, am Donnerstag in der Früh sei erhöhte Radioaktivität gemessen worden. Amerikanische Experten vermuten, dass es beim Test eines neuartigen Marschflugkörpers mit Atomantrieb zu einer Explosion gekommen ist.

Ansturm auf Apotheken

Die Stellungnahme der Sprecherin von Sewerodwinsk war am Freitag von der Internetseite der Stadtverwaltung genommen worden. Nach Medienberichten haben sich Anrainer in der Umgebung des Raketentestgeländes mit Jod eingedeckt. In mehreren Apotheken der beiden Hafenstädte Archangelsk und Sewerodwinsk sei Jod, das bei radioaktiver Verstrahlung helfen kann, bereits ausverkauft.

Neue Marschflugkörper-Generation

Ankit Panda vom Amerikanischen Wissenschafter-Verband sagte, bei der Explosion eines mit flüssigen Brennstoff angetriebenen Raketentriebwerks werde keine Radioaktivität freigesetzt. Er nehme an, es habe einen Unfall mit einem mit Atomenergie betriebenem Triebwerk gegeben. Auch ein zweiter von der Nachrichtenagentur Reuters befragter US-Experte vertrat diese Ansicht.

Der russische Präsident Wladimir Putin hatte im März 2018 eine neue Generation von Marschflugkörpern angekündigt. Sie seien bereits 2017 getestet worden, hätten eine unbegrenzte Reichweite und seien unangreifbar für alle existierenden Raketenabwehrsysteme.

"Alles normal" unglaubwürdig

Ein Mitglied der US-Regierung erklärte, er werde weder bestätigen noch dementieren, dass es einen Unfall mit einem atomar angetriebenen Marschflugkörper in Russland gegeben habe. "Wir beobachten weiterhin die Vorgänge im entlegenen Norden Russlands, aber die Versicherungen Moskaus 'Alles ist ganz normal' klingen für uns unglaubwürdig", sagte der Regierungsmitarbeiter, der nicht genannt werden wollte.

Nach dem Unglück am Donnerstag hatte das russische Verteidigungsministerium betont, dass keine Schadstoffe ausgetreten seien. "Die Strahlenwerte sind normal", hieß es in einer offiziellen Mitteilung. Die Stadtverwaltung Sewerodwinsk maß jedoch kurzzeitig erhöhte radioaktive Strahlung. Die Messwerte hätten sich aber bereits am Mittag wieder normalisiert, hieß es am Donnerstag.

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