Wettrüsten im Weltraum: Wenn Satelliten Angriffswaffen werden
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Der Kampf um die militärische Dominanz des Weltraums ist entbrannt: China, Russland und die USA haben ehrgeizige Weltraumprogramme, und US-Präsident Donald Trump hat eine neue Teilstreitkraft "Space Force" angekündigt. Experten beraten im Rahmen der UN-Abrüstungskonferenz in Genf jetzt darüber, wie ein Wettrüsten im Weltraum verhindert werden kann.
Was genau sind Weltraumwaffen?
Das zu definieren ist eines der Probleme. Dazu dürften Laser gehören, die Satelliten außer Gefecht setzen können, satellitengestützte Raketen, die Ziele auf der Erde treffen, und Satelliten mit Sprengladung, die andere Weltraumobjekte zerstören können.
Wer arbeiten schon daran?
"Die USA sind dominant im Weltraum, aber Russland und China sind ebenfalls aktiv", sagt Götz Neuneck vom Hamburger Institut für Friedensforschung und Sicherheitspolitik (IFSH). "Vieles findet aber im Geheimen statt." Der US-Militärgeheimdienst NASIC schreibt: "(China und Russland) sind dabei, raffinierte Anti-Satelliten-Waffen zu entwickeln, zu testen und weiterzuverkaufen, die Systeme im von den USA und von Verbündeten kontrollierten Weltraum bedrohen."
Deshalb will US-Präsident Donald Trump sein "Space Command" gründen?
Genau. Trump will nicht nur eine im Weltraum stationierte Abwehr von feindlichen Raketen: "Es wird ein wichtiger Bestandteil unserer Defensive, aber auch unserer Offensive", kündigte er im Jänner an. Geplant ist eine sechste Teilstreitkraft, neben Armee, Marine, Luftwaffe, Marineinfanterie und Küstenwache. Ganz neu ist das nicht: Die Teilstreitkräfte haben auch bisher schon Einheiten, die sich mit Aktivitäten im Weltraum beschäftigen.
Was ist die Reaktion?
"Die Militarisierung des Weltraums ist der Weg in die Katastrophe", sagt der Verteidigungsexperte im russischen Föderationsrat, Wiktor Bondarew. China reagierte ähnlich - ohne dass beide ihre eigenen Aktivitäten offenlegen. "Die USA forcieren mit Trumps Ankündigung und Milliardeninvestitionen die Ängste Chinas und Russlands", sagt Neuneck. "Trump stößt die Tür zu einem neuen teuren und gefährlichen Offensiv-Defensiv-Wettrüsten mit Russland und China auf."
Sind die Genfer Gespräche eine Reaktion auf die US-Pläne?
Nein. Es gibt schon seit Jahrzehnten Pläne für einen PAROS-Vertrag. Das steht für "Prevention of an Arms Race in Outer Space", also die Verhinderung eines Rüstungswettlaufs im Weltraum. "Fahrt gewann das Thema, weil China und Russland 2014 bei der UNO-Abrüstungskonferenz einen neuen Entwurf präsentierten", sagt der Leiter der Genfer Gespräche, der brasilianische Botschafter Guilherme de Aguiar Patriota. Die westlichen Länder haben den Entwurf abgelehnt. Gegen ihren Willen wurde die Expertengruppe aber im Sommer 2018 eingesetzt.
Gibt es nicht schon einen Weltraumvertrag?
Ja, seit 1967. Er bekräftigt die friedliche Nutzung des Weltraums. Angesichts neuer Technologien und Akteure sehen viele Länder aber den Bedarf, ihn zu ergänzen. Der Weltraum werde für das Militär immer wichtiger, sagt Patriota. Fast kein Militär der Welt komme mehr ohne Satelliten aus. Und: "Je mehr im Weltraum stationiert wird, desto gefährlicher wird es auch für zivile Objekte", sagt Neuneck. So könnten durch Kollisionen Weltraumtrümmer entstehen. "Die Internationale Raumstation ISS musste schon öfter mal Manöver fliegen, um Weltraumschrott auszuweichen." Satelliten sind auch "dual use"-Objekte, die sowohl zivil als auch militärisch eingesetzt werden können, zum Beispiel als Wetter- oder als Spionagesatellit.
Wie viele Satelliten gibt es eigentlich?
Die US-Wissenschaftlervereinigung für Abrüstung und Umweltschutz "Union of Concerned Scientists" schätzt die Zahl der aktiven Satelliten im All auf knapp 2.000. Davon gehörten Russland 152, China 284 und den USA 849. Von diesen 849 würden 167 vom Militär genutzt.
Wie könnte so ein PAROS-Vertrag aussehen?
Weil die Entwicklung von Waffen so rasant voran geht, glauben viele, dass das Verbieten bestimmter Waffentypen nicht reicht. Besser sei es, allgemeiner den Einsatz von Objekten im Weltall für kriegerische Zwecke zu verbieten. Denkbar wäre etwa, alle Objekte im Weltraum zu verbieten, es sei denn, sie dienen erlaubten Zwecken: etwa der Forschung, Telekommunikation, der Geo-Ortung oder Ähnlichem.
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